_
  [ Online-Journal "LernCafe" ] [ZAWiW] [ SoLiLL ] [ Chat ]
_ _ _
  Dreieck nach obenGemeinsamLernen  
_ _ _
  Dreieck nach obenLerngruppen Logo ZAWiW
_ _
  Dreieck nach obenGemeinsam Lesen
_ _ _
    Dreieck nach obenWebseiten  
_ _ _ _
    Dreieck nach obenLeserunden  
_ _ _ _
    Dreieck nach obenAlte Leserunden  
_ _ _ _
    Dreieck nach obenLeserunde 1  
_ _ _ _
    Dreieck nach obenArbeitsraum  
_ _ _ _
    Dreieck nach obenAutoren  
_ _ _ _
    Dreieck nach obenBrecht  
_ _ _ _
    _Lübecker Gruppe  
_ _ _ _
_
_  
_
_ Zurück - Inhalt
_ _
_ _
_ _
_ _ Gedanken zum Text
_ _
_ _ Ewald
_ _
_ _ Friedel
_ _
_ _ Horst
_ _
_ Ingrid
_ _
_ _ Marliese
_ _
_ _ Renate
_ _
_ _ Zusammenfassung
_ _
_ _
_

Druckversion

Ingrid



Brechts "Unwürdige Greisin" gehört zur Sammlung der Kalendergeschichten und, obwohl von Brecht nicht wirklich für einen Kalender geschrieben - so wie das z. B. Hebbel tat - , gelten für diese Erzählung doch dieselben Kriterien wie für die ursprünglichen Kalendergeschichten als alter populärer Literaturform: Einfach erzählte, volkstümliche Geschichten, kunstvoll und klar gestaltet, die unterhalten und belehren wollen, zum Nachdenken anregen, aber auch Spaß bringen sollen, dass man sie wiederholt lesen mag.
Kalendermäßig bei Brecht ist die kühle und objektive Berichterstattung, der Erzähler tritt zurück, durch das Fehlen jeglicher Sentimentalität wird der Weg zu einer neuen zuverlässigeren Emotion frei.
Die Erzählform wirkt streng chronologisch, wichtiger aber wird das eher Beiläufige, bei der Greisin z. B. das stets vorhandene Gläschen Rotwein, das sie sich im Alter gönnt. So selbstverständlich, wie die Greisin während ihrer Ehe alles tat, was von einer guten Ehefrau erwartet wurde, dabei nie die eigenen Bedürfnisse äußerte, so selbstverständlich lehnte sie nach dem Tod des Mannes ab, ihre weitere Lebensordnung den Erwartungen der Familie beziehungsweise der bürgerlichen Gesellschaft anzupassen. Die allgemeinen Ansichten über einen "respektablen" Umgang mit dem Geld, ebenso wie eine "respektable" Auswahl der Kontakte zu anderen Menschen, selbst der "respektable" Umgang mit der Zeit sind für die Frau nicht länger wichtig. Sie wendet sich Menschen zu, die einer anderen Klasse angehören und unternimmt Dinge, die in ihrem früheren Leben undenkbar gewesen wären. So ergibt sich aus Brechts Darstellung die Erkenntnis: Erst wer sich "unwürdig" über einschränkende Konventionen hinwegsetzt, findet zu sich selbst.