Digitale Museen
                                von Liane Rohn
Mit dem Aufkommen des WWW wurde der Begriff "virtuelle Museen" geboren, gebraucht und Anfang der 90iger Jahre rasch in das museale Vokabular aufgenommen.
 

Bedeutung und Ziel
Museen im herkömmlichen Sinne erinnern und bewahren mit Hilfe fassbarer, materieller Gegenstände, sind nach Fr. Waidacher Bedeutungsträger, nach K. Flügel Träger von Kultur.
Die Erkenntnis des Zieles von Museen geht über das "was" hinaus, wird zum "für wen" ausgedehnt.
Mit dem EDV-Einsatz in Museen beginnt zunächst die Digitalisierung von Museumsdokumentationen. Die Flut erklärender elektronischer Informationen zu den Inhalten der physischen Museen war der Beginn virtueller Museen.

Für und Wider

Walter Benjamin schrieb bereits 1936 kritisch zum Zeitalter der Reproduzierbarkeit des Kunstwerkes, sie ließe deren "Aura verkümmern ja zerstören". So betrachtet ist dies ein bedenkenswertes Kriterium zum realen Museum.
Andererseits gleichen vermehrte Informationen des virtuellen Museums diesen Verlust auf vielfältige Weise wieder aus. Beispielsweise ist auf dem starkumkämpften Informationsmarkt (Marketing) das Publikum fast unbegrenzt erreichbar. Das digitale Abbild bietet durch Flexibilisierung (Bewegungstechnik) und wachsenden Informationsgehalt unterschiedlichste Handhabungen der Informationsbedürfnisse.

Absicht
Meine Absicht, digitale Museen als Kulturlandschaft zu beschreiben, zielt auf jene Besucher (manche nennen sie bereits Klienten oder Kunden) ab, die aus verschiedenen Gründen an dieser Form von "Museumsbesuchen" interessiert bzw. darauf angewiesen sind.
Dass Deutschland mittlerweile zu den dichtesten virtuellen Museenlandschaften zählt, sei am Rande erwähnt.

Qualität
Digitale Museen zeigen und erklären die Kulturlandschaft bereits in hochentwickelter Vielfältigkeit. Die globale Vernetzung führt darüberhinaus zu sich ständig erweiternden Informationsdarbietungen von Themen aller Interessensgebiete.
Dass die Atmosphäre realer Museen nicht vermittelt werden kann, soll immer wieder erwähnt werden.

Vorzügliche Präsentationen
Ein Beispiel unter zahlreichen für präzise virtuelle Darstellungen im Netz ist das bereits 1995 gegründete "Virtuelle Museum der Wissenschaften" (siehe Quelle).
Es umfasst die Bereiche Kultur, Physik, Chemie, Medizin und Nostalgi. Allein die hervorragenden Darstellungen der Gipsabguss-Sammlung (unter Kultur), die eine Anzahl bedeutender Personen von der Antike bis zur Neuzeit zeigt, unter Zuhilfenahme modernster Bewegungstechniken, sind "ein Besuch" wert.
Unter Nostalgie sei zum Beispiel die Erfindung und Weiterentwicklung des Mikroskops erwähnt, die Geschichte des ersten diagnostischen Werkzeugs (Hans Janssen 1595).

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Foto Erich Kasten, pixelio


Eine ansprechende virtuelle Darstellung ist das Schloss Hohentübingen. Die Geschichte der Menschheit ist eine Entdeckungsreise von der Frühzeit bis zur Ethnologie, bietet dem Betrachter Hilfsmöglichkeiten an, sich im Schloss vom selbstgewählten Ausgangspunkt an von Raum zu Raum visuell zu bewegen.
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Foto A. Kniesel, CC


Wem die Geschichte Preußens am Herzen liegt, kann genauso einen Blick auf die Burg Hohenzollern werfen, im Januar 2010 vom Zellerhorn gesehen.
Eines kann und darf nicht unerwähnt bleiben: banale Hinweise über Öffnungszeiten, Eintrittspreise oder Adressenangaben für die realen Museen erscheinen gelegentlich.

Fazit
Die Stärken und Schwächen virtueller Museen bewegen sich zwischen verbesserter Entwicklung der Informationstechnologie und mehrdimensionalen Darstellungen der Objekte.
Virtuelle Museen haben unter anderem den nicht unwichtigen Vorteil: Besuche realer Museen im Internet in aller Ruhe zu vertiefen.
Ob physische Museen oder das virtuelle, digitale, elektronische, online-, Web- Hypermedia-Museum, zusammengefasst „Museumspräsentation im Internet" - beides wird seine Daseinsberechtigung über absehbare Zeit hinaus haben. Zumal durch zunehmende elektronische Führungen in der realen Museumswelt die Übergänge zu digitalen Museen teilweise fließend verlaufen.
Am Ende der Entwicklung vom herkömmlichen zum virtuellen Museum könnte das orts- und zeitungebundene Online-Museum, das " Weltmuseum ohne Wände" stehen. Folgenden Hinweis bitte ich immer wieder zu bedenken:
Reproduktionstechnik erweitert das Sehen, entbehrt jedoch das physische Spüren.

Links
Das Virtuelle Museum der Wissenschaft

Schloss Hohentübingen

Preussen

Antikensammlung Erlangen

Bilder:
Pixelio

CC


 
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