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Themenkomplex A
Heimat in der Sprache - Begriffe, Definitionen, Literatur
 


Beiträge zum Themenkomplex

Die auf dieser Seite gesammelten Beiträge beziehen sich auf den Themenkomplex A. Sie können jedoch auch Gedanken und Feststellungen zu anderen Themenkomplexen enthalten. Ebenso ist es möglich, dass sich in Beiträgen, die anderen Themenkomplexen zugeordnet wurden, Informationen mit Relevanz für diesen Komplex finden.
In Ausnahmefällen wird auf wichtige Beiträge in anderen Themenkomplexen am Ende der nachfolgenden Liste verwiesen.

  • A01   Peter Joksch, 14.09.2000, Heimatbegriff
  • A02   Volkmar Gimpel, 16.09.2000, Heimatbegriff und Literatur
  • A03   Angenita Stock-de Jong, 17.09.2000, Heimatbegriff
  • A04   Peter Joksch, 21.09.2000, Heimatbegriff im Polnischen
  • A05   Peter Joksch, 21.09.2000, Heimatbegriff und Literatur
  • A06   Volkmar Gimpel, 23.09.2000, "Heimat" bei Heine
  • A07   Angenita Stock-de Jong, 26.09.2000, Heimatbegriff und Literatur
  • A08   Peter Joksch, 07.10.2000, Fragebogen an eine Slowenin
  • A09   Christian Carls, 30.10.2000, Heimat als Utopie
  • A10   Dieter Böckmann, 30.10.2000, Was bedeutet "heimisch"?
  • A11   Dieter Böckmann, 02.11.2000, Heimat auf Französisch
  • A12   Maria Burkard, 08.11.2000, Heimat als Utopie
  • A13   Maria Burkard, 12.11.2000, Heimat im Französischen
  • A14   Angenita Stock-de Jong, 24.11.2000, Heimat im Arabischen
  • A15   Angenita Stock-de Jong, 28.11.2000, Heimat und Literatur - Hermann Hesse
  • A16   Angenita Stock-de Jong, 29.11.2000, Heimat und Literatur
  • A17   Angenita Stock-de Jong, 30.11.2000, Heimat und Literatur
  • A18   Angenita Stock-de Jong, 01.12.2000, Heimat und Literatur
  • A19   Maria Burkard, 15.12.2000, Heimat in der mittelhochdeutschen Literatur
  • A20   Maria Burkard, 15.12.2000, Heimat in der Literatur
  • A21   Angenita Stock-de Jong, 22.01.2001, Heimatbegriff in der polnischen Sprache
  • A22   Madeleine Dauteuille, 12.03.2001, H  wie  H E I M A T   ---  H  wie  HEXAGONE
                Deutsche Übersetzung
                Französischer Originaltext
  • A23   Angenita Stock-de Jong, 11.02.2001, "Sprache" als Heimatbegriff
  • A24   Dieter Böckmann, 13.05.2001, Heimat - aus französischer Sicht
  • A25   Dieter Böckmann, 20.05.2001, Nachtrag zu "Heimat / Französisch"
  • A26   Madeleine Dauteuille, 16.02.2002, Heimweh eines französischen Dichters
              aus dem XVI. Jahrhundert
  • A27   Madeleine Dauteuille, 15.04.2001, "TOUR DE FRANCE" in Büchern, Liedern
              und Chansons: eine Heimatreise
      Interessante Beiträge aus anderen Themenkomplexen:
  • C11   Volkmar Gimpel, 29.09.2000, Fremde in Deutschland - Deutsche in der Fremde


A01   Peter Joksch schrieb am 14.09.2000:

Heimatbegriff

Liebe Mitstreiter im Heimatprojekt,
nun setze ich einfach einmal ein paar Gedankensplitter in das von Christian geschaffene Diskussionsforum. In der Stadtbücherei von Tettnang fand ich das Buch: Heimat. Neue Erkundungen zu einem alten Thema; Hrsg. H. Bienek; 1985 und im Handel leider nicht mehr erhältlich. Es enthält Beiträge verschiedener Schriftsteller zu diesem Thema.
Für mich besonders interessant und neu war die Erkenntnis, dass es den Begriff "Heimatrecht" schon viel früher aber in völlig anderer Bedeutung gab.

Zitat 1: Landbesitz galt auch als Heimat und der Besitzer hatte Heimatrecht. Als heimatlos galten die nachgeborenen Nichterben sowie Handwerksgesellen, Dienstboten, Vagabunden, Gelegenheitsarbeiter, entlassenen Strafgefangene. (W. Jens; Nachdenken über die Heimat, in: H. Bienek; Heimat; S. 14)

Zitat 2: Das Heimatrecht könne nur jemand erwerben, der zum ersten bescheidene Kapitalien aufbringen, zum zweiten Atteste über seine Moralität vorweisen kann und zum dritten in der Lage sei zu lesen, zu schreiben, bis zur Regel de tri einschließlich zu rechnen und einen einfachen deutschen Aufsatz zu machen. (Frh. Vom Stein, zitiert v. W. Jens; a.a.O. S. 15).

Zitat 3: Die relativ enge Bindung des Begriffs Heimat an Eigentum und Besitz zeigt sich u. a. in den Bestimmungen zum Heimatrecht, das in den dt. Ländern bis über die Mitte des 19. Jh. galt. Wer Grundeigentum in einer Gemeinde hatte, kam automatisch in den Genuss des Heimatrechts mit der Erlaubnis zur Verheiratung und Niederlassung und zur Ausübung eines Gewerbes; im Falle der Verarmung war Versorgung durch die Gemeinde vorgesehen. Besitzlose (Gesinde, Tagelöhner, ehemalige Soldaten) waren als Heimatlose von diesen Rechten ausgeschlossen. Durch diese Auffassung ergab sich auch die spätere ideologische Ausformung: Proletarier = vaterlandslose Gesellen; Das Wahlrecht war an den Besitz gebunden; Fremdenhass; Heimatverteidigung. (Brockhaus Enzyklopädie; 1997; S. 631/632).

{Der Begriff "vaterlandslos" kommt m. W. allerdings aus dem Kommunistischen Manifest - Proletarier haben kein Vaterland - und wurde von Bismarck gegen die Sozialdemokratie benutzt}.

Zum Wort Heimat gibt es folgende Hinweise:
Gehört sprachgeschichtlich zu heim (mit indogermanischer Verwandtschaft; s. a. engl. home) Wortstamm: heimüete; heimot; (Staats - Lexikon; Herder - Verlag; Sp. 1235).

Heimat; ahd. heimoti; mhd. heimôte und heimote neben heimôt und heimuôt (Grimmsches Wörterbuch).

Heimat ist ein deutsches Wort, das sich in keine andere Sprache wirklich übersetzen lässt (H. Bienek; Heimat; 1985; S. 7).

Dann habe ich noch in Langenscheidts Großwörterbuch, 1987, deutsch - italienisch hineingeschaut. Dort fand ich Folgendes.
Heimat (land) natio, patria, paese, terra natia, casa.
Nach meiner Kenntnis der italienischen Sprache haben alle diese Wörter auch eine andere Bedeutung und sind mit dem deutschen Wort Heimat nicht gleichzusetzen.

So, damit sei die Diskussion angestoßen. Da die Gruppe Heimatbegriff derzeit nur aus Volkmar und mir - Stefan ist Kiebitz - besteht, sind wir auf Mitarbeit von außerhalb angewiesen.
Wir freuen uns darauf.
Herzliche Grüße Peter

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A02   Volkmar Gimpel schrieb am 16.09.2000:

Heimatbegriff und Literatur

Im Lexikon "DER BROCKHAUS in drei Bänden", Mannheim 1991, findet sich unter dem Stichwort Heimatkunst folgende Definition für Heimatliteratur:
    In der Literatur eine in Volkstum und heimatlicher Landschaft wurzelnde Dichtung, die leicht der Gefahr der Idyllisierung des Dorf- und Landlebens verfällt und sich auch für Ideologisierungen anfällig gezeigt hat. Die Heimat war selbstverständlicher Rahmen vieler Schriftsteller des 19. Jh. z. B. J. P. Hebel, L. Anzengruber, J. Gotthelf, L. Ganghofer). Ende des 19. Jh. wurde Heimatliteratur vor allem von F. Lienhard und A. Bartels zum Programm erhoben. Der Dekadenzdichtung, Symbolismus und Naturalismus der Großstadt sollten ideale Werte entgegengestellt werden. Bartels vertrat eine stark völkische Richtung, woran die Blut-und-Boden-Dichtung des Nationalsozialismus anknüpfte.
Ich habe daraufhin ausgewählte Werke verschiedener deutschsprachiger Autoren vom Mittelalter bis zur Gegenwart nach dem Auftreten des Begriffs "Heimat" und damit zusammengesetzter Begriffe wie "Heimatland", "Heimatgefühl" usw. durchgesehen. Das Ergebnis erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, dazu fehlt einfach die Zeit. Ich bin auch kein Literatur- oder Sprachwissenschaftler, der solche Recherchen mit der Systematik und dem Instrumentarium seiner Wissenschaft durchführen kann.

In der antiken Literatur gibt es diese Begriffe nicht, da es für das deutsche "Heimat" im Lateinischen oder Griechischen keine Entsprechungen gibt. Das lateinische "patria" bedeutet ja "Vaterland" - wenn es auch manchmal mit "Heimat" übersetzt wird - und findet sich in dieser oder ähnlicher Form in modernen romanischen Sprachen.
In der deutschen Übersetzung des Tatenberichts des Augustus/Res gestae Augusti (Reclam Universalbibliothek Nr. 9773, Stuttgart 1975) bin ich auf "Heimatorte" (Kap. 3) und "Heimatstädte" (Kap. 16) gestoßen. Die Verwendung dieser Begriffe für das lateinische "municipium" soll vermutlich dem besseren Verständnis des in beiden Kapiteln beschriebenen Vorgangs der Zurückführung entlassener Soldaten nach Ableistung des Militärdienstes für den deutschen Leser dienen.

Das Mittelalter wollte ich ursprünglich ganz weglassen. Aber Peters Beitrag vom 14.09. und seine Feststellungen zum Ursprung des Wortes "Heimat" im Alt- und Mittelhochdeutschen ließ mich doch bei verschiedenen Dichtern dieser Zeitperiode (750 bis 1650) nachschauen. In ca. 25 Liedern und Gedichten habe ich nichts gefunden.

Wenn die Klassiker der deutschen Literatur, besonders Goethe und Schiller, den Begriff "Heimat" in ihren Werken verwendet haben, dann sicher sehr sparsam. Bei einem ersten Zugriff ist er mir nicht begegnet.

Auch bei Heine habe ich das Wort nicht gefunden, obwohl er in vielen Gedichten die heimatlichen Landschaften, die Menschen der Heimat und die deutsche Sprache behandelt. Beispiele sind Deutschland - Ein Wintermärchen und Nachtgedanken.

Bei vielen Autoren des 19. Jahrhunderts, besonders dessen zweiter Hälfte und des 20. Jahrhunderts wird der Begriff "Heimat" mehr oder weniger häufig gebraucht. Genannt seien hier Hölderlin, Brentano, Eichendorf, Möricke, Storm, Keller, Fontane, Scheffel, C.F.Meyer, v.d.Vring, Becher, Brecht, Huchel, Hermlin. Das bestätigt die eingangs zitierte Textstelle aus dem BROCKHAUS und hängt zweifellos damit zusammen, dass im 19. und 20. Jahrhundert die Industrialisierung zu einem tiefgreifenden Strukturwandel der Gesellschaft führte.

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass Hoffmann von Fallersleben in der 3. Strophe des Deutschlandliedes, dem Text der Nationalhymne der Bundesrepublik, das Wort "Vaterland" ebenso gebraucht hat wie später Johannes R. Becher in der Nationalhymne der DDR.

Nicht untersucht habe ich Beispiele der Gegenwartsliteratur. Es wäre sicher interessant, das noch zu tun.

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A07   Angenita Stock-de Jong schrieb am 26.09.2000:

Heimatbegriff und Literatur

Bei meinen Recherchen zur Literatur bin ich auf Heinrich Böll gestoßen. In seinem "Essayistische Schriften und Reden I, 1952-1963, Werke 7, fand ich: "Heimkehr in die Fremde", über Cesare Pavese, "Junger Mond" (1954), S. 137-138.
Dieser Roman handelt von einem Mann, der als armer Junge auswanderte, kehrt reich aus Amerika heim und versucht nun, zu genießen, was er als Kind - er wuchs als "Bankert" (= die keine Heimat haben) bei fremden Eltern auf - vermißte: das Gefühl, zu dieser Erde zu gehören. Er sucht die Heimat, nicht die, die er verlor, sondern die, die er nie hatte.
    "So lange", sagt er, "habe ich geglaubt, diese Dorf sei die ganze Welt. Nun ich die Welt wirklich gesehen habe, weiß ich nicht, ob ich als Junge mit diesem Glauben so unrecht hatte."
Ferner möchte ich auf die Rede auf dem Internationalen PEN-Kongreß Jerusalem "Ich bin ein Deutscher" (1974) von H. Böll aufmerksam machen. Er geht dort ausführlich ein auf : In der Fremde, fremd, ein Fremder sein, aber auch auf Sprache und ob das Wort "bodenlos" ein deutsches Wort ist, was nicht übersetzbar wäre. Er spricht von Menschen, die auf der Flucht sind, eine neue Heimat suchen. Über die Sprache sagt er:
    Sprache ist das leichteste Gepäck, und eine schwere Last, wenn man in die Fremde kommt, und mitnehmen kann man fast immer nur, was man im Kopf und im Herzen hat: die Mythen und Märchen, die Erinnerungen, eigene und die Erinnerungen anderer, mit denen man die Sprache gemeinsam hat. Es ist ja kein Zufall, dass jede Unterdrückung mit der Unterdrückung der Sprache anfängt, und damit auch der Unterdrückung der Literatur, wenn man unter Literatur nicht ausschließlich das Geschriebene versteht.
Aus Heinrich Böll, Essayistische Striften und Reden III, 1973-1978, Werke 9, S. 175-181.

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A08   Peter Joksch schrieb am 07.10.2000:

Fragebogen an eine Slowenin

Mein Sohn hat eine slowenische Schulfreundin, der ich einen Fragebogen zugemailt habe. Hier auszugsweise das Ergebnis:
Die Frau ist 34 Jahre alt, kam mit 5 Jahren nach Deutschland und musste mit 16 Jahren mit ihren Eltern wieder nach Slowenien zurück. Dort ist sie seit nunmehr 18 Jahren ansässig. Die Grundschule hat sie in Deutschland besucht. Eine weiterführende Schule 5 Jahre in Deutschland und 4 Jahre in Slowenien. Ihre Berufsausbildung hat sie in Slowenien gemacht. Sie hat einen slowenischen Pass, spricht fließend Deutsch und Slowenisch sowie Englisch.
Sie bezeichnet Slowenien als ihre Heimat. Gründe: Ihre Familie (Mann und Tochter), ihr Arbeitsplatz, ihre Freunde.
Deutschland ist für sie eine schöne Erinnerung, Slowenien ist ihre Heimat.

Heimat heißt auf slowenisch, schreibt sie, DOMOVINA (dom = Heim). Das Wort habe keine Nebenbedeutung sondern die gleiche Bedeutung wie im Deutschen.
Besonders gut versteht sie sich mit Sloweninnen und Slowenen, die auch in Deutschland waren. Es gäbe hier einen gemeinsamen Nenner, den sie zärtlich "Deutschlandschaden" nennt. Man unterscheide sich von denen, die nie im Ausland waren.
Sie schreibt: es ist schön 2 Sprachen zu sprechen. ABER ICH HOFFE, ICH WERDE DAS MEINER TOCHTER NIE ANTUN.
Für mich war dieser Umzug nach Slowenien die schmerzlichste Erfahrung bisher.
Es sind keine großen Unterschiede; es sind die Kleinigkeiten, wie die Leute denken, wie man die Freizeit verbringt, der Humor ist anders, ...

Ich finde solche Aussagen ungemein interessant.

Gruß   Peter

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A09   Christian Carls schrieb am 30.10.2000:

Heimat als Utopie

Hallo,
es gibt ein neues Buch von Bernhard Schlink, das vielleicht spannend ist für unser Thema. Ich werde es mir dieser Tage mal kaufen und berichten, was drinsteht. Vielleicht hat jemand Lust, es mitzulesen?!
Viele Grüße - Christian

Dazu eine Besprechung von Peter Lösche

Sehnsucht

"Heimat" – ein deutsches Wort


BERNHARD SCHLINK: Heimat als Utopie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000. 50 Seiten, 10 Mark.

Der Zufall treibt mir diesen wunderbaren Essay in die Hände – und Zufall ist bekanntlich das, was einem zufällt. Bernhard Schlink entfaltet einen Gedankengang, in dem er die tief gründelnde deutsche Seele antupft, durch unsere politische Kultur pflügt und die politische Ideengeschichte aufnimmt – vom philosophischen Idealismus des vorigen Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Kategorien werden durcheinander gewirbelt, in Frage gestellt und bestätigt. Der Autor spielt mit ihnen, kokettiert mit dem Leser, argumentiert augenzwinkernd, dann wieder ganz ernst, man weiß nicht genau, woran man ist und was Schlink denn nun eigentlich meint.
Was ist Heimat? Eine Utopie? Man stutzt, fühlt sich provoziert, vielleicht auf die Schippe genommen. Wenn Heimat Utopie ist, dann existiert sie nicht, ist ein Nichtort, ist nirgendwo und doch Realität: Man erlebt sie nämlich dann am intensivsten, so Schlink, wenn man fort ist und sie einem fehlt. "Das eigentliche Heimatgefühl ist das Heimweh." Heimat wird in Abwesenheit mit Hoffnung, Sehnsucht, Traum, Unerfülltheit und Unerfüllbarkeit verbunden, scheint etwas Melancholisches mit sich zu führen, ist verbunden mit den Erfahrungen von Verlust, Suche und Heimatlosigkeit – so alt wie etwa das Judentum. Denn: „Heimat" scheint erst Sinn zu machen durch seinen Gegenbegriff: „Exil". Indes geriert „Heimat" sich auch ganz konkret, handfest, anschaulich, nämlich als Kiez, Stadt, Landschaft, in denen wir leben – gegenständliche Orte also. Gibt es dann so etwas wie ein Menschenrecht auf Heimat? Schlink bejaht die Frage, denn in diesem Menschenrecht sei sowohl die elementare Bedeutung als auch die utopische Qualität von Heimat aufgehoben.
Wehe jedoch, wenn Heimat, Sehnsucht nach Heimat, die Erfahrung des Exils "in Ideologie umschlagen und furchtbar werden". Schlink: Der deutsche Nationalismus war schön, solange seine Sehnsucht unerfüllt blieb. "Mit der Schaffung des Deutschen Reichs wurde er auftrumpfend, anmaßend und gierig."
Elegant und mit intellektueller Leichtigkeit jongliert Schlink mit einem urdeutschen Begriff, dem Leser zum Genuss. Im Jargon des Literaturwissenschaftlers: Der Heimatbegriff wird destruiert und rekonstruiert. Der pädagogische Zeigefinger ist gelegentlich nicht zu übersehen. Und schließlich stellt sich doch die Frage: Ist "Heimat" nicht eine deutsche Mystifikation? Was eigentlich heißt "Heimat" auf Englisch? Home? Home Town? Homeland? Da scheint immer nur die manifeste, elementare Seite des Begriffs auf, nicht die romantische, die sehnsuchtsvolle. „Home" – das meint eben zuerst, vor allem und ganz banal „Haus". Pointe des geistvollen Essays von Schlink: Er stellt die überarbeitete und erweiterte Fassung eines Vortrags dar, der in der American Academy in Berlin auf Englisch unter dem Titel „The Place of Heimat" gehalten wurde. "Heimat" also nicht übersetzbar, deutsches Unikat?

PETER LÖSCHE

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A12   Maria Burkard schrieb am 08.11.2000:

Heimat als Utopie
Bemerkungen zu Bernhard Schlink

Die Gedanken Schlinks passen ausgezeichnet zu unserem Thema und drücken wahrscheinlich genau das aus, was uns an kritischer Betrachtung noch fehlt. Ich will deswegen versuchen, einiges zusammenzufassen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Der Text ist die überarbeitete Fassung eines Vortrags, der unter dem Titel "The place of Heimat" am 16. 12. 1999 in der American Academy in Berlin gehalten wurde. Die Tatsache, dass in diesem englischen Titel ein deutscher Begriff auftaucht, unterstreicht die von uns ja schon häufiger gemachte Feststellung, dass sich eine Entsprechung des Begriffes "Heimat" in keiner anderen Sprache findet.
Schlink gliedert seine Ausführungen in 11 Kapitel, die sich allerdings nicht logisch aneinanderreihen, sondern eher als Aspekte zu sehen sind, die seine These untermauern. Diese findet sich in dem Zitat, das der Verlag als Nachwort gewählt hat:
    So sehr Heimat auf Orte bezogen ist, Geburts- und Kindheitsorte, Orte des Glücks, Orte, an denen man lebt, wohnt, arbeitet, Familie und Freunde hat - letztlich hat sie weder einen Ort, noch ist sie einer. Heimat ist Nichtort, Heimat ist Utopie.
Ausgangspunkt der Überlegungen ist die Erfahrung, dass es in den neuen Bundesländern immer wieder Menschen gibt, die sagen, sie fühlten sich im Exil, obwohl sie leben, wo sie schon immer lebten, wohnen, wo sie schon immer wohnten und obwohl sie vielleicht noch nicht einmal ihre Arbeitsstelle gewechselt haben. Sie fühlen sich in der Fremde, weil sie nach Gesetzen leben müssen, die sie nicht selbst gemacht haben und über deren Auslegung und Anwendung sie nicht selbst entscheiden. Schlink ergänzt diese Bedeutung des Exils, indem er auf den gängigen Gebrauch hinweist: Angehörige von Minderheiten in einer fremden Umgebung, aber er bezieht auch andere Gruppierungen ein, so Frauen in einer von Männern bestimmten oder Alte in einer dem Jugendkult und dem Konsum huldigenden Gesellschaft. Er verbindet also den Begriff "Heimat" mit seinem Gegenbegriff "Exil". Im Exil sehnt man sich nach der Heimat zurück.
Um das "Exil" zu erläutern erinnert Schlink an marxistische und existenzialistische Entfremdungserfahrungen:
    Exil ist eine Metapher für die Erfahrung der Entfremdung, die so existenziell und universell ist, dass sie keinen Ort braucht und auch keine Heimat als Gegenort. ... Sie war ohne Ortsbezug, war Erfahrung der Ortlosigkeit.
Das Proletariat als Klasse impliziert die Universalität der Menschheit, greift über alle Länder, alle Grenzen, alle Orte hinaus. Ähnlich ist die existenzialistische Erfahrung ein Heraustreten aus allen vorgegebenen Zusammenhängen und Ordnungen und Ortungen des Seins, die Erfahrung der ortlosen Vereinzelung und Einsamkeit vor Gott und dem Nichts. So war Ortlosigkeit in unserem Jahrhundert oft die intellektuelle Erfahrung schlechthin.
Nach diesem Exkurs versucht Schlink den Wandel des Heimatbegriffes im Nachkriegsdeutschland zu skizzieren, er weist darauf hin, dass es gerade den Intellektuellen nicht leicht fiel, sich mit Begriffen wie Exil, Freiheit, Nationalismus, Heimat auseinander zu setzen, dass sie als Kinder der diskreditierten Nation mit besonderem Engagement Europäer oder Atlantiker oder am liebsten Weltbürger waren. Er sieht allerdings auch Veränderungen, so einen erneuten, wenn auch regional geprägten Ortsbezug in den siebziger Jahren. Der Tatsache, dass in den neunziger Jahren überall das Nationale, der Patriotismus an Relevanz gewannen, müssen auch die deutschen Intellektuellen Rechnung tragen.
    Seit dem Ende der Teilung ist die Nation wieder eine Realität, mit der wir uns zwar noch schwer tun, der wir uns aber nicht mehr in europäische oder atlantische Zugehörigkeiten ... entziehen können.
Schlink sieht eine Verlagerung, eine Konkretisierung der Gefühle. Die Orte, an denen wir wohnen und arbeiten, die Kieze, Städte und Landschaften, in denen wir leben, werden zur Heimat oder zum Exil, je nachdem wir sie empfinden.
    In der Uniformisierung und Anonymisierung der Lebenswelt wird Entfremdung konkret vor Ort erfahren. Entsprechend richtet sich auch die Sehnsucht nach nichtentfremdetem Leben nicht mehr auf abstrakte Mächte und Kräfte, ... sondern auf konkrete Orte, auf die Religion, die Stadt, den Kiez. Diese sollen Individualität besitzen und ausstrahlen und Geborgenheit und Behaustheit vermitteln. ... All das ist eine Reaktion auf die Zunahme von Mobilität und Flexibilität, die immer wieder Abschiednehmen, Unterwegs-Sein, Sich-Umstellen verlangen. Auch das ist eine konkrete Erfahrung von Entfremdung der Lebenswelt und weckt die Sehnsucht, sich jeweils am konkreten Ort heimisch zu machen.
Statistische Umfragen führen zu der Erkenntnis, dass Heimat viele Orte hat:
    ...den Wohn- und den Geburtsort, den Ort, an dem die Familie lebt, die Orte, an denen die Freunde leben. Jeder hat einen oder mehrere dieser Orte, und wenn man einen verliert, kann man an seiner Stelle einen anderen suchen: Einen neuen Wohnort, neue Freunde, eine neue Familie. Auch das Exil ist ein Ort, an dem gewohnt wird und es Familie und Freunde gibt
. Entscheidend ist also weniger, wo der Ort ist, als vielmehr, dass man einen solchen Ort hat, an dem man einer Gemeinschaft zugehört, in ihr anerkannt und mit ihr verbunden ist. Die Heimaterfahrungen werden aus der Distanz gemacht, wenn das, was Heimat jeweils ist, fehlt oder für etwas steht, was fehlt. Oft werden auf die Frage nach Heimat Erinnerungen genannt, so steht etwa der Geburtsort für die Kindheit, oder der Wohnort wird Heimat, wenn man anderswo ist. Immer wieder ist Heimat die Erinnerung an die unwiederbringliche Kindheit oder an andere Lebensabschnitte unwiederbringlichen Glücks.
Der Zauber kann sich allerdings als trügerisch erweisen. Oft gilt die Sehnsucht nicht der wirklichen, sondern einer geträumten Heimat, die besser war als die wirkliche. Lehrstück hierfür ist die Wiedervereinigung. Nach dem Fall der Mauer zeigte es sich, dass es trotz aller Bereitschaft der Deutschen, die Teilung zu akzeptieren, doch eine große Sehnsucht nach dem jeweils anderen Teil und den Deutschen dort gegeben hatte. Sie wurde sichtbar an der Neugier aufeinander, der Freude, mit der man einander in die Arme fiel, der Lust auf die Städte der anderen, der Bereitschaft, miteinander zu reden und voneinander zu lernen. Die Enttäuschung war unvermeidlich, die jeweiligen Träume entsprachen nicht der Wirklichkeit.
    Was sehnsüchtig als intakt und heimat-lich-zu-gehörig phantasiert worden war, entpuppte sich als schwierig und fremd.
    Also wurde das Bild der Heimat in einem Gemisch von Erinnerung und Sehnsucht festgehalten und entrückt; statt in ihr lebt der Ostdeutsche im Exil.
Damit sind wir wieder am Ausgangspunkt: Heimat ist Utopie.
    Am intensivsten wird sie erlebt, wenn man weg ist und sie einem fehlt; das eigentliche Heimatgefühl ist Heimweh. Aber auch wenn man nicht weg ist, nährt sich das Heimatgefühl aus Fehlendem, aus dem, was nicht mehr oder noch nicht ist. Denn die Erinnerungen und Sehnsüchte machen den Ort zur Heimat.

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A15   Angenita Stock-de Jong schrieb am 28.11.2000:

Heimat und Literatur - Hermann Hesse

Zur Zeit beschäftige ich mich mit dem Leben und den Werken des deutschen Schriftstellers Hermann Hesse (1877-1962).
Sein Werk ist Innenschau. Es ist der "Weg nach innen", der Weg, der aus dem lauten Getriebe der Welt in die Tiefen der eigenen Seele zurückkehrt, um hier die Ruhe und die Sicherheit, aber zugleich auch den Zusammenhang mit dem verborgnen Weltgrund selber zu finden, der in der Unruhe des äußeren Lebens verlorengegangen war. So ist es zugleich der Weg des Menschen zu sich selber, zu seinem wahren Wesen, von dem er sich im Getriebe der Welt nur allzuweit entfernt hatte, der Weg zurück also in die wahre Heimat des Menschen, die er verlassen hatte und in der er doch allein sein eignes Wesen voll entfalten kann. Man möchte ihn auch als Weg in die Stille bezeichnen (Bollnow, O.F. 1953, Unruhe und Geborgenheit S.31).
An dieser Stelle möchte ich auf den reinsten Vertreter deutscher Frühromantik Novalis (1772-1801) hinweisen. In seinem Werk "Heinrich von Ofterdingen" heißt es in den Versen aus den "Hymnen an die Nacht":
    Die Lust der Fremde ging uns aus,
    zum Vater wollen wir nach Haus (I,65)
    ,
wobei im Zusammenhang der "Hymnen" der Weg der Rückkehr zur "Heimat" nur durch das Tor des Todes führt. Entsprechend klingt auch im "Heinrich von Ofterdingen" das Lied des Bergmanns aus:
    Das Meer trägt auf weichen grünen Schwingen
    zurück uns in der Heimat Schoß (I,155)
    .
An einer anderen Stelle heißt es:
    Heinrich kehrt wie in eine alte Heimat in sein Gemüt zurück.
In seinem Werk "Demian" zitiert Hesse an einer Stelle Novalis:
    Heim kommt man nie,...aber wo befreundete Wege zusammenlaufen, da sieht die ganze Welt für eine Stunde wie Heimat aus.
Für Hesse ist die Verlorenheit in der Welt der Ausgangspunkt, bei dem seine Aufgabe einsetzt: nämlich aus der Fremde in die Heimat zurückzufinden.
In "Camenzind" kehrt der Held in sein Heimatdorf zurück und übernimmt dort, um ihn nicht in fremde Hände fallen zu lassen, den ländlichen Gasthof.
In "Knulp" kehrt der Vagabund nicht mehr zu seiner irdischen Heimat zurück, sondern ist es die Rückkehr zu Gott als die Rückkehr zu seinem innersten Wesen.
Sein Werk "Die Morgenlandfahrt" ist ein Kreuzzug, der nach dem Orient als der ursprünglichen Heimat der Menschen zurückführt:
    Unser ganzes Heer und seine große Heerfahrt war nur eine Welle im ewigen Strom der Seelen, im ewigen Heimwärtsstreben der Geister nach Morgen, nach der Heimat,
wo sich die tieferen Geister der Menschheit über die trennenden Zeiten hinweg berühren. Aber der Dichter betont ausdrücklich, dass dies Morgenland nicht nur als ein räumlicher, geographischer Begriff zu verstehen sei, sondern ebenso sehr auch als die Rückkehr zu den Anfängen in der Zeit, denn er betont,
    dass wir ja nicht nur durch Räume wandern, sondern ebenso durch Zeiten,
und
    Unser Morgenland war die Heimat und Jugend der Seele, es war das Überall und Nirgends, war das Einswerden aller Zeiten.
Es ist darum zugleich der Weg des Menschen,
    der die blaue Irisblume seiner Kindheit suchen ging.
In seinem umfangreichen zweibändigen Alterswerk das "Glasperlenspiel" (1943) heißt es in dem Gedicht "Stufen":
    Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
    bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
    um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
    in neue, andre Bindungen zu geben.
    Und jedem Anfang wohnt ein Zauder inne,
    der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
    Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
    an keinem wie an einer Heimat hängen,
    der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
    es will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Zum Schluß ein Vers aus dem Gedicht "Klage":
    Uns ist kein Sein vergönnt. Wir sind nur Strom,
    wir fließen willig allen Formen ein...
    und keine wird zur Heimat uns, zum Glück, zur Not...
    Wir gehn hindurch, uns treibt der Durst nach Sein...
    stets sind wir unterwegs, stets sind wir Gast,
    uns ruft nicht Feld noch Pflug, uns wächst kein Brot.
    Wir wissen nicht, wie Gott es mit uns meint,
    er spielt mit uns, dem Ton in seiner Hand,...
    der wohl geknetet wird, doch nie gebrannt.

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A16   Angenita Stock-de Jong schrieb am 29.11.2000:

Heimat und Literatur

Heute bin ich in der Uni-Bibliothek wieder auf Literatur gestoßen, die sich mit Heimatbegriffen befaßt.
Das Buch, das ich hier vorstellen möchte, ist von dem Schweizer Arthur Häny: "Die Dichter und ihre Heimat - Studien zum Heimatverhalten deutschsprachiger Autoren im achtzehnten, neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert" (A.Francke AG Verlag Bern, 1978).

Der Verfasser hat das Heimatverständnis von Schweizer Dichtern in den letzten drei Jahrhunderten untersucht. Er stellt zuerst die Schweizer Autoren Albrecht von Haller (1708-1777), Salomon Gessner (1730-1788), Johann Caspar Lavater (1741-1801) und Johann Gaudenz von Salis-Seewis (1762-1834) dar. Diese Autoren sind heute wenigen noch wirklich bekannt.
Anschließend folgen die Dichter Gottfried Keller (1819-1890), Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898), Max Frisch (1911-1991) und Friedrich Dürrenmatt (1921-1990).
Er hat außerdem auch die deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), Friedrich Hölderlin (1770-1843) und den österreichischen Dichter Franz Kafka(1883-1924) interpretiert. Das Thema "Heimat" ist nicht bei allen gleich zentral.

Der Autor des Buches schreibt in seinem Vorwort:
    Liebe erhöht in jedem Falle den, der liebt; der Haß erniedrigt. Möchten wir allmählich wieder lernen, daß auch die Heimat zu den liebenswerten Dingen auf dieser Welt gehört!
    Von Natur aus liebt der Mensch seine Heimat. Er braucht einen Ort der Verwurzelung, eine Landschaft, die er liebt, einen Erlebensraum, der ihn geprägt hat. Man kann natürlich versuchen, sich dieser Bindung zu entledigen; schon die Aufklärer und unsere Klassiker haben "weltbürgerlich" gedacht, und in moderner Zeit sind vielen Leuten, welche die "Revolution" auf ihre Fahnen geschrieben haben, Ideologien und Dogmen zur eigentlichen Heimat geworden. Ob sie damit glücklicher geworden sind? Wahrscheinlich haben sie die Abnabelung von ihrer mütterlichen Heimat mit einer Frustration erkauft, die ihnen im besten Falle gar nicht bewußt ist.
    Nun ist die Heimat, die Gegend unserer Herkunft, zwar eine Realität, aber sie ist zugleich auch eine Idee. Sie kann niemals nur aus Traditionen leben, so wie ja der Mensch nicht nur eine Vergangenheit, sondern auch eine Zukunft hat. Sie braucht also die Impulse der Andersdenkenden, die sie umwandeln möchten; nur darf sich diese Umwandlung nicht gegen die Fundamente der Heimat selber richten, zu welchen die Liebe, die Ehrfurcht und die Treue gehören. Heimat ist also nicht einfach "vorhanden", sie ist auch niemals "fertig", sondern in einem gewissen Maße immer wieder neu zu erschaffen, neu aufzubauen, auf jenen Fundamenten, die wir nicht zerstören können, ohne uns selber zu zerstören.
Anschließend folgt ein interessanter sprachgeschichtlicher
Exkurs.

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A17   Angenita Stock-de Jong schrieb am 30.11.2000:

Heimat und Literatur

Der mir hier vorliegende Sammelband "Kolloquium zur literarischen Kultur der deutschsprachigen Bevölkerungsgruppen im Ausland", 1984 herausgegeben vom Institut für Regionale Forschung und Information im Deutschen Grenzverein e.V. Flensburg, werde ich hauptsächlich für Beiträge in den Themenkomplexen B und C verwenden können. Ich bin aber in dem Buch auf 2 Autoren gestoßen, die ich in diesem Bereich A jetzt schon vorstellen möchte.
In der 3. Konferenz deutscher Volkgruppen in Europa in der Akademie Sankelmark in 1983 wurde u.a. die literarische Tätigkeit des deutschsprachigen dänischen Heimatdichters Hans Schmidt-Gorsblock (1889-1982) dargestellt.
Sein Gesamtwerk ist nicht sehr umfangreich. Wer etwas von ihm lesen will, der sollte sich an diese vier Bände halten: "Täler und Höhen", "Menschen zwischen zwei Meeren", "... und liebe dein Schicksal" sowie "Spuren im Sand". Außerdem sein Roman "Tule Vognsen".
Seine Gedichte sind fast ausschließlich Natur- und Gedankenlyrik. Sein bekanntestes Gedicht ist "Schleswigsche Heimat".

Zur rumäniendeutschen Literaturszene gehört der Autor Wolf von Aichelburg (1912-1994). Angemerkt sei, dass sich Aichelberg, nicht nur aufgrund altösterreichischer Herkunft seiner Familie, niemals zu Siebenbürgen und zum Siebenbürgischen als geistige Heimat bekannt hat. Seine Landschafts- und Gedankenlyrik ist räumlich und zeitlich ungebunden. Form und Bildgestaltung weisen ihn als Nachfolger Rilkes aus.
    Es sucht die Bestimmung seiner problematischen Existenz zwischen dem Widerspruch von Wandel und Heimat, Bleibe.
So um umkreist das Gedicht "Auf dieser Höhe" die Grundfragen seiner Dichtung:
    Auf dieser Höhe trifft der Wind nur Stein.
    Schafe haben wandernd eine Heimat.
    Sollte dir, dem Wanderer im Grün,
    Frühling täuschen einen Aufenthalt?

    Auf dieser Höhe hält die Sonne Rast.
    Tiere wissen nicht von Glück, sie wandern.
    Käferwege, Vogelflugmäander
    schläfern ein, doch du bist nicht zu Gast.

    War diese Höhe jemals Wurzelgrund?
    Der Baum wär nur ein Schatten. Du bist wach.
    Und wär es Schuld, wenn du hier Hütten bautest
    im Frühling, Herbergen aus Glück und Wind?

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A18   Angenita Stock-de Jong schrieb am 01.12.2000:

Heimat und Literatur

Zum Abschluß des Themenkomplexes A möchte ich auf das Buch von Frank Steinmeyer "Weil über allem Elend dieser Zeit die Heimat steht": Literatur und Politik im Werk von Johannes Kirschweng , hinweisen (F. Steinmeyer.-St.Ingbert:Röhrig, 1990, Saarbrücker Beiträge zur Literaturwissenschaft; Bd.21)
Der Indikator "Heimat" ist Thema dieser Arbeit. Der Heimatbegriff spielt in der Untersuchung zum Leben und literarischem Werk des saarländischen Priesters und Schriftstellers Johannes Kirschweng (1900-1951) immer wieder eine zentrale Rolle.
Der Autor bekannte selbst, dass er
    keinen größeren Wunsch habe als den, die Heimat zu dichten, ihr Bild ganz groß und klar und bezwingend erstehen zu lassen, mit aller Gewalt der Erde und ihrer dunklen Kräfte, aber auch mit aller Tapferkeit und allem Glanz des Menschentums,
und er definierte auch nach den Schrecken des eben zu Ende gegangenen Krieges und der Befreiung vom Nationalsozialismus den durch die NS-Propaganda belasteten Begriff "Heimat" als Ausgangspunkt für einen notwendigen Neubeginn:
    Weil über allem Elend dieser Zeit, über allem Elend unseres und jedes Lebens die Heimat steht, als eine heilige Zuflucht, die von keinen Narren und von keinen Verbrechern zerstört werden kann.
Das Zitat offenbart den Wunsch des Autors, den von der NS-Propaganda mißbrauchten Begriff unbeschadet in die Nachkriegszeit hinüber zu retten. Er legitimiert diese Vorgehen mit der Behauptung einer überzeitlichen Heimat als "heiliger" Zuflucht. Der Begriff gewinnt damit wiederum die Qualität einer aus sich heraus sinnstiftenden und damit Orientierung vermittelnden Größe.
Kirschweng fühlte sich als Sprecher des katholischen Deutschland, mehr noch zum Sprecher seiner saarländisch-lothringischen Heimat berufen. Als Autor nahm er bewußt an den politischen und weltanschaulichen Auseinandersetzungen seiner Zeit teil. Seine literarischen und publizistischen Arbeiten entstanden in direktem Zusammenhang mit diesem Engagement. Sie waren Teil dieser Auseinandersetzungen.
Das Werk Kirschwengs ist zu umfangreich, um ausführlicher darauf einzugehen. In den nächsten Themenbereichen werde ich aber immer wieder auf dieses Buch zurückgreifen.

Es sind drei Vorstellungen, die Kirschwengs Heimatdefinition beschreiben: "mütterliche Erde", "erlebte Landschaft" und "geweihte Landschaft".
    Heimat ist zunächst einmal die mütterliche Erde, die unseren
    Stamm und unsere Art geboren hat, die heilige Scholl, die
    Gottes Wolken, Gottes Sonne und Gottes Stürme in sich hinein
    Trinkt, dass sie zusammen mit ihren eigenen geheimnisvollen
    Kräften Brot und Wein bereiten, die auf unserem Tische ruhen
    Und uns Kraft geben sollen zu einem guten, erfüllten Leben.
Diese Textstelle macht deutlich, dass es dem Autor in seiner Definition nicht um die Fundierung eines rational nachvollziehbaren, empirisch überprüfbaren Heimatbegriffs geht.

Die Vorstellung eines zeitlosen und ideologiefreien Heimatbegriffs ist problematisch, übersieht sie doch die enorme Variationsbreite in der inhaltlichen Ausfüllung des Begriffs und damit dessen unterschiedliche Funktionalisierung als Mittel politischer und gesellschaftlicher Einflußnahme. War "erlebte Landschaft" für Kirschweng 1933 noch in erster Linie Kampf um die Erhaltung des vor allem in der Sprache sich manifistierenden Volks- und Deutschtums seiner Heimat, so dient der gleiche Begriff in der Textfassung des Jahres 1946 vor allem der Abwehr eines erneuten nationalstaatlichen Zugriffs auf regionale Kultur und Geschichte.
Diente der Heimatbegriff Kirschweng 1933 als Begründung und Legitimierung der Rückgliederung des Saargebietes zum Deutschen Reich, engagierte er sich also für eine nationalistische Lösung, so kann seine Definition von Heimat des Jahres 1946 durchaus als Rechtfertigung für eine auf politische Autonomie und europäische Integration abzielende Saarpolitik verstanden werden.

Zum Schluß eine Auswahl aus dem umfangreichen Werk von Johannes Kirschweng:
    "Der Überfall der Jahrhunderte" (1928) (Erstlingswerk)
    "Das wachsende Reich" (1935) (Saarroman)
    "Feldwache der Liebe" (1936) (Roman)
    "Der Neffe des Marschalls" (1939) (Roman)
    "Der Widerstand beginnt" (1934) (Erzählung)
    "Die Fahrt der Treuen" (1938) (Erzählung)
    "Der Kathedralenläufer" (1944) (Erzählung)
    Die Textsammlungen:
    "Zwischen Welt und Wäldern" (1933)
    "Trost der Dinge" (1940)
    "Das unverzagte Herz" (1944)
    "Bewahrtes und Verheißendes" (1946) ( Essay)
In dem Resumée des Werkes über Kirschweng heißt es:
    Johannes Kirschweng, den Autor aus Wadgassen, heute zu lesen, heißt, einem bewegten und bewegenden Abschnitt saarländischer, deutscher und französischer Geschichte zu begegnen.
    Dem Autor fehlte es oft an der nötigen politischen Ein- und Weitsicht, der wie viele seiner Landsleute den Nationalsozialismus als Rückkehr in eine "heile Welt" patriarchalischer Ordnung mißverstand und der sich lange mit dem Regime arrangierte. Ein Autor aber auch, der sich wie kaum ein anderer darum bemühte, seinen Landleuten in der Auseinandersetzung mit nationalstaatlicher Interessenpolitik ein Stück regionaler Identität zu vermitteln. Dieses Bemühen, Heimat nicht als Ausdruck traditionaler Determinierung, sondern als Prozeß lebenslanger Aneignung und Auseinandersetzung zu bestimmen, begründet den Wert von Kirschwengs literarischem Werk und bildet Anreiz und Aufforderung zu weiterer Beschäftigung mit diesem Autor.

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A19   Maria Burkard schrieb am 15.12.2000:

Heimat in der mittelhochdeutschen Literatur

Erste Hälfte 13. Jahrhundert

Walter von der Vogelweide
Preislied

3. - 5. Strophe

3.Ich hân lande vil gesehen
unde nam der besten gerne war:
übel müeze mir geschehen,
kunde ich ie mîn herze bringen dar
daz im wol gevallen
wolde fremde site.
nû waz hulfe mich, ob ich unrehte strite?
tiuschiu zuht gât vor in allen.

4.Von der Elbe unz an den Rîn
und her wider unz an Ungerlant
mugen wol die besten sîn,
die ich in der werlte hân erkant.
kann ich rehte schouwen
guot gelâz unt lîp,
sem mir got, sô swüere ich wol daz hie diu wîp
bezzer sint danne ander frouwen.

5.Tiusche man sint wol gezogen,
rehte als engel sint diu wîp getân.
swer si schildet, derst betrogen:
ich enkam sîn anders niht verstân.
tugent und reine minne,
swer die suochen wil,
der sol komen in unser lant: da ist wünne vil:
lange müeze ich leben dar inne!

 

Neuhochdeutsch von H. Ehlert

3.Ich habe viele Länder gesehen
Und habe die besten beobachtet:
übel müßte mir geschehen,
könnt ich je mein Herz dazu bringen.
dass ihm wohl gefallen
wollte fremde Sitte.
Nun, was hülfe es mir, wenn ich für Unrechtes stritte?
Deutsche Zucht geht vor in allem.

4.Von der Elbe bis an den Rhein
und wieder zurück bis ans Ungarnland
mögen wohl die Besten sein,
die ich in der Welt kennengelernt habe.
Kann ich recht schauen
gutes Benehmen und Schönheit.
Bei Gott so schwöre ich wohl, dass hier die Frauen
besser sind als anderswo.

5.Deutsche Männer sind gut erzogen,
ganz wie Engel sind die Frauen,
Wer sie schilt, der ist betrogen,
ich kann ihn anders nicht verstehen.
Tugend und reine Minne,
wer die suchen will,
der soll kommen in unser Land, da ist der Wonne viel.
Könnte ich doch noch lange darin leben!

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A20   Maria Burkard schrieb am 15.12.2000:

Heimat in der Literatur

Zwei Gedichte

Heimat
Und auch im alten Elternhause
und noch am Abend keine Ruh?
Sehnsüchtig hör ich dem Gebrause
der hohen Pappeln draußen zu.

Und höre sacht die Türe klinken,
Mutter tritt mit der Lampe ein,
und alle Sehnsüchte versinken,
o Mutter in dein Licht hinein,

Walter Dehmel (1863-1920)

Archibald Douglas
1.Ich hab' es getragen sieben Jahr,
Und kann es nicht tragen mehr!
Wo immer die Welt am schönsten war,
Da war sie öd und leer.

18.König Jakob, ich war dein Seneschall,
ich will es nicht fürder sein,
Ich will nur warten dein Roß im Stall
Und ihm schütten die Körner ein.

19. Ich will ihm selber machen die Streu
Und es tränken mit eigener Hand,
Nur laß mich atmen wieder aufs neu
Die Luft im Vaterland!

20.Und willst du nicht, so hab einen Mut,
Und ich will es danken dir,
Und zieh dein Schwert und triff mich gut
Und laß mich sterben hier.

21.König Jakob sprang herab vom Pferd,
Hell leuchtete sein Gesicht,
Aus der Scheide zog er sein breites Schwert,
Aber fallen ließ er es nicht.

22.Nimm's hin, nimm's hin und trag es neu
Und bewache mir meine Ruh!
Der ist ich tiefster Seele treu,
Wer die Heimat liebt wie du.

Theodor Fontane (1819-1898)

In der Romantik taucht der Heimatbegriff oft auf, zum Beispiel bei Eichendorf.
Ein Beispiel aus der Literatur des 20. Jahrhunderts ist A. Miegel - Die Fähre.

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A22   Madeleine Dauteuille schrieb am 12.03.2001:

    Madeleine, ein Germanistin aus der Nähe von Lyon, schickte uns diesen Beitrag, der unsere Sicht auf das Thema "Heimat" erweitert, vieles bestätigt und manche neuen Überlegungen anregt. Obwohl er mit Betrachtungen zu den sprachlichen Problemen bei der Deutung des deutschen Begriffs "Heimat" im Französischen beginnt und deshalb in den Themenkomplex A gestellt wurde, enthält der eine Fülle von Gedanken, die für fast alle anderen Themenkomlexe von Belang sind.
    Wir veröffentlichen neben der deutschen Übersetzung des Beitrags, die Maria Burkard und Dieter Böckmann zu gleichen Teilen besorgten, auch den französichen Originaltext.
   Zum französischem Originaltext

H  wie  H E I M AT   ---  H  wie  H E X A G O N E
Mit diesem Begriff aus der Geometrie bezeichnet der Franzose sein Land, das die Form eines Sechsecks hat.

H wie "Hymne à l'amour" (chanson de Piaf)
H wie Haschisch, denn "Heimat" und "Hexagone" sind Drogen

Vorbemerkungen
Eigentlich wollte ich diesen Text in Deutsch schreiben, aber aus Zeitmangel und aus Faulheit ist es anders geworden, Entschuldigung. Daraus entstehen sicher keine Probleme, denn es gibt ja auch bei euch gute Übersetzer.
Mit Absicht habe ich diesen Text verfasst bevor ich die umfangreichen Beiträge, die ihr über dieses Thema in das Forum gestellt haben, genauer gelesen habe. Sie liegen ausgedruckt auf meinem Nachttisch und warten darauf gelesen zu werden. Natürlich war ich neugierig und habe die Lebensläufe einiger Mitglieder gelesen, aber jetzt versuche ich sie zu vergessen, um mich nicht beeinflussen zu lassen.
Versprochen, ich werde das Spiel bis ans Ende spielen.
Ich riskiere es also, euren sicherlich recht fundierten Untersuchungen zu widersprechen oder einiges zu wiederholen und ich riskiere es sogar, mich durch schwere Fehler lächerlich zu machen, wenn es um den Begriff "Heimat" geht.
(Macht nichts, ab einem "gewissen" Alter ist das nicht mehr von Bedeutung.)
Aber ich wollte spontan sein und ganz einfach die Ideen - die falschen oder richtigen - aufzeigen, die eine 67-jährige Französin, die Deutschland liebt und die Deutsch ganz passabel sprechen kann, bei diesem Thema empfindet.
Diese kleine Arbeit ist voll von Fragen, auf die ich vielleicht Antworten in euren Beiträgen finden werde: Aber so werdet ihr mit Befriedigung sehen, dass ihr nicht umsonst gearbeitet habt Ich habe, auch mit Absicht, meine Überlegungen noch nicht meiner kleinen Arbeitsgruppe gezeigt, so werdet ihr auch bald die Ansichten meiner Kolleginnen, ebenfalls Germanistinnen, kennen lernen. Es ist möglich, dass sie sich von meinen und von euren unterscheiden. Es wird dann eure Aufgabe sein, Änderungen und Korrekturen an diesen Ideen, die ich so schnell und ungeordnet hingeworfen habe, vorzuschlagen.
Bei meinen Überlegungen habe ich mich vor allem bemüht alle kulturellen Unterschiede (und das im weitesten Sinne), die durch die verschiedenen sprachlichen Gewohnheiten entstehen könnten, klar herauszuarbeiten.
Es ist mir bewußt, dass ich sicher auch viele Banalitäten und Selbstverständlichkeiten schreiben werde. Aber es ist besser sie auszusprechen, denn sie verhindern Mißverständnisse.
Mein einziger Wunsch war, den Dialog mit euch zu beginnen:
Danke für die zukünftigen Antworten!

   Zum französischem Originaltext dieses Abschnitts   
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HEIMAT : Ein unlösbares Übersetzungsproblem
Aa, wie angenehm das Wort "Geburtsort" klingt! Wie einfach es in seiner verwaltungstechnischen Bedeutung ist. Verwendet man eine "automatische Übersetzungshilfe", dann ist das Problem ganz leicht zu lösen, man erhält die wörtliche Bedeutung: "lieu de naissance"
Sehen wir uns dann das "Vaterland" an. Auch das ist total einfach. "Patrie" ist die genaue Entsprechung. Nur, im Französischen verbirgt sich der "Vater" in diesem der Grammatik nach weiblichen Wort. Ist das deutsche Wort "Heimat" deswegen so sympathisch, weil es durch und durch weiblich ist?
Bleibt der schwierigste Teil, mit dem wir wohl nie ganz fertig werden, dieses teuflische, diese magische Wort, das genau so schwer zu erklären ist wie "Sehnsucht" oder "gemütlich", ich spreche natürlich von unserem Thema (von diesem "schlimmen Thema") : "Heimat".

Sehen wir uns jetzt das Wörterbuch an, das die meisten französischen Schüler verwenden. Was schlägt es vor?
     HEIMAT = Pays (natal), Patrie
     VATERLAND = Patrie

"Pays natal" ?
Unser französischer Schüler verwendet diesen Begriff nur um in seinen Aufsätzen einen guten Eindruck zu machen, er glaubt, dass er dadurch ernster genommen wird. Das ist so ähnlich, wie wenn er das "passé simple" verwendet. (Die französische Sprache kennt 2 grammatikalische Zeiten für dieselbe Zeitstufe, die eine gehört in die gesprochene Sprache, die andere, eben das Passé simple, in die geschriebene.) Beispiel: diesen Sommer "begaben wir uns" in das Geburtsland des großen Gelehrten Pasteur um ein unvergessliches Museum zu besichtigen.
Also, wir habe es verstanden, "pays natal" ist ein Wort für den "besonderen Gebrauch". Man findet es in Fremdenführern, auf Schildern, die auf touristische Attraktionen hinweisen. Es beinhaltet Geburtsort, aber Geburtsort und Heimat müssen nicht identisch sein.
Hier möchte ich noch eine andere Übersetzung von "Heimat" einfügen, nämlich "Terre natale", "Geburtsland", ein ebenfalls sehr gewählter Ausdruck, aber er ist so schön, dass er meiner Meinung nach eurem "Heimat" nahe kommt. Man könnte also sagen: "Der Dichter verstarb im Exil, weit entfernt von seinem "Geburtsland", "Terre natale"". Ein poetischer Ausdruck, der in manchem Kontext schön klingt.

Und was ist mit "Patrie"?
Zu vornehm, voll von historischen Bezügen, es erinnert an "Vaterland in Gefahr", manchmal sogar an die für den heutigen Geschmack etwas kitschigen Stellen unserer Nationalhymne, la Marseillaise.
"Auf, ihr Kinder des Vaterlandes, der Tag des Ruhmes ist gekommen", das ist literarisch, der geschriebenen Sprache vorbehalten.
Trotzdem muß ich eine kleine Schwäche für dieses Wort eingestehen. Es klingt schön, hat etwas von Zartheit, von Poesie und Weiblichkeit, die es in die Nähe eures "Juwels Heimat" rückt.
Aber es bleibt ein nicht alltägliches Wort, das Gefahr läuft, zusammen mit dem Patriotismus und der allgemeinen Wehrpflicht zu verschwinden!
Eine andere Bemerkung: meiner Meinung nach denkt man bei "patrie" zunächst an ein Land als Staat und nicht an eine Gegend, eine Stadt oder ein Dorf. Aber alles hängt natürlich von Zusammenhang ab.
Manchmal erinnert "patrie" an "Exil", an Entfernung, an Not. Man denkt an den Gefangenenchor in "Nabucco" und nicht an das Dorf, in dem man wohnt und in dem man einkauft.
Als ich in Düsseldorf studierte, ist es schon vorgekommen, dass ich von dieser Stadt und von Deutschland als "meiner zweiten Heimat" gesprochen habe.
Liebe Freunde, hättet ihr auch in all diesen Bedeutungen von "Heimat" gesprochen?
Wenn ich "Heimat" höre, dann sehe ich eine Kirche mit einem Zwiebelturm, Fachwerkhäuser ..., "patrie" hingegen lässt vor meinem "Bildschirm" eine Armee Napoleons in roten Uniformen erscheinen. (Aber nicht die Widerstandskämpfer im 2. Weltkrieg), denn das Wort "patrie" wurde in dieser Zeit nicht verwendet. Man sprach ganz einfach von "Frankreich". Auf diesen Begriff werde ich wahrscheinlich noch zurückkommen.)

Fassen wir zusammen: "pays natal", "patrie" sind Begriffe, die mit Vorsicht zu gebrauchen sind, man muss wissen, was man ausdrücken will. Ich vermute, dass es mit "Heimat" ähnlich ist. Ihr könnt ja meine Ideen zurechtrücken und mir sagen, ob "Heimat" wirklich so verträumt, so romantisch, so rückwärtsgewandt ist, wie ich es mir vorstelle. (Ich glaube nicht, dass junge Deutsche, die an einem Chat teilnehmen von Heimat sprechen, wenn sie ihren Wohnort meinen. Gibt es da nicht schon längst ein englisches Wort, das "Heimat" verdrängt hat?)
Alle diese Überlegungen bringen uns nicht viel weiter.
Wie können wir schließlich eine adäquate französische Übersetzung für "Heimat" finden?
Ich neige dazu mich für den einfachen Begriff "pays" zu entscheiden trotz der Mehrdeutigkeit, die er beinhaltet ("Vaterland"/"Heimat"). Der Zusammenhang ermöglicht es Unklarheiten zu vermeiden.
Jeder wird verstehen, was es bedeutet, wenn man sagt, "Ins Land zurückgehen" - "rentrer au pays", je nachdem, ob man sich im Ausland befindet oder nicht. Genau so verhält es sich, wenn man von einem Fremden in einem Dorf spricht: "il n'est pas du pays" - "er ist nicht von hier". Ein kleiner Landwein "petit vin de pays" muss leider oft übersetzt werden mit "saures Eigenprodukt" - "infâme piquette locale".

"Pays" hat den Vorteil ein großes Spektrum abzudecken:
Germaine kommt vom Markt nach Hause und sagt zu ihrem Mann: "Stell dir vor, ich habe jemand getroffen der aus demselben Land, (derselben Ecke, demselben Nest) kommt wie ich. Natürlich haben wir über unsere "Heimat" - "pays" - gesprochen."
Um Unklarheiten zu vermeiden, "pays = Vaterland" und "pays = Heimat" verwenden wir oft als Möglichkeit, die Gegend, die Stadt genauer anzugeben.
Beispiel: In meinem "Land", im Elsaß Ja, tatsächlich ersetzt die genaue geografische Angabe die fehlenden Möglichkeiten bei der Übersetzung von "Heimat"
Man sieht das in den Volksliedern.
"Ich werde in meine Normandie-e zurückkehren. das ist das Land, in dem ich geboren bin."
Oder: "Toulouse, T ou-oulouse : Rote Sommerblume: Du machst alle ande-ren Städte eifersüchtig."
Oder: "Glückliche Kinder der Bourgogne"
Oder: "Ich liebe Paimpol und seine Steilküste."
Eben, die ganze Palette der Volkslieder.

Aber "Heimat" wird in der Umgangssprache übersetzt mit "bei mir, bei un, bei uns in der Provence ..." und familiär "in meiner Ecke, er stammt nicht aus dieser Ecke, die aus dieser Ecke" (im Gegensatz zu den "Fremden").
Ich denke, dass auch im Deutschen "Land", "bei uns zu Hause" öfter verwendet wird als "Heimat".
Es ist schon wahr, wir haben keinen Ausdruck, der eine so tiefe Bedeutung wie das Wort "Heimat" hat, es ist ein "Geschenkpaket" der deutschen Sprache (ein schwieriges Geschenk für den, der übersetzt).
In Bezug auf dieses magische Wort könnte man vielleicht von der "deutschen Seele" sprechen, wie man von der "russischen Seele" spricht.
Vielleicht liegt es an der französischen Sprache, an ihrem "cartesianischen Geist", dass sie uns kein so "gemütliches" Wort wie Heimat zur Verfügung stellt.
Oder gibt es vielleicht eine andere Erklärung?

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"HEIMAT", "HEXAGONE", Ergebnisse der Geschichte
Natürlich ist es klar, dass die Sprache die Geschichte widerspiegelt. Jeder weiß, dass die Geschichte unserer beiden Länder sich in einem wesentliche Punkt unterscheidet: Der Zentralismus.
Da es leichter ist, über sich selber zu reden, fange ich mit Frankreich an.
Schon in der Grundschule lernen wir, dass Frankreich sehr früh geeint wurde (1214, Schlacht bei Bouvines, der erste nationale Sieg). Danach wurde unser Patriotismus (man könnte auch von Nationalismus, Chauvinismus oder "hexagonaler" Gesinnung sprechen), durch die Lebensgeschichten unserer nationalen Helden noch verstärkt. Ich denke hier an Jeanne D'Arc, Napoléon und sogar an Astérix.
Und dann gab es da noch die Französische Revolution: Wir lernten schon sehr früh, in den Schulen unseres nationalen Erziehungssystems auf dieses große Ereignis der französischen Geschichte stolz zu sein.
Dazu kommt noch ein zentralisiertes Schulsystem: Die Lehrpläne sind für die ganze Nation verbindlich, die Schulferien begannen bis vor einigen Jahren überall zum selben Termin. Also, vieles hat uns bis vor kurzem - vielleicht weniger heute - einen gewissen Patriotismus näher gebracht. Das hat dann dazu geführt, dass junge Franzosen unter "patrie" eher "Vaterland" verstehen als "Heimat", ein Begriff, der meiner Meinung nach gefühlvoller und persönlicher ist.
Ein anderer Gesichtspunkt: Die Verwaltung Frankreichs ist zentralisiert. Seit der Revolution zerfällt es in Departements (96 plus einige ehemalige Kolonien). Ursprünglich sollten sie der Dezentralisierung dienen, aber seit Napoleon bewirken sie eher das Gegenteil. Sie nehmen keinerlei Rücksicht auf die geografischen Gegebenheiten und sind seelenlose Verwaltungseinheiten.
Ich bin im Departement L'Aisne geboren. Aber wie könnte ich dieses Verwaltungsgebiet mit dem Wort Heimat in Verbindung bringen? Es setzt sich aus Teilen der "Île de France" und der "Champagne" zusammen, es hat keine eigene Identitaät, ist weder Fisch noch Fleisch. Eine von der Natur vorgegebene Gegend (région) hingegen hätte mein Herz angesprochen und hätte mir erlaubt, sie als mein Land zu bezeichnen.
Früher, in der Schulzeit, konnten wir diese Departements der Reihe nach aufzählen und man konnte sogar alle ihre Verwaltungsbezirke auswendig. (Allerdings muß ich zugeben, dass wir genau so die physikalische Geografie unseres Landes lernten.) Wir zeichneten immer und immer wieder die Karte dieses geliebten Hexagones, wir taten es gern und obwohl wir damals nicht reisten, hatte dieses Land - wenigstens in der Theorie - keine Geheimnisse für uns. (Ich fand und finde heute noch, die Form Frankreichs wunderbar).

Ein anderes Hindernis gegen eine Übersetzung des Wortes, das Eurer Euch so lieben "Heimat" entspricht: Paris, seit Jahrhunderten allgegenwärtige Hauptstadt.
In allen Klassenzimmern, ich erinnere mich, hing an der Wand eine anatomische Bildtafel des Kreislauf- (Verkehrs-)systems: Herz und Adern, daneben eine Karte des Hexagone. Da war Paris das Herz, von dem wie ein Spinnennetz, anstelle der Blut-Adern, Straßen und Eisenbahnen ausgingen (NATIONAL-Straßen ... SNCF = STAATLICHE Eisenbahngesellschaft).

Das war für uns bestimmend: Paris ist die Stadt des Lichts, und die Provinz ist der arme Verwandte, das Aschenputtel der französischen Verwaltung, wo alle Franzosen, außer den Parisern, in einen Sack gestopft wurden, viel zu groß um "Heimat" genannt zu werden. Man sagt auch spaßhaft : "Wenn Paris erkältet ist, niest ganz Frankreich." Daraus ergeben sich zwei Konsequenzen, die mir aber widersprüchlich erscheinen : Man hat gelernt, dass man ZUERST FRANZOSE zu sein hat, bevor man Auvergnate, Gascogner oder Bourgogner ist.

Aber gerade aus Reflex, als Reaktion auf diese Dampfwalze, FÜHLT man sich ZUERST als Lyoner, Marseiller, Bodeauxer, BEVOR man Franzose ist, sicherlich unbewusst, im Sinne dieses erdrückenden "Parisertums" in unserem Land.

So musste dann auch die natürliche gefühlsmäßige Verbundenheit mit einem "kleinen Vaterland" (so kann man manchmal "Heimat" übersetzt sehen) vollkommen verdreht werden, was zu einer Art Schizophrenie führte.
Das Ergebnis : einerseits "Hexagon über alles", "Kikeriki", andererseits der Rückfall in einen kleinkarierten Provinzialismus. Schwierig jetzt, das weiter zu entwickeln in einer Welt, die sich ständig verändert. Dies alles wurde dadurch verstärkt, dass Frankreich lange Zeit ländlich geblieben ist, mit beneidenswert viel verschiedenen Landschaften und Klimaverhältnissen und einer begrenzten Zahl großer Städte.

Das "Land" kann also manchmal eine winzige Ecke sein, ganz verschieden von einer benachbarten Gegend. Deshalb ist auch die "Tour de France" ein so populärer Wettkampf: im Fernsehen erfreut man sich gerne all der Landschaften des Schlaraffenlandes. Es gibt in Frankreich noch eingeschlossene Gebiete, wo eine Liebe zum Land nistet, die zu Partikularismus wird, sogar zu feindlichem Separatismus, wo die regionale Sprache ihr Recht geltend macht (bretonisch, korsisch, baskisch - vom elsässischen weiß ich nicht, wie sich's entwickelt).

Und was ergibt sich aus alledem für das Vokabular?

"Heimat" drückt sich in Frankreich aus indem man sagt : ich bin gebürtig aus ... und dann folgen geographische Bereiche, die für jeden sprechend sind.
"Man ist aus ..." : man ist "aus dem Midi", (Süden), dessen Akzent und Folklore z.B. von Fernandel und Marcel Pagnol in der ganzen Nation verbreitet wurden. Man ist aus dem Norden oder man wohnt nördlich oder südlich der Loire (mythische meteorologische Abgrenzung), man ist aus der Region Paris", deren Metastasen sich mit grosser Geschwindigkeit im französischen Organismus verbreiten, man ist aus dem "Südwesten" usw.
Aber andererseits betont man sicherlich öfter das Wort "Frankreich" im Zusammenhang mit "Heimat" als bei Ihnen den Namen Deutschlands. (z.B. das symbol-trächtige Lied von Charles Trenet, das übrigens bei seiner Beerdigung gesungen wurde "Süßes Frankreich/ geliebtes Land meiner Kindheit/ in Sorglosigkeit gewiegt/ ich habe Dich in meinem Herzen bewahrt".

Sprechen wir endlich von Deutschland.

Ich will mich nicht lächerlich machen, indem ich euch eure eigene Geschichte erzähle. Ihr wisst besser als ich, dass Deutschland im Gegensatz zu Frankreich lange in eine Vielzahl kleiner territorialer Einheiten zersplittert war, ohne ein richtiges Zentrum.
Dann kam die föderalistische Gliederung, so wie man sie jetzt kennt. - Mir scheint, dass Ihre Bundesländer so ziemlich den natürlichen geographischen Regionen entsprechen, und deshalb der Entwicklung dieses Gefühls der Zugehörigkeit förderlich sind, der Zugehörigkeit zu einem Stück Land, das man "Heimat" nennt.
Liege ich falsch, wenn ich denke, dass man sich, jenseits des Rheins, zuerst als Bayer, Rheinländer, Berliner fühlt bevor man sich als Deutscher fühlt?

Ihr Deutschen habt festere Traditionen, Eure Dialekte sind lebendiger, mehr gegenwärtig als unsere Platt-Sprachen (berichtigen Sie mich, wenn ich mich irre), Ihre großen regionalen Hauptstädte haben um sich herum Menschen versammelt, die das Gefühl haben, die gleiche Abstammung zu haben: stimmt's?

Man muss auch die Rolle der Religionen betrachten. In Frankreich ist das ein besonderer Bereich: der Laizismus, entstanden aus der Trennung von Kirche und Staat, hat zu einer nationalen Vereinheitlichung geführt (offiziell zumindest, denn in Wirklichkeit spielt der Klerus eine bedeutende Rolle).

Und dennoch könnten in Deutschland andere Faktoren gegen dieses Konzept von "Heimat" wirken.
- Die vielen großen Städte, Schmelztiegel von Menschen, die aus allen Himmelsrichtungen gekommen sind, ohne spezifische Identität.
- Ihr Hang zur Modernisierung, dessen Preis die Aufgabe alter Traditionen sein kann.

Ich frage mich, ob nicht gerade das Gegenteil der Fall ist, und ob das Fortbestehen des Begriffs "Heimat" für Euch nicht eine Grundlage des Gleichgewichts ist. Ich war immer überrascht in Deutschland, durch Ihre "manichäische" Einstellung (Dualismus). -
Entschuldigung, ich hätte sagen sollen "gleichgewichtig" : der Generaldirektor, der morgens eine wichtige, fast unnahbare Persönlichkeit ist, ist am nächsten Tag im Karneval kaum wiederzuerkennen. Arbeit und Vergnügen sind zwei Dinge - so ist's doch?

Ja, ich frage mich, ob das moderne Deutschland nicht das Bedürfnis hat, (gefühlsmäßig, meine ich) sich auf seine berühmte "deutsche Romantik" zurückzubesinnen, anders als die Franzosen. Ich denke auch an Ihren sakrosankten "Heiligabend", der für mich in dieselbe Schublade der "Traditionen" gehört wie "Heimat". Aber ich kann mich auch arg irren, wenn ich bei MEINEM Deutschland von früher bleibe!

DIE DINGE ÄNDERN SICH !

Bleiben wir mal bei Deutschland.
Frage: hat die Wiedervereinigung den Inhalt von "Heimat" verändert?
Empfindet Ihr eine Tendenz zu einer relativen Zentralisierung, seitdem Ihr Berlin wieder zur Hauptstadt machen konntet? Da könnten sich unsere Wege kreuzen, d.h. Föderalismus/Zentralismus, wo doch in Frankreich die Regionalisierung im Vormarsch, und deutlich wahrnehmbar, ist.
Es scheint als ob es, seit einiger Zeit, ein Wiedererwachen der französischen Provinz gibt (vor allem im Kulturbereich), wodurch sich auch ein Gefühl entwickelt, ähnlich dem, was Euer Begriff "Heimat" ausdrückt.
Die Kommunalwahlen, die gegenwärtig ablaufen, sind ein Spiegel dieser Entwicklung der Mentalitäten, eben dieses Wiedererwachens des "tiefsten Frankreich".
Die "Schlacht um Paris" versperrt allerdings ein bisschen den Blick auf das, was sich anderswo abspielt. Trotzdem : die anderen Städte machen von sich reden, manche haben die aus Paris geschickten Kandidaten abgelehnt, zugunsten ihrer örtlichen Bewerber. In einem Dorf wie dem meinen erlebt man eine bemerkenswerte Neu-Zusammensetzung der Bevölkerung, zwischen den im Ort geborenen und den "Zugezogenen", und letztere geben der alten "Liebe zur Heimat" neuen Auftrieb. Das ist nicht mehr das verinnerlichte Zugehörigkeitsgefühl zur alten Heimat, zum Land der Väter, sondern zum Land, das einen aufgenommen hat.

Ich habe festgestellt, dass sich die jungen Leute "engagiert haben", wie man heute sagt, mit Begeisterung, in der Gemeinde, wo sie heimisch wurden : vor 20 Jahren würden sie das noch den Einheimischen überlassen haben, weil sie sich selbst als "Fremde" fühlten.

Aber diese Vermischung der Bevölkerung hat nicht nur positive Folgen. Sie kann auch Gleichgültigkeit erzeugen, viele bleiben für immer "entwurzelt" (die Gleichgültigkeit zeigt sich auch im %-Satz der Wahl-Enthaltungen).
Immerhin kann man sich denken, dass die zukünftigen Generationen das Geschenk der Geburt in einem "neu erstandenen Geburtsland" haben, ebenso wie sie ja auch die "neu entstandenen" Familien erben. Sie sind beweglicher, anpassungsfähiger, aber auch - hoffen wir's - bereit, sich trotzdem für den Ort zu interessieren, wo Zufall oder Notwendigkeit sie hin verpflanzt haben. Was sie nicht daran hindert, ihren wirklichen Bindungen nachzuspüren. Ahnenforschung ist Mode geworden.

EUROPA

... ist es vor allem, das die Dinge in Bewegung bringt. Der Euro in unseren Portemonnaies wird uns bald deutlich machen, dass wir zu einer Gemeinschaft gehören, die wir als zweites Vaterland ansehen müssen. Ich meine, dass es so kommt, wenn es einem auch ein bisschen prosaisch vorkommt.

Dieses gemeinsame Geld ist, unter vielen anderen, ein Beispiel für die Vereinheitlichung (Gleichmacherei), die auf uns zukommt und die jeder befürchtet.
Man befürchtet einen Verlust an nationaler Identität, während man gleichzeitig die Aufhebung der Grenzen begrüßt.
Wie werden wir wohl, kurz-, mittel- und langfristig, auf diesen neuen "Raum" reagieren. Werden wir uns bereitwillig in all die neuen Möglichkeiten Europas stürzen, uns überall wohl fühlen, eine einzige Sprache sprechen (nein, ich verrate nicht, welche), ungehindert und ohne Ausweis reisen, dieselben Fernsehsender ansehen, überall dasselbe essen?
(Letzteres macht mich schaudern, ich befürchte das schlimmste für die Vielfalt Ihrer Biere und unserer Käse). Oder werden wir uns fröstelnd auf uns selbst zurückziehen, voller Misstrauen und Feindseligkeit? Wir sehen ja schon bei uns die Reaktion der Jäger auf die Regelungen aus Brüssel.

Werden wir uns, aus reiner Opposition, auf das schlimmste Kirchturm-Denken zurückziehen, kleinlich und rückwärts gerichtet, beunruhigend chauvinistisch, mit unechter Folklore, unter dem Vorwand, dies seien die Kleider unseres Mutter-Vaterlandes? Werden wir das werden, was Brassens "die Dummköpfe, die irgendwo geboren sind" nennt?
Die Globalisierung beunruhigt noch mehr, und sicherlich zu recht, weil auch die Wirtschafts-Kriege Angst machen.

Aber wir surfen auch gerne im Internet und spazieren so durch unser weltweites Dorf, das zur Größe eines Taschentuchs schrumpft, wenn wir in ein paar Sekunden eine e-mail zu unseren Antipoden schicken.
Werden wir deshalb bald wie die Kosmonauten reagieren, die oben aus ihrem Raumschiff den blauen Planeten ebenso betrachten wie Monsieur Séguins Ziege ihre eingezäunte Weide oben vom Berge? "Ach, wie ist das klein! Wie konnte ich da nur reinpassen?" (aus "Briefe aus meiner Mühle", von A.Daudet). Ja, man muss schon feststellen, dass das Wort "Heimat" eine unterschiedliche Geometrie hat, je nach Land und je nach Epoche.

IHRE MAJESTÄT "HEIMAT" und ihr Gefolge.

Zwar verändert sich die Welt merklich, und wir müssen unser Konzept des Wortes "Vaterland" überdenken; aber dennoch wird in jedem von uns ein heimliches Vaterland fortbestehen, das, wenn auch vielleicht mythisch, uns unser ganze Leben lang begleiten wird. Von diesem Heimatland, sei es nun real oder nur erfunden, trennen wir uns so ungerne wie von unserem Handy.
"Heimat", "Vaterland", wie auch immer, sind für uns alle dasselbe, hinter welchen Formen oder Worten auch immer sie sich verbergen.
Ich wette, dass man in den meisten Sprachen dieselben Bilder wiederfindet, mit denen die Konturen dieses so gefühlsbestimmten Begriffes dargestellt werden. Hier die Wörter, mit denen sich für mich "Heimat" und "Heimatland" assoziieren:

Das Nest, der Kokon, die Wiege, der Mutterschoß.
Die Hütte, der gemütliche Stall, der Herd, das Grundstück.
Wo ich mich festhalten kann, wo ich verankert bin, wo ich ernährt werde.
Die Nabelschnur, die Wurzel, die Familie, das Dorf, das Stadtviertel.
Die Schule, der Markt mit seinem Klatsch, das Rathaus, die Kirche.
Die Taufen, die Hochzeiten, aber auch die Beerdigungen.
Der Umzug am 14. Juli, der Fackelzug.
Die Gebärmutter, die Brust. ("Frankreich, Mutter der Künste, der Waffen und der Gesetze, Du hast mich so lange mit der Milch Deiner Brust ernährt" ... Du Bellay).

Man nennt Vaterland (Heimatland), "Heimat" jeden Ort wo man sich geschützt fühlt, gesichert, getröstet, eben geliebt, geliebt wie ein kleines Kind.
Ich gebe zu, dass das ein wenig Einschränkung bedeutet. Aber das ist es ja gerade, dieses kleine Stück Land wo man das Recht hat, wieder Kind zu werden.
Denn in der Kindheit hat man diese Liebe geknüpft, mit dem Land, ob man's nun Heimatland nennt oder nicht, dank der Menschen, die einem diese Liebe eingegeben haben. Wem dies fehlt, der wird wohl überall fremd sein (wie der "Fremde" von Camus).

Welch ein Glück, wenn man "Senior" ist, einen Ort zu haben, tatsächlich oder in der Erinnerung, wo man Sie duzt, Sie mit Ihrem Vornamen anredet, wo man bekannt ist und anerkannt wird (übrigens auch dann, wenn man beobachtet wird).
Ein Vaterland (Heimatland), das ist wie ein Element, wie die Luft die man atmet, wo man glücklich ist wie ein Fisch im Wasser.

Es ist wie eine Kleidung, die zu einem passt. Andere finden sie vielleicht hässlich oder altmodisch, oder alt, aber wir tragen sie ab, denn in keiner anderen fühlt man sich so wohl.
Wenn man sein Vaterland (Heimatland) verliert, im grausamen Exil so vieler Vertriebener (Hinweis auf die ergreifende Sendung von ARTE "Die verlorene Heimat"), dann leidet man, wie die Kriegsversehrten am Verlust ihrer Glieder leiden ..."Heimweh" sagen die Deutschen, "Heimatweh" sagen die Franzosen.

Denn die Empfindung der Zugehörigkeit zum Heimatland, die ist nicht nur gefühlsmäßig, sondern körperlich. Denn das ist ein Land, das man liebt, mit seinem Klima, seinem Licht, seinen Geräuschen, seinen Düften, und seinem Essen. Und die Leute, wie sie aussehen, wie sie sprechen - oh ja, wie sie sprechen, auch der Akzent, und wie sie sich geben.
Für die im Exil ist es leicht, im Gegensatz zu denen, die nie Ihr Nest verlassen haben, zu sagen, was ihre Heimat ist.

Alle anderen, und das sind die meisten, haben im Laufe ihres Lebens oft mehrere Heimaten, da wo sie aufgenommen wurden. Und dort schlägt dann manchmal der Blitz ein (in fünf Minuten war Lyon für mich die große Liebe), Verrat, Liebesheiraten und Vernunftheiraten, Scheidungen (ich denke an T. Bernhard), Witwer und Witwen, Trennungen und sich wieder zusammenfinden. Aber für die einen wie für die anderen gibt es immer die Erinnerung an ein "Mutter-Heimatland" (mère-patrie).
Und das ist nun das Wort, von dem ich meine, dass es die beste Übersetzung für "Heimat" ist.

Verfasst in Vaugneray, einem kleinen Dorf im Bergland um Lyon, am 12. März 2001.

Madeleine

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Hier beginnt der französische Originaltext.

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H  comme  H E I M AT   ---  H  comme  H E X A G O N E

H comme "Hymne à l'amour" (chanson de Piaf)
H comme Hachisch, car "Heimat" et "Hexagone" sont des drogues

Précautions oratoires
Ce texte aurait dû être écrit en allemand : manque de temps et paresse en ont décidé autrement : pardonnez-moi ! (aucun souci à se faire : vous disposez d'excellents traducteurs)
Intentionnellement j'ai rédigé ce texte avant de prendre connaissance de l'important dossier que vous avez consacré au sujet et qui m'attend, imprimé, sur ma table de chevet . Certes, par curiosité, j'ai parcouru les pages autobio-graphiques de certains correspondants, mais j'ai essayé de les gommer momentanément de ma mémoire pour ne pas me laisser influencer. Promis - juré, je jouerai le jeu jusqu'au bout !
Je prends donc pour vous et pour moi le risque de redites ou de contradictions, par rapport à vos recherches certainement très fouillées sur le sujet et même le risque de me rendre ridicule avec de grossières erreurs, quant à l'acception exacte du terme "Heimat". ( bof ! à un "certain" âge, le ridicule ne tue plus !)
Mais je voulais être spontanée et vous révéler en toute simplicité les idées, vraies ou fausses, qu'une Française germanophile et un peu germanophone de 67 ans possède sur ce sujet.
Ce petit travail est truffé de questions dont je trouverai sans doute les réponses dans vos articles : mais vous aurez ainsi la satisfaction de constater que vous n'avez pas travaillé pour rien !
Je n'ai pas encore soumis mes réflexions à mon petit groupe de travail, exprès également : ainsi, vous aurez bientôt le point de vue de mes amies germanistes qui peut différer du mien : à elles et à vous d'apporter retouches et corrections à ces quelques idées couchées en vrac sur le papier.
Au cours de mes réflexions je me suis surtout attachée à débusquer toutes les différences culturelles (au sens large du terme) que pouvaient recouvrir des différences linguistiques apparemment innocentes.
Je vais écrire sans doute beaucoup de banalités, j'en ai conscience, des choses qui vont de soi mais qui "vont mieux en le disant" (comme dit une rubrique de la revue "TELERAMA"), car elles suppriment certains malentendus .

Ma seule ambition aura été d'amorcer le dialogue avec vous :
merci de me donner la réplique !

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HEIMAT : un casse-tête pour les traducteurs-amateurs
Ah, comme il est gentil, le mot "Geburtsort" ! Si clair dans sa simplicité administrative. On clique sur "traduction automatique", en deux coups de cuillère à pot, le problème est réglé : "lieu de naissance".
Passons maintenant à "Vaterland" : là encore, c'est simple comme bonjour : un vrai clônage, le mot "Patrie", sauf qu'en français, il est féminin, le "père" qui se cache sous ce mot ,ce qui change bien des choses, non ?
Reste le gros morceau, "le plat de résistance" (qui va, justement, nous résister!), ce mot magique, ce diable de mot, aussi insaisissable que "Sehnsucht" ou "gemuetlich", je veux parler, bien sûr de notre sujet du jour (oh, le "mauvais sujet" !) : "Heimat".

Consultons le dictionnaire de l'élève moyen, qu'en France, nous appelons "Toto" : que lui propose-t-il ?
     HEIMAT = Pays (natal), Patrie
     VATERLAND = Patrie
Pauvre Toto, le voilà dans de beaux draps ! Mais nous ne sommes guère mieux lotis que lui.
En somme, ce dictionnaire est coupable de "non assistance à personne en danger" (danger de contre-sens entre "Vaterland" et "Heimat")
Pas d'affolement : mettons les choses à plat, comme on dit maintenant.

"Pays natal" ?
Toto ne sait pas toujours avec exactitude où il est né, et surtout, il n'emploie jamais le terme de "pays natal", sauf pour faire bien dans ses rédactions ( il pense que ça fait sérieux, tout comme le passé simple et il rédige en tirant la langue : "cet été, nous nous rendîmes - maman, dis, c'est rendÎmes ou rendUmes ou rendAmes ? - dans le pays natal du grand savant Pasteur pour y visiter un musée inoubliable ..."
Donc, on l'a compris, "pays natal", c'est bien endimanché comme mot, littéraire, un luxe, en somme.
Ici, je rajouterais volontiers uns autre traduction possible de "Heimat" à savoir "Terre natale", mot également très recherché, certes, mais si beau et qui me semble se rapprocher de votre "Heimat" par son côté si charnel. On dira, ainsi "Le poète exilé a terminé ses jours loin de sa terre natale" : terme très lyrique mais très beau.

Et "Patrie", alors ?
Trop noble, pétri de connotations historiques, ça fait "Patrie en danger", ça fait parfois même un peu pompier , comme dans les paroles de la Marseillaise
"Allons Enfants de la Patri-i-e, le jour de gloire est arrivé!" ... ça fait littéraire aussi, c'est réservé à la langue écrite.
Néanmoins, j'avoue avoir un petit faible pour ce joli mot, plein de douceur, de poésie , de féminité : autant de qualités qui le rapproche de votre joyau "Heimat". Mais il faut savoir que c'est un terme recherché qui risque de disparaître avec le "patriotisme" et le service militaire obligatoire !
Autre chose : Le mot « Patrie » évoque d'abord, à mon sens, un territoire à l'échelle d'un pays et non d'une région, d'une ville ou d'un village. (mais tout dépend du contexte, évidemment).
Parfois, "patrie" fait écho à "exil" et implique un éloignement, un manque : on pense au choeur des esclaves de "Nabucco" et non pas au village l'on habite et où l'on fait son marché !
Il m'est arrivé de dire de l'Allemagne, de Duesseldorf : "ma seconde patrie" du temps où j'étais étudiante là-bas.
Auriez-vous, chers amis, employé "Heimat" dans tous les exemples ci-dessus ?
Moi, quand j'entends "Heimat", je vois un petit clocher, bulbeux, des maisons à colombages ... tandis que "Patrie" fait apparaître sur mon "écran" une armée napoléonienne en uniformes rutilants. (Mais pas les résistants du maquis, car le terme de Patrie ne s'employait pas à cette époque : on parlait tout simplement de "la France", d'ailleurs, peut-être reviendrai-je sur ce mot "France".)

Bref, "pays natal", "patrie" sont des mots à manier avec précaution, en sachant bien où l'on met les pieds. "Heimat" aussi, je suppose ?
A vous de corriger me idées reçues et de me dire si "Heimat" n'est pas aussi bucolique, romantique, gentiment rétro que je me l'imagine ( je vois mal les jeunes participants allemands à un "chat" évoquer leur coin en disant "meine Heimat" ... a mon avis, un mot anglais a dû déjà pousser "Heimat" vers la sortie ... non ?)
Toutes ces considérations ne nous font guère avancer :
Finalement, comment nous en tirer honorablement pour traduire "Heimat" en français ?
Je penche pour le mot tout simple de "pays" malgré l'ambiguïté qu'il comporte ("Vaterland/Heimat"). Le contexte permet d'éviter la confusion :
Chacun comprendra ce que signifie "rentrer au pays", selon que l'on se trouve à l'étranger ou non. De même "il n'est pas du pays", si l'on parle d'un nouvel arrivant dans un village.(Un "petit vin de pays", est à traduire le plus souvent par "infâme piquette locale", hélas)

"Pays" a l'avantage d'avoir un large spectre :
Germaine rentre du marché et dit à son mari : "Figure-toi, Marcel, que j'ai rencontré un type originaire comme moi de Suisse / Dordogne/ Trifouilly-les-oies..(au choix) . Alors, tu penses si on a parlé du pays !"

Pour éviter la confusion "pays = Vaterland" et "pays = Heimat", nous usons souvent de la possibilité de préciser la région, la ville.
"Dans mon pays, en Alsace ...",
Oui, en fait, je m'aperçois que la dénomination géographique précise comble le manque de traduction pour "Heimat" (de même que pour "Genussmittel", par ex. on énumérera "thé, café, chocolat").
On le remarque dans les chansons folkloriques :
"J'irai revoir ma Normandie-e / C'est le pays qui m'a donné le jour !"
ou "Toulouse, T ou-oulouse : Rouge fleur d'été : Tu rendrais jalouse / Toutes les cités"
ou "Joyeux enfants de la Bourgogne ..."
ou "J'aime Paimpol et sa falaise"
... toutes la palette des chansons folkloriques.

Mais, "Heimat" se traduit, dans la langue courante, par "chez moi, chez nous" : "chez nous, en Provence ..." et même, plus familièrement "dans mon/notre coin", "il n'est pas du coin", "les gens du coin" (sous-entendu ... et les "étrangers").
Vous aussi, je suppose, vous employez le mot "Land" plus souvent que "Heimat" ainsi que "bei uns, zu Hause".
La charge émotionnelle a été rendue autrement. Mais, c'est vrai, nous ne disposons pas d'un terme aussi riche de sens que "Heimat", ce vrai "paquet-cadeau" de la langue allemande (un cadeau empoisonné pour les traducteurs).
A propos de ce mot magique on serait tenté de parler de "l'âme allemande" comme on parle de "l'âme russe".
Alors, la langue française serait-elle, quant à elle, le reflet du fameux "esprit cartésien" qu'on nous prête?
Peut-être y a-t-il une autre explication?

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"HEIMAT", "HEXAGONE", fruits de l'histoire
Il est banal de dire que la langue est le reflet de l'histoire d'un pays.
Or, l'histoire de nos deux pays, chacun le sait, diverge sur un point : le centralisme.
Charité bien ordonnée commence toujours par soi-même, donc je commence par la France :
Faut-il le rappeler, la France a été unifiée très tôt et depuis longtemps, ("Bouvines - 1214, première victoire NATIONALE"), apprenait-on à l'école primaire . Puis on renforçait notre patriotisme (= nationalisme, chauvinisme, esprit "hexagonal", comme vous voudrez) avec l'hagiographie des héros nationaux : Jeanne d'Arc, Napoléon, ... j'en passe, et des meilleurs ... (en particulier au cours de l'histoire récente et je passe même sur Astérix!)
Et puis, il y avait la Révolution FRANCAISE : nous avons appris à être fiers en tétant le lait de notre mère, "l'école communale" de "l'Education NATIONALE".
Ajoutez à cela le fait qu'en France, les programmes scolaires sont établis à l'échelon national, que les dates de vacances scolaires, jusqu'à peu, étaient par-tout les mêmes : bref, beaucoup de choses nous ont conditionnés, autrefois - moins maintenant, je pense - à un certain patriotisme qui fait que pour les petits Français la "patrie/Vaterland" étouffait sans doute un peu le sentiment de "patrie/Heimat" (notion plus intime, il me semble).
Autre conditionnement : La France, administrativement, est centralisée, décou-pée depuis 1790 en petits départements (96 + ceux d'outre-mer) qui, depuis Napoléon, contribuent davantage au centralisme qu'à la décentralisation qui était leur vocation première à la Révolution et qui respectent rarement les frontières géographiques : ce sont des entités purement administratives, sans "âme", jus-tement. Comment pourrais-je penser au département de l'Aisne, où je suis née, en termes de "Heimat", un département ni chèvre ni chou, coincé entre l'île de France, la Champagne et le Nord ? Une vraie région naturelle aurait parlé à mon coeur et m'aurait permis de "nommer" mon pays, càd de lui donner une existence, finalement.
Mais, ces départements, autrefois, on les connaissait sur le bout des doigts et l'on récitait par coeur - même si le coeur n'y était pas - la liste de leur sous-préfectures. (Pour être juste, je dois reconnaître que nous apprenions tout aussi bien la géographie physique de notre pays et que ce cher "Hexagone" dont nous dessinions et redessinions inlassablement la carte avec plaisir n'avait pas - théoriquement, car on ne voyageait pas en ce temps-là - de secrets pour nous. J'adorais, j'adore toujours la forme de la France!)

Autre obstacle à la présence d'un vocable équivalent à votre "Heimat" chéri : Paris, capitale omniprésente depuis des siècles.
Dans toutes les salles de classe étaient accrochés au mur, je me rappelle : une planche anatomique du système circulatoire : coeur et vaisseaux, puis, à côté, une carte de "l'hexagone". Là, le coeur, c'était Paris d'où partaient, en toile d'araignée, en guise de vaisseaux sanguins, routes et voies ferrées (routes NATIONALES ... SNCF = société NATIONALE des chemins de fer).
Nous avons été conditionnés par cela : Paris, ville-lumière et la province, parent pauvre, Cendrillon d'un paysage administratif français où tous les Français, autres que Parisiens, étaient mis dans le même sac, un "sac" un peu trop grand pour s'appeler "Heimat".
On dit plaisamment que "Quand Paris s'enrhume toute la France éternue" !
Deux conséquences à cela qui aboutissent, ce me semble à un paradoxe :
On a APPRIS à être D'ABORD Français avant d'être Auvergnat, Gascon, Bourguignon. Mais, par réaction, par réflexe de survie, face à ce rouleau compresseur l'on s'est SENTI D'ABORD Lyonnais, Marseillais, Bordelais, AVANT d'être Français, inconsciemment sans doute, pour faire pièce aussi au parisianisme étouffant de notre pays (de chauvinisme ! Tant pis : oui).
Ainsi, l'attachement sentimental naturel à une "petite patrie" (comme on voit parfois traduit "Heimat") a-t-il dû être profondément contrarié, engendrant une certaine schizophrénie.
Résultat : "Esprit hexagonal", "cocorico" d'un côté et de l'autre le repli dans un provincialisme étriqué, difficile maintenant à faire évoluer vers un monde en pleine mutation. Ce phénomène a été renforcé par le fait que la France est restée longtemps essentiellement rurale, comportant une variété enviable de paysages et de climats, comptant un nombre limité de grandes villes : Le "pays" peut donc être parfois un coin minuscule très différent d'une région limitrophe . C'est d'ailleurs pourquoi "le Tour de France cycliste" est une épreuve si populaire : a la télévision on se régale de tous ces paysages de pays de cocagne.
Il existe encore en France des régions très enclavées où se niche un amour du pays qui se mue en particularisme, voire en séparatisme hostile et dans lesquels la langue régionale reprend ses droits (breton, corse, basque, pour l'alsacien, j'ignore comment il évolue).

La conséquence de tout cela pour le vocabulaire :
"Heimat", en France, va s'exprimer en disant : je suis (originaire) de...suivi de zones géographiques très parlantes pour tous :
"on est de..." : on est "du Midi" (dont l'accent et le folklore a été hissés au niveau national par Fernandel et Marcel Pagnol, par ex.), (en manière de plaisanterie, on dire "je suis de midi moins le quart", lorsqu'il s'agit d'une région située moins au sud), on est "du nord" ou du sud de la Loire (délimitation météorologique mythique!), on est "de la région parisienne" dont les métastases se répandent dans l'organisme français à la vitesse V, on est "du sud-ouest", etc.
Mais d'autre part, on relève sûrement plus souvent le mot "France" dans ce contexte de "Heimat" que chez vous le nom d'Allemagne ( cf. La chanson emblématique de Charles Trénet, d'ailleurs chantée pour ses funérailles "Douce France / cher pays de mon enfance / bercée de tant d'insouciance / je t'ai gardée dans mon coeur ...").

L'Allemagne, parlons-en, enfin :
Je ne vais pas me ridiculiser en vous récitant votre propre histoire :
Vous savez mieux que moi que l'Allemagne, de son côté, a, contrairement à la France été longtemps émiettée en une multitudes de petites unités territoriales, sans véritable centre.
Puis, ce fut l'organisation fédérale, telle que vous la connaissez maintenant :
Il me semble que vos Bundeslaender correspondent presque à des régions géographiques naturelles, propices, donc, à l'épanouissement de ce sentiment d'appartenance à un coin de terre appelé "Heimat".
Ai-je tort de penser que de l'autre côté du Rhin, l'on se sent d'abord Bavarois, Rhénan, Berlinois avant de se sentir Allemand?

Vous autres, Allemands, vous avez des traditions plus ancrées, vos dialectes sont encore vivaces, plus présents que nos patois ( corrigez-moi si je me trompe) vos grandes métropoles régionales ont rassemblé autour d'elles des groupes humains qui se sont sentis de la même souche : est-ce exact ?
Il faudrait aussi analyser le rôle joué par les religions: en France, c'est un domaine à part : la laïcité née de la séparation de l'église et de l'état a contribué à l'uniformisation nationale (du moins, officielle...car dans les faits, le clergé joue un grand rôle).
Pourtant, d'autres éléments auraient pu jouer, en Allemagne, contre ce concept de "Heimat" :
  • La présence de nombreuses grandes villes , creuset de populations venues de tous les horizons, donc anonymes, sans identité marquée
  • Votre modernisme dont le prix à payer aurait pu être l'abandon des vieilles traditions.
Je me demande si ce n'est pas le contraire qui s'est produit et si la survivance de la notion de "Heimat" n'est pas pour vous source d'équilibre. ( j'ai toujours été frappée, en Allemagne, par votre côté manichéen, pardonnez-moi ! j'aurais dû dire "équilibré" : le PDG qui , le matin, est un personnage imposant, voire inaccessible, va être méconnaissable le lendemain au Carnaval...mais : surtout pas de mélange des genres, c'est bien ça ?)
Oui, je me suis demandé si l'Allemand moderne des grandes villes n'avait pas besoin de se ressourcer (mentalement, j'entends) et de se laisser aller au fameux "romantisme allemand" d'une façon différente du Français. Je pense aussi à votre sacro-saint "Heiligabend" qui , pour moi, entre dans le même tiroir "Traditions" que "Heimat".
Mais je peux me tromper lourdement et en être restée à MON Allemagne d'autrefois !

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LES CHOSES BOUGENT !
Restons en Allemagne :
Question : la réunification a-t-elle transformé le contenu de "Heimat" ?
Ressentez-vous une tendance à une relative centralisation depuis que vous avez récupéré Berlin comme capitale ?
Nos chemins, à savoir Fédéralisme/centralisme, se seraient-ils croisés, étant donné qu'en France la régionalisation est en marche et se fait déjà bien sentir.
Il semblerait qu'on assiste, depuis un certain temps, à un réveil de la province française (notamment dans le domaine culturel) qui devrait favoriser l'émergence d'un sentiment proche de celui qu'exprime votre vocable "Heimat" :
Les élections municipales qui se déroulent actuellement sont un miroir de cette évolution des mentalités, de ce sursaut de la "France profonde".
La "bataille de Paris", certes, éclipse un peu se qui se passe ailleurs. N'empêche : les autres villes font parler d'elles, certaines ont rejeté des candidats ministres, donc catapultés de Paris, pour leur préférer un candidat local.
Dans un village comme le mien, on assiste à un rééquilibrage spectaculaire de population, entre les "gens du coin" ou "natifs" et les "nouveaux arrivants" : ces derniers vont-ils donner un second souffle au vieil "amour du pays".
Ce ne sera plus l'attachement viscéral à la terre natale, à la terre des ancêtres, ce sera l'intérêt porté pour un pays d'adoption.
J'ai constaté que les jeunes "s'investissaient", comme on dit maintenant , avec enthousiasme pour la commune où ils s'étaient fixés : il y a 20 ans, ils auraient laissé les rênes aux autochtones, se sentant "étrangers".
Certes, ce brassage de population n'aura pas que des conséquences positives : il pourra engendrer l'indifférence, faisant de beaucoup des déracinés éternels (indifférence qui se révèle dans le taux élevé d'abstentions).
Mais on peut penser les générations futures auront en cadeau de naissance des "pays natals recomposés", tout comme ils hériteront de "familles recomposées" : Elles seront plus mobiles, plus souples mais prêtes, espérons-le, à s'intéresser quand même au lieu où le hasard et la nécessité les aura parachutées. Ce qui ne les empêchera pas de rechercher leurs vraies attaches comme le prouve la mode de la généalogie.

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L'EUROPE
Elle est la première à faire bouger les choses !
L'apparition de l'Euro dans nos porte-monnaie va nous faire toucher du doigt que nous appartenons à un ensemble qui nous devrons considérer comme une seconde patrie : oui, j'ose penser que cela va jouer, même si cela parait bien prosaïque !
Cette monnaie commune sera un exemple, parmi tant d'autres, de l'uniformisation qui nous attend et q On redoute une perte d'identité nationale en même temps qu'on salue l'éclatement des frontières. En France, on dit "c'est cornélien".
Comment allons-nous réagir, à court, moyen et long terme à cet espace nouveau : allons-nous nous jeter à corps perdu dans toutes les possibilités nouvelles de l'Europe, à l'aise partout, parlant une seule langue (non, je ne trahirai pas laquelle), circulant sans encombres et sans carte d'identité, regardant les mêmes chaînes de TV, mangeant partout pareil ? (Ce dernier point me fait frémir, je crains le pire pour la variété de vos bières et celle de nos fromages ...)
Ou bien allons-nous nous replier sur nous mêmes, frileusement, avec méfiance et hostilité ? (déjà nous voyons, chez nous la réaction très vive des chasseurs face aux réglementations de Bruxelles).
Allons-nous, par pure opposition, renouer avec le pire esprit de clocher, mesquin et rétrograde, avec le chauvinisme le plus inquiétant, avec un folklore de pacotille, sous prétexte de retrouver les jupes de notre mère-patrie ? Allons-nous devenir ce que Brassens appelle "les imbéciles qui sont nés quelque part"?

La mondialisation inquiète bien davantage et sûrement à juste titre car la guerre économique fait peur.
Mais nous apprécions, en surfant sur internet, par exemple, de faire le tour de notre "village-planétaire" qui prend la taille d'un mouchoir de poche lorsque nous envoyons un e-mail aux antipodes en quelques secondes :
Allons-nous de ce fait réagir bientôt comme des cosmonautes qui, du haut de leur vaisseau spatial regardent la planète bleue comme la chèvre de Monsieur Seguin regardait son enclos du haut de sa montagne : "Que c'est petit ! comment ai-je pu tenir là-dedans ?" ("Les lettres de mon moulin", A. Daudet)
Oui, force est de le constater : le mot "Heimat" est à géométrie variable, selon les pays et selon les époques.

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SA MAJESTE " H E I M A T " et sa suite ...
Certes, le monde change à vue d'oeil, et il faudra bien réviser notre conception du mot "patrie".
N'empêche, au fond de chacun de nous, subsistera toujours une patrie secrète, mythique peut-être, mais qui nous accompagnera tout au long de notre vie.
Cette patrie, réelle ou inventée, nous ne nous en séparons pas plus volontiers que de notre portable.
"Heimat", "Patrie", qu'importe : elle est la même pour nous tous, quelles que soient ses formes, quels que soient les mots sous lesquels elle se cache.
Il y a gros à parier que dans la plupart des langues, on retrouve les mêmes images servant à cerner les contours de ce vocable éminemment affectif.
Voici les mots auxquels j'associe "Heimat" et "Patrie".
C'est le nid, le cocon, le berceau, le giron.
C'est la niche, le bercail, le foyer, le terroir.
C'est le port d'attache, le point d'ancrage, la terre nourricière.
C'est le cordon ombilical, les racines, la famille, le village.
C'est l'école, la mairie, l'église.
C'est la crèche , mais aussi le cimetière.
C'est le défilé du 14 Juillet, la retraite aux flambeaux.
C'est la matrice, c'est la mamelle ("France, mère des arts, des armes et des lois / Tu m'as nourri longtemps du lait de ta mamelle ...", Du Bellay).
On nomme patrie, pays, "heimat" tout endroit familier où l'on se sent protégé, rassuré, consolé, bref : aimé, aimé comme un petit enfant.
Il y a un peu de régression là-dedans, je vous l'accorde. Mais c'est justement cela, un pays : le petit coin de terre où on a le droit de redevenir enfant.
Car c'est dans l'enfance que l'on a noué cette histoire d'amour là, avec le pays, natal ou non . Grâce à la médiation de personnes qui vous l'on fait aimer. Sans cette médiation, on risque de se sentir étranger partout (comme "l'Etranger" de Camus).
Quel bonheur, quand on est "sénior" d'avoir "pour de vrai" ou en souvenir, un endroit où l'on vous tutoie, où l'on vous appelle par votre prénom, où l'on est connu et reconnu. (Même si on est également surveillé, du reste !)
Une Patrie, au fond, c'est comme un élément, c'est comme l'air que l'on respire, c'est là où l'on est heureux comme un poisson dans l'eau.
Une patrie, c'est comme un vêtement qui vous va. Les autres le trouve peut-être vilain ou démodé, ou vieux, mais nous, on l'usera jusqu'à la corde car dans aucun autre on ne se sentira aussi bien.

Quand on perd sa Patrie, je pense à l'exil, au cruel exil de tant de populations déplacées (cf. Cette poignante émission d'ARTE "die verlorene Heimat"), alors on souffre comme souffrent les mutilés de leurs membres perdus ... "Heimweh" : "le mal du pays", "aux mêmes maux les mêmes remèdes", dit un proverbe. Ici : "aux mêmes maux, les mêmes mots".
Car l'attachement à la Patrie, ce n'est pas seulement sentimental, c'est charnel. Car une Patrie, c'est un paysage aimé, un climat, une lumière, des bruits, des odeurs, la nourriture. C'est surtout des gens, leur physique, leur parler, oh, oui, leur parler, leur accent, leurs façons. Aux exilés, à ceux, au contraire qui n'ont jamais quitté le nid, il est facile de savoir nommer leur vraie Patrie.
Pour tous les autres, la majorité, il y a souvent plusieurs patries au cours d'une vie, des patries d'adoption. Et avec elles, comme dans les histoires d'amour, il y a des coups de foudre, (je suis tombée amoureuse de Lyon en cinq minutes !) des trahisons, des mariages d'amour, des mariages de raison, des divorces (je pense à T. Bernhard) et des veuvages, des séparations, des retrouvailles.
Mais pour eux comme pour les autres, il y a toujours le souvenir ou le manque d'une "mère-patrie".
Et , finalement, c'est ce mot-là que je choisis pour traduire "Heimat".

Fait à Vaugneray, petit village des Monts du Lyonnais, le 12 Mars 2001

Madeleine

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A24   Dieter Böckmann schrieb am 13.05.2001:

Heimat - aus französischer Sicht

Madeleine und ihre vier Kolleginnen (alle Deutschlehrinnen, die Deutschland und unsere Sprache, Geschichte und Literatur kennen) sagen, sie hätten absichtlich vor Abfassung ihrer Beiträge die bisher in der web-site Heimat erschienenen Texte nicht gelesen, um nicht beeinflusst zu sein. Nun, ich bin vorbelastet, denn in A11 vom 02.11.2000 habe ich gesagt, dass es im Französischen keine Übersetzung für das Wort Heimat gibt. Jedoch nach der Lektüre der Beiträge (A22 und Beantwortung des Fragebogens) sage ich:
Zwar geben die Wörterbücher keine wörtliche Übersetzung für das Wort Heimat her, aber Franzosen meinen, fühlen, empfinden und denken dasselbe wie wir!
Wenn auch im Fragebogen (unter Punkt 7, "Heimat, ein Produkt made in Germany") gesagt wird, dass Heimat ein Fremdkörper im Organismus Frankreichs bleibt, typisch deutsch (Lederhosen, Tirolerhut) - ist man in Frankreich, trotz aller Zentralisierung, "gebürtig aus ...", "kehrt man in seine Normandie zurück", sagt "bei uns ...", kennt seine Dialekte, seine Folklore, fühlt sich zuerst als Lyoner, Gascogner, Bourgogner. "Jede erwähnte ihre Heimat mit Begeisterung und Sehnsucht, jede schüttete ihr Herz aus". Wie bei uns, besingen Dichter (DuBellay) und Sänger (Charles Trenet, Georges Brassens) und Volkslieder das, was wir Heimat nennen. Zur Sprache : "Jede von uns hat es erlebt, wie angenehm vertraut uns ein gewisser Tonfall klingt, ja ein besonderer Akzent von jemand, der aus "unserer Ecke" stammt". Bitte beachten Sie vor allem den Abschnitt (in A22) "Ihre Majestät Heimat ...". Ich meine, ich brauche hier die Aufzählung der Zitate nicht fortzusetzen. Jeder wird mir recht geben, wenn er die Beiträge liest.
Mehrere Erklärungen gibt es dafür, dass trotzdem die französische Sprache kein Wort für "Heimat" (und auch nicht für "gemütlich") hat.
Freilich gibt es einen großen Unterschied: la patrie, das Vaterland (Frankreich) ist für Franzosen viel selbstverständlicher Heimat als für uns Deutschland. Dazu trägt sicherlich bei, dass Frankreich seit vielen Jahrhunderten, d.h. viel länger als Deutschland, ein Land, ein Staat, eine Nation ist, mit Paris als Hauptstadt und allgegenwärtiger Zentrale.
Dann wird noch die Frage behandelt, ob wohl Europa unser aller neues Vaterland (der Euro winkt!) sein wird. Dies wäre im Zusammenhang mit dem gerade eröffneten Themenkomplex E "Heimat Europa - eine Vision?" zu betrachten.
Im Fragebogen sind in Punkt 6 "Kinder und Enkel - andere Vorstellung von Heimat" noch einige Gedanken dargestellt, die, wenn auch unerfreulich, so doch realistisch erscheinen: die alte Heimat verschwindet mehr und mehr. Mobilität beim Wechsel der Arbeitsstellen, Scheidungen, Riesensupermärkte anstelle des Tante-Emma-Ladens, Autobahnen und Schnellzuglinien machen urwüchsige Fluren zu Operettenkulissen für Touristen - eine kafkaeske Verwandlung unserer geliebten Heimat. Aber tröstlich: wir sollten unseren in's www verliebten Enkeln ein Stückchen unserer Heimat vermitteln.
Ich habe mich bemüht, einiges zu den Beiträgen unserer französischen HEIMAT-Partnerinnen zu sagen. Wer sagt mehr ?

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A25   Dieter Böckmann schrieb am 20.05.2001:

Nachtrag zu "Heimat / Französisch"

Zu HEXAGON. Zu meinen Darstellungen betr. la patrie = Vaterland moechte ich noch einiges hinzufuegen.
Das Hexagon = Sechs-Eck, das Frankreich auf der Landkarte darstellt, ist fuer Franzosen mehr als ein raeumlicher Begriff. Jeder kennt ihn, fuer jeden ist es ein Bild, synonym mit dem Vaterland.
Fuer uns Deutsche gibt es nichts vergleichbares. Die Landkarte Deutschlands hat keine erkennbaren Konturen, sie ist ein ganz unsymmetrischer Haufen mit einer Menge Zipfel und Fransen - nie dafuer geeignet, beim Betrachten ein Vaterlands-Gefuehl entstehen zu lassen. Ausserdem ist die Landkarte nicht nur nach 1945, sondern auch 1989/90 (durch die Wiedervereinigung) veraendert worden.

Zu Vaterland als Heimat.
Ich habe in der website Heimat & Fremde schon geschrieben, dass ich (ich persoenlich, ich will nicht etwa behaupten, dass dies fuer alle Deutschen zutreffend sein muesse) Deutschland wohl nur dann als meine Heimat ansehen (und nennen!) wuerde, wenn ich emigriert, d.h. ins Ausland umgezogen waere. Ich bin aber nur innerhalb Deutschlands umgezogen. Und so bleibt eben Berlin (wo ich geboren bin und Kindheit, Schul- und Studienzeit verbracht habe) meine Heimat. Deutschland als Vaterland (ich bin Deutscher), das ist fuer mich eine ganz andere Ebene.

Zu "Lederhose und Tirolerhut"
Solche Stereotypen gibt es viele, z.B. fuer Deutsche das Bild des "typischen" Franzosen ("der" Franzose traegt eine Baskenmuetze, trinkt andauernd Wein und isst ebenso immerzu Baguette). Der Gesichtsausdruck des abgebildeten Herrn weist nicht eben auf einen ueberdurchschnittlichen IQ hin, und die Hausschuhe lassen erkennen, dass es bei ihm "gemuetlich" zugeht. Immerhin bedeutet die Tisch-Ecke mit dem zweiten Glas Wein, dass er ein geselliger Mensch ist, der sein Glaeschen Wein nicht gerne allein trinkt.


Tja, das waer's fuer diesmal. Liebe Madeleine, deine Betraege (gemeinsam mit deinen vier Deutschlehrerin-Kolleginnen angefertigt) geben noch viel Gespraechsstoff.

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A26   Madeleine Dauteuille schrieb am 16.02.2002:

Heimweh eines französischen Dichters aus dem XVI. Jahrhundert
DU BELLAY (1522-1560) Klagelieder

Die Entstehung der bedeutendsten Dichtung des neben RONSARD mächtigsten Wortführers der "Pléiade" - 191 Sonette in Alexandrin - ist in besonders hohem Maß durch die Lebensgeschichte des Autors bedingt, der, eine diplomatische Karriere erhoffend, seinem Vetter, dem Kardinal Jean Du Bellay, nach Rom folgte (1553-1557). Des Dichters anfängliche Begeisterung für das alte Rom, die ihn zu den Sonetten der "Antiquités de Rome" inspiriert hatte, erwies sich jedoch als kurzlebig. Bald fühlte er sich wie im Exil, und seine Sehnsucht nach der französischen Heimat, (nach Liré, seinem Dorf im Loiretal, in der Gegend Anjou) findet ihren Niederschlag in den "Regrets" (Klagelieder). Sein Heimweh nach dem Anjou spricht am ausdrucksvollsten aus jenem berühmten 31. Sonett, das wie ein antikes "Felix qui..." beginnt (wir sind in der Renaissancezeit).
Aus Kindler, Literaturlexikon Band 4

Hier das Originalgedicht, danach dessen Übersetzung (Beachte: "latinisch" wurde absichtlich statt "lateinisch" gebraucht).

Heureux qui, comme Ulysse, a fait un beau voyage,
Ou comme cestui-là qui conquit la toison,
Et puis est retourné, plein d'usage et raison,
Vivre entre ses parents le reste de son âge!

Quand reverrai-je, hélas! de mon petit village
Fumer la cheminée, et en quelle saison
Reverrai-je le clos de ma pauvre maison,
Qui m'est une province et beaucoup davantage?

Plus me plait le séjour qu'ont bâti mes aïeux
Que des palais romains le front audacieux;
Plus que le marbre dur me plait l'ardoise fine,

Plus mon (= ma) Loire gaulois que le Tibre latin!
Plus mon petit Liré que le mont Palatin,
Et plus que l'air marin la douceur angevine.

Joachim Du Bellay 1558

Glücklich wer, wie Odysseus, weitgefahren,
Oder wie jener, der das goldene Vlies erkämpfte,
Und dann voller Weisheit und Erfahrung heimkehrte,
Um den Rest seiner Jahre bei den Seinen zu verbringen.

Ach, wann werde ich wieder den Rauch über den Dächern
Meines kleinen Dorfes sehen,
Und wann sehe ich mein schlichtes Haus mit seinem Garten wieder,
Die mir ein Reich sind und noch viel mehr?

Lieber mag ich das Heim, das meine Ahnen bauten,
Als den kühnen Prunk der römischen Paläste,
Lieber als den harten Marmor den feinen Schiefer

Lieber die gallische Loire als den latinischen Tiber,
Lieber mein kleines Liré als den Palatinus
Und lieber als den Wind des Meeres, die milde Luft meines Anjou.

Übersetzt von Colette, Jeanie, Monique und Madeleine unter der Leitung eines deutschen Deutschlehrers

Und hier zum Vergleich eine andere Übersetzung, die eine Freundin Madeleines aus Düsseldorf gefunden hat:

Wohl dem, der wie Ulyss durchzogen ferne Zonen,
Wie jener, der das Vlies mit kühnem Griff entwand,
Um dann zurückgekehrt, voll Weisheit und Verstand
An seiner Väter Herd bis an sein End zu wohnen.

Wann - ach! wird Heimkehr mich für meine Mühen lohnen?
Wann seh ich am Kamin des Rauches graues Band
Aufsteigen überm Dach, wo meine Wiege stand?
Mir ist die Heimat mehr als alle Königskronen.

Mich zieht es nach dem Haus, das Ahnenstolz erdacht,
Nach seinem Schiefergrau mehr als nach Marmorpracht,
Die rômischer Paläste Trotz reckt in die Lüfte;

Nie geb ich die Loire für Latiums Tiber hin,
Mein kleines Liré nicht für einen Palatin,
Des Meeres Brise nicht für Anjous Zephirdüfte.

Aus:  Humanistische Bibliothek   In Verbindung mit dem Centro Italiano di studi umanistici e Filosofici und dem Institut für Geistesgeschichte des Humanismus an der Universität München
Herausgegeben von Ernesto Grassi  Redaktion Eckhard Kessler

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A27   Madeleine Dauteuille schrieb am 15.04.2001:

"TOUR DE FRANCE" in Büchern, Liedern und Chansons: eine Heimatreise

Wir hatten Ihnen versprochen, nachträglich ein kleines Verzeichnis der französischen Heimatliteratur, der Volkslieder und Heimatchansons zu schicken.
Was ich Ihnen heute hier vorschlage (siehe unten), gehört nicht unbedingt zur ausgesprochenen "Heimatliteratur", denn viele unter den genannten Autoren sind weltbekannte Schriftsteller bzw. Chansonmacher. Oft sind sie aber für uns Franzosen mit einer bestimmten Region oder Landschaft verbunden, mit einer Heimat also. Mit welcher will ich Ihnen gerade vermitteln.
Wenn ich eines schönen Tages fleissiger sein sollte, könnten wir zusammen eine Art "Tour de France" machen, bei der ich die betreffenden Bücher, Lieder und Chansons genauer vorstellen könnte. Diesen schönen Tag sehe ich aber noch nicht am Horizont!
Heute will ich Sie erst zu einer Sommerlektüre anregen, die Sie durch die einzelnen Heimaten Ihrer französischen Internetfreunde reisen lässt, vorausgesetzt jedoch, dass die infrage kommenden Werke übersetzt worden sind.
    PARIS : Anatole FRANCE - Robert SABATIER - ....und eine Unmenge Schlager und Chansons haben die kleine gemütliche Heimat Paris besungen

    NORDEN und FLANDERN : M; VAN DER MEERSCH, Marguerite YOURCENAR
    Das Wiegenlied "Dors min p'tit Quinquin", auf Platt ist bemerkenswert

    CHAMPAGNE : Paul FORT und....DE GAULLE !

    ARDENNES : Arthur RIMBAUD und Paul VERLAINE, deren Heimat eigentlich die Poesie war (zu Hause sind sie ungern geblieben !)

    LORRAINE : Maurice BARRES (gehört zum Kapitel deutsch-französische Geschichte !)
    Das Volkslied "En passant par la Lorraine" ist jedem Franzosen bekannt.

    ALSACE : Alfred KASTLER "Deutsche Lieder eines französischen Europäers",
    und für die Kinder die Bücher von Tomi UNGERER

    PAYS DE LOIRE : Die Klassiker (Pleiade Gruppe : RONSARD und DU BELLAY), RABELAIS - BALZAC und im XX. Jahrhundert : Maurice GENEVOIX, (ein ganz grosser Naturfreund und -kenner) und J.ROUAUT

    NORMANDIE : nicht nur die IMPRESSIONNISTEN haben diese Gegend bekannt gemacht sondern auch einige Klassiker wie
    Gustave FLAUBERT, Guy de MAUPASSANT und Marcel PROUST
    Ein populäres Volkslied besingt diese schöne Gegend, die zu oft mit dem Atommüll verbunden ist...

    BRETAGNE : der Klassiker René de CHATEAUBRIAND, als erster sowie der Historiker Ernest RENAN natürlich, aber auch Jules VERNES (der uns aber sehr weit von der Bretagne weggeführt hat!), Joseph GUILLOUX und nicht zuletzt Pierre Jakez HELIAS und Henri QUEFFELEC
    Auf dem Gebiet der Volkslieder ist Théodore BOTREL zu nennen, ein Lieblingssänger unserer Eltern

    BORDEAUX : der Klassiker Michel de MONTAIGNE, der zwar nichts zu tun hat mit dem Begriff "Heimat", aber sein Werk in dieser Gegend geschrieben hat, (jeder Tourist will sein Arbeitszimmer in seinem Haus in der Nähe von Bordeaux sehen), François MAURIAC, dessen Romane sich manchmal im Raum "Les Landes", südlich von Bordeaux abspielen, und der wahrscheinlich in Deutschland bekannt ist

    PROVENCE : Frédéric MISTRAL, Alphonse DAUDET ( Tartarin de Tarascon , Les Lettres de mon moulin), Henri BOSCO, Jean GIONO und der Star Marcel PAGNOL, durch die Filme CESAR, MARIUS und FANNY berühmt geworden.
    Vergessen wir nicht auf dem Gebiet der Musik die Opéra-comique von MISTRAL/GOUNOD: MIREILLE und ... das Volkslied "Sur le pont d'Avignon" !
    Vielleicht haben Sie in Ihrer Weihnachtskrippe Tonfiguren, sog. Santons, die in der Provence angefertigt worden sind ? Sonst sollten Sie sich welche kaufen, dann suchen Sie sich aber die feinsten, die echtesten !

    CEVENNES (Südosten des Zentralmassivs) : Jean-Pierre CHABROL (nicht zu verwechseln mit dem Filmemacher Claude Chabrol), André CHAMSON, Jean CARRIERE (nicht zu verwechseln mit Jean-Claude Carrière) und der Chansonmacher und Sänger Jean FERRAT

    LANGUEDOC : in der französischen Literatur als Heimat der Troubadours bekannt ist auch die Wiege von den Sängern Charles TRENET (Narbonne) und Georges BRASSENS (Sète)
    Aber Sète ist auch die Ruhestätte von einem grossen Schriftsteller : Paul VALERY (oben liegt sein "cimetière marin", "Friedhof am Meer")

    TOULOUSE : ist eine Hochburg der lyrischen Musik, aber auf dem Gebiet des Chansons ist mein Lieblingskind der Chansonmacher und Sänger Claude NOUGARO (ein nächstes Mal schicke ich Musik + Text seines Chansons "Toulouse" ... Ja, Nougaro ist mir sehr wichtig...)

    CHARTRES : für seine Kathedrale sehr bekannt, wurde von Charles PEGUY besungen.

    BURGUND : COLETTE ist Ihnen wohl ein Begriff ? Natürlich ist sie gar keine "Heimatautorin", immerhin ist sie nicht zu trennen vom Burgund.
    Auch Henri VINCENOT hat vieles über diese Gegend geschrieben und wird sehr viel gelesen.
    Natürlich gibt es viele Trinklieder in dieser Weingegend ! ("Chevaliers de la table ronde" oder "La Bourgogne" oder "Chantons la vigne")

    JURA : Bernard CLAVEL (dessen Bücher zum Teil verfilmt worden sind)

    AUVERGNE : Alexandre VIALATTE, der Übersetzer von KAFKA verdient besser bekannt zu sein : er ist ein grosser, verkannter Schriftsteller.
    Das Volkslied "La bourrée en Auvergne" hat früher jeder Schuler gelernt.

    ALPENGEBIET : Roger FRISON-ROCHE, dessen Gebirgsromane verfilmt wurden, Emilie CARLES (ob ihr schönes Buch "Une soupe aux herbes sauvages" übersetzt ist?)

    ALGERIE : Albert CAMUS ("Noces")

    QUEBEC : Die Chansonmacher Félix LECLERC , Gilles VIGNEAUD, CHARLEBOIS u.a.m.

    BELGIEN : es gehört dazu, denn die französische Sprache in den Chansons von Jacques BREL klingt besonders schön
Diese Liste ist natürlich zu ergänzen : die Titel der Werke habe ich nicht übersetzt, denn sie lauten oft anders auf Deutsch.
Hoffentlich hat Ihnen dieses kleine Verzeichnis Lust gemacht, vom Sessel aus unsere Heimat/unser Vaterland anders kennenzulernen.

LYON steht nicht auf der Liste aber ... aufgeschoben ist nicht aufgehoben : Mein nächster Beitrag ist dieser Stadt gewidmet.

P.S. Viele Deutsche machen Urlaub in Frankreich und finden heute in jeder Gegend ein interessantes Festival : es gibt jetzt so viele, dass ich sie nicht alle aufzählen kann (Das Internet tut das aber ganz gut).
Es sei hier nur auf die bekanntesten Festspiele aufmerksam gemacht :

MUSIK :
-Le Printemps de Bourges
-Les chorégies d'Orange
-Le festival international d'art lyrique d'Arles
aber noch so viele überall, insbesondere in Touraine, in Toulouse, Lyon usw...

TANZ :
-Biennale de la danse in Lyon (Herbst)
-Montpellier (im Juli) und andere mehr...

COMICS :
-Festival de la Bande Dessinée à Angoulême

THEATER :
Festival d'Avignon (im Juli)

KINO :
Festival de Cannes

Auf Korsika meldet die Zeitschrift TELERAMA : FESTIVOCE (FESTIVOCE@wanadoo.fr - tel. 0495617781)

Viel Vergnügen !

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