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ODE Open Doors for Europe

Stand:


Tabu

Den Begriff „Tabu” hatte uns J. Cook angeeignet. Es ist ein polynesisches Wort und bedeutete ursprünglich etwas heiliges, verbotenes, unberührbares, verdammtes, unheimliches, gefährliches und unreines. Der Begriff „heilige Furcht” widerspiegelt gut den Sinn des Wortes „Tabu”. Alles, was aus irgendwelchen Gründen hatte Angst geweckt und war unheimlich wurde als Tabu bezeichnet. W. Wundt hatte „Tabu” als den ältesten, nicht aufgeschriebenen Rechtskodex der Menschheit bezeichnet. Man ist der Meinung, dass das „Tabu” alter als die Götter ist und stammt aus der vorreligösen Zeit.

Der gegenwärtige Begriffsumfang des Wortes ist nicht identisch mit dem aus den Zeiten von W.Wundt und S. Freud. Der Begriff „Tabu” funktioniert auch in den hoch entwickelten Zivilisationen und auch in der Mehrheit der Religionen als ein Grundbestandteil der Kultur und auch als eine gewisse Art von Zensur. Ein „Tabu” kann gültig f�r die ganze Gesellschaft sein oder auch kann nur einige Gruppen betreffen z.B. Berufsgruppen. Es kann auch nur für eine Familie gelten. Die so genannten Familientabus werden emsig versteckt, weil sie schmerzhaft und beschämend sind; dazu gehören Süchte, Gewalttaten, unübliche Sexualverhalten, tödliche – und psychische Erkrankungen.

Enge Beziehungen zwischen zwei Partnern, ihre Intimität, Geheimnisse, das psychische Klima, eigenartige Gestik und Wortschatz werden von den Partnern auch als Tabu betrachtet.

Jeder Mensch besitzt ein verheimlichtes Teilchen seiner Persönlichkeit, es drückt sich in Emotionen und Verlangen aus. In der Gegenwart erleben wir nicht selten, dass die Grenzen eines Tabus verschoben werden. Das Gebiet der Kunst provoziert und verschiebt die Grenzen der Intimität. Das geschieht im Bereich der bildenden Künste, wenn wir nur hier manche Performansveranstaltungen als Beispiel nennen.

Über viele Tabus hat man sich früher nicht gewagt zu äußern und sie breit und „ausführlich” in den Massenmedien zu schildern. Jetzt ist es üblich. Man zeigt seine physische und psychische Nacktheit in verschiedenen Fernsehprogrammen, im Radio und Zeitschriften. Und was erstaunlich ist, der Mensch ist bereit seine Intimität ins Tagelicht zu bringen.

Die Massenmedien bilden auch eigenartige „Informationstabu” oder besser gesagt – ganze Bereiche des Schweigens rings um schwere politische, soziale und pathologische Fragen. Man bildet verschiedenartige Ausdrucksweisen sog Euphemismen, die leicht etwas zum verhüllen oder zum bagatellisieren verhelfen. So ist das z.B. mit „anders liebenden”, „dem dritten Geschlecht”, „vom anderen Ufer sein”.

Die gegenwärtigen Gesellschaften versuchen auch sich mit verschämenden Problemen auseinander zu setzten. Breit bekannt sind Schriftstelerinnen und Schauspielerinnen, die die stillschweigende Übereinkunft zum Thema Krebserkrankung überwinden wollen und ihre Tabuabbrechende Aktivitäten in Krankenhäusern als Botschaft betrachten. In den Familien ist ist eine tödliche Erkrankung und Sterben oft noch ein Tabu. Mit einem Kind oder Erwachsenen, der am Sterben ist spricht man nicht über den Tod. Sterbende Kinder wissen, dass sie sterben aber sprechen mit den Eltern nicht darüber. Es ist zu schwer für Kind und unmöglich für die Eltern. Der sterbende leidet in Einsamkeit.

Im Grunde genommen Tabu „das ist ein psychologisches Problem” für jeden Menschen. Es ist ein Imperativ für die Berücksichtigung und die Behütung der Verbote und Gebote und der Achtung für das, was für uns aus den vergangenen Jahrtausenden/Jahrhunderten geblieben ist. Gleichzeitig aber einiges Tabu gehen in die Vergangenheit und neue werden gebildet. Vielleicht ist das so, dass es immer welche Tabus geben wird, weil es doch ein wesentlicher Bestandteil unserer Kultur ist.

Zofia Barbara Hełka, Lodz