Die Museumsinsel Berlin |
von Anne Pöttgen Dem Preußischen Staat und seinen Königen verdanken wir ein einzigartiges Ensemble von Museumsbauten auf einem Teil der Spreeinsel in der Mitte Berlins. Auf der Spreeinsel Der Platz, auf dem heute die „Museumsinsel“ zu finden ist, hat eine wechselvolle Geschichte. Sie beginnt mit einem Lustgarten, im 17. Jahrhundert ließ ihn der Große Kurfürst auf einem Sumpfgelände gegenüber seinem Stadtschloss gestalten. Er war umflossen vom Hauptarm der Spree und dem kanalisierten Arm Kupfergraben. Der Soldatenkönig hatte anderes im Sinn als Lustgärten, er ließ Sand aufschütten und seine Soldaten dort exerzieren. Ebenso sein Sohn, der Alte Fritz. Allerdings ließ dieser auch Theateraufführungen zu. Sein Neffe Friedrich Wilhelm II. ließ den Garten wieder herrichten, das Volk hatte immer noch keinen Zutritt. Das wurde erst anders, als das Königliche Museum gebaut wurde. Man konnte dort das Weltwunder der Biedermeierzeit bewundern, die größte Granitschale der Welt. Und die Berliner hatten auch gleich einen Namen für das Wunderwerk: Berliner Suppenschüssel. Das Königliche Museum heißt heute Altes Museum. Das Alte Museum Es wurde im Jahr 1830 als eines der ersten öffentlichen Museen Deutschlands eröffnet. Als 30 Jahre später das Neue Museum entstand, wurde aus dem Königlichen Museum das Alte Museum. Es ist einer der schönsten klassizistischen Bauten Schinkels. Es bestätigt den Ruf Berlins als Spree-Athen. Der Dom aus der Zeit Friedrichs des Großen, das Museum mit dem Lustgarten und die Ostfassade des Zeughauses bildeten eine städtebauliche Anlage von besonderer Großzügigkeit und Schönheit, die sich bis heute erhalten hat. Zunächst enthielt das Museum Kunstwerke aus dem Besitz des Königshauses. Später und noch heute zeigt es Originale und Kopien aus der griechischen und römischen Antike. Wo andere Museen voll Stolz einige Stücke zeigen, enthalten hier die Vitrinen Werke in Hülle und Fülle. Von der Kunst der Kykladen über Keramik und Bronzen bis zum berühmten „Betenden Jüngling“ aus dem dritten Jahrhundert v. Chr. Ein besonderer Genuss für weibliche Besucher: der Hildesheimer Silberschatz. Das Neue Museum 1859 vollendet und 2009 nach schweren Kriegsschäden wieder hergestellt, zeigt es heute eine der schönsten Frauen der Welt, Nofretete. Neben ihr die Sammlungen des Ägyptischen Museums und die Papyrussammlung; auch das Museum für Vor- und Frühgeschichte hat hier mehr Platz für seine Schätze gefunden als in Charlottenburg. Das Neue Museum hat seinen Namen auch darum verdient, weil es mit modernen Materialien aus industrieller Fertigung erbaut wurde, etwa mit den inzwischen entwickelten Eisenkonstruktionen. Die Website dieses Museums zeigt einen gut gemachten Rundgang durch die neuen Räume, Link dazu im letzten Abschnitt. Die Wiederherstellungsarbeit des Architekten David Chipperfield wurde bereits mit Preisen ausgezeichnet: „Es ist gelungen, einen Meilenstein des Klassizismus und der industriellen Bauweise zu erhalten ….Chipperfield hat die dramatische Geschichte des Gebäudes nicht übertüncht“ sagte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger. Die Alte Nationalgalerie Zur Nationalgalerie habe ich als Düsseldorferin eine besondere Beziehung. Zu den ersten Werken im Haus gehörten Kartons aus dem Nachlass von Peter Cornelius, dem ersten Direktor der später weltberühmten Düsseldorfer Kunstakademie. Ziemlich karg sah es Anfang der Achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts aus, als ich einem Museumsangestellten den Katalog „Düsseldorfer Malerschule“ überbrachte. Einige reizende Prinzessinnen, geschaffen vom bedeutendsten Bildhauer des Klassizismus, Johann Gottfried Schadow, standen in einem dunklen Saal, den sie mit ihrem schneeweißen Marmor erhellten. Heutzutage gibt es wieder einen reichen Schatz an Werken des Neunzehnten Jahrhunderts, auch von Künstlern der Düsseldorfer Malerschule, ebenso die der Vorläufer, nämlich der – leider häufig belächelten – Nazarener. Zu den Höhepunkten in der Nationalgalerie gehören Bilder von Caspar David Friedrich, etwa der Mondaufgang über dem Meer oder die Frau am Fenster. Das Bode-Museum Bei seiner Eröffnung 1904 hieß dieses Haus Kaiser-Friedrich-Museum, anfangs der DDR-Zeit „Museum am Kupfergraben“; 1956 wurde es nach Wilhelm von Bode, dem früheren Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen benannt. Es nimmt die nördliche Spitze der Museumsinsel ein. Nach seiner Renovierung hat es 2006 die Skulpturensammlung und das Museum für Byzantinische Kunst aufgenommen. Sein erster Bestand stammte aus brandenburgisch-preußischen Kunstkabinetten. Ein Glanzstück in dem im neobarocken Stil gestalteten Museum ist das Tiepolo-Kabinett mit 22 Tiepolo-Fresken, die Bode in Italien kaufen konnte. Pergamonmuseum Hundert Jahre nach dem Alten Museum – 1930 - wurde das Pergamonmuseum eröffnet. Kriegsbedingt hatte es eine Bauzeit von 20 Jahren. Ein Vorgängerbau, der auch schon den Pergamonaltar enthielt, war baufällig und zu klein geworden. Insgesamt haben hier drei Museen Platz gefunden: die Antikensammlung mit ihren Skulpturen, das Vorderasiatische Museum und das Museum für islamische Kunst. Glanzpunkte sind der Pergamonaltar, das Markttor von Milet und das Ischtartor mit der Prozessionsstraße. Obwohl ich das Museum in den Jahren nach dem Mauerfall mehrfach besucht habe, kenne ich nur diese drei „Glanzpunkte“. Zu mehr reichte meine Zeit nicht. Das Museum schloss um 17 Uhr und ich hatte vorher Pflichten zu erledigen. Das Ischtartor und die Prozessionsstraße waren immer mein Hauptinteresse. Auch wenn man weiß, dass nur ein Teil der Anlage echt und alt ist, noch dazu aus kleinsten Teilchen zusammengesetzt, fand ich es immer wieder überwältigend. Zukunftspläne Bis zum Jahr 2015 sollen die Renovierungs- und Ergänzungsarbeiten auf der Museumsinsel abgeschlossen sein. Ob auch der inzwischen recht langweilige Lustgarten noch einmal umgestaltet wird? Links Entwicklung der Museumsinsel Das Alte Museum Das Neue Museum Die Alte Nationalgalerie Das Bode-Museum Das Pergamonmuseum Die Zukunft Die Fotos von Leonie Beutler, Praefcke, Lestath und SansCulotte unter der Lizenz CC Alle anderen gemeinfrei |
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