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ODE Open Doors for Europe

Stand:


Stereotypen als T�r�ffner
das Wissen um Vorurteile als Mittel besseren gegenseitigen Kennenlernens.

Jochen Rannow, Ulm


Im Alltag leben wir in einer Welt der Bilder, die wir f�r wahr halten, obwohl es sich nur um verformte Abbildungen der eigentlichen Wirklichkeit handelt. Es gilt zu unterscheiden zwischen praktisch "gelebten" Welten und theoretisch "erkannten" Welten. Naiv gelebte, unreflektierte Welten haben bildhaften Charakter, sind universeller Besitzstand des Menschen und unabh�ngig von Privilegien und Bildung. Sie beinhalten Meinungen, Einstellungen, Images, d.h." Vor-Urteile" und "Stereotypen", die die Welt praktikabel machen und zu Selbstsicherheit beitragen. Sie entstehen aus Wechselwirkungen zwischen Personen und k�nnen deshalb nur durch Wechselwirkungen abgebaut werden - hier liegt unsere Chance und Aufgabe!

Die Begriffe Vorurteil und Stereotypen werden allgemein und in diesem Zusammenhang auch von mir - mehr oder weniger synonym benutzt. Vorurteile bilden sich aus in Gruppen mit teilweise �hnlichen Lernbiographien. Sie sind wie eine Brille, durch die sich Menschen wechselseitig sehen und beurteilen, z.B. in parteipolitischer, kirchlicher, moralischer �Sichtweise. Sie gelten in ihrer konkreten Ausformung deshalb nur f�r einen bestimmten Personenkreis. Damit Gruppen Bestand haben, brauchen sie identische Vorurteile. Konkurrierende Gruppen haben in Bezug auf ein und denselben Meinungsgegenstand qualitativ voneinander abweichende Vorurteile. Ablehnung, Feindschaft, Un�hnlichkeit gegen�ber Fremdgruppen findet Niederschlag in der Andersartigkeit von Vorurteilen. Gleichheit von Vorurteilen vermindert "in-group" Konflikte Und f�hrt gleichzeitig zu Entfremdung gegen�ber "out-groups". Das Wissen um Vorurteile erleichtert deshalb gemeinsame Verst�ndigung und ist ein idealer "T�r�ffner". Unsere allt�gliche Umwelt l�sst sich in einer Landkarte von Vorurteilen abbilden.Menschen mit der gleichen Landkarte finden sich in dieser ihnen gemeinsamem Umwelt zurecht. Die (unbewu�te) �bernahme angebotener Vorurteile schon von Kindesbeinen an ist gleichbedeutend mit dem Aufbau der eigenen Lebenswirklichkeit und damit des eigenen Selbstbildes. Sie werden verteidigt, weil sie der Selbtbehauptung dienen. Wenn wir etwas nicht wissen und damit die eigene Selbstsicherheit beeintr�chtig ist, �bernehmen wir vereinfachte Erkl�rungen, also Vor - Urteile. Vorurteile �berbr�cken Leer-R�ume des Nichtwissens und Nichtverstehens durch Vereinfachungen und machen so die Umwelt �berschaubar. Vorurteile p o l a r s i e r e n (z.B. Konfrontation statt Kompromissbereitschaft), sie b e w e r t e n (positiv, negativ, verurteilend...), sie haben A b s o l u t h e i t s-a n s p r u c h (sind deshalb schwer zu relativieren), sie v e r a l l g e m e i n e r n, d.h. sie nehmen Einzelerfahrungen f�r das Ganze. Sie kommen zum Einsatz gegen�ber Gruppen, Einzelpersonen, Institutionen, Konzepten, Werten u.s.w. und sie haben Stufen unterschiedlicher Konkretheit; z.B. D i e Deutschen, d i e Nord-, West-, Ost-, S�ddeutschen, d i e Bayern, d i e Franken, d i e Oberfranken... Vorurteile sind also universeller Besitzstand des Menschen, sie charakterisieren unser naives, allt�gliches und selbstverst�ndliches Urteilverhalten, bestehen aus nicht abgesicherten Verallgemeinerungen, sind von gro�er zeitlicher Stabilit�t und kommen zum Einsatz gegen�ber Personen, Gruppen und Objekten. Sie sind allseits geliebt, weil mit einem Minimum an Ausgangsinformation (Pseudowissen) ein Maximum an Umweltstabilisierung erreicht wird. Bei wechselseitigem Interesse f�r einander und wechselseitigem Wissens- und Informationserwerb k�nnen Missverst�ndnisse ausger�umt und alternative Umgangsformen erlernt werden. Let's open the doors!