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SWP 03/2002

Stand:


Das Modellprojekt "Gemeinsam lernen übers Netz" des ZAWiW ist seit März 2005 abgeschlossen. Die Idee des Projekts und das Angebot wird vom ViLE-Netzwerk weitergeführt.www.vile-netzwerk.de

Bildung / Die Ulmer Universität lockt mit einem spannenden Angebot

Der Wissensdurst der Alten

Medizin, Globalisierung, Internet: Keine Scheu vor Neuem

Auch nach zehn Jahren ist der Andrang ungebrochen: Aus dem ganzen Land pilgern ältere Semester für eine Woche nach Ulm, um ihren Wissensdurst in den Hörsälen der Universität zu stillen. Eine Aufforderung an andere Hochschulen, findet Initiatorin Carmen Stadelhofer.

ANTJE BERG
ULM

„Jeder darf nur einen Platz reservieren“, lautet die strikte Order. Kein Wunder also, dass sich an diesem Morgen vor dem Hörsaal eine Schlange bildet – lauter wissbegierige Männer und Frauen, die meisten zwischen 60 und 75 Jahre alt. Zwei Mal im Jahr bevölkern ältere Semester die Ulmer Universität, wo das Zentrum für allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung für sie Bildungswochen anbietet.

Die mehr als 800 Teilnehmer kommen aus allen Ecken Baden-Württembergs. Elke und Peter Joksch etwa reisen aus stets mit dem Wohnwagen aus Tettnang an. Nach dem Ende ihrer Berufstätigkeit wollten sie sich „noch einmal mit etwas Neuem beschäftigen“. Das Angebot der Ulmer Universität war ganz nach ihrem Geschmack. Dort gibt es eine gelungene Mischung aus Vorträgen und Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen: Medizin, Psychologie, Naturwissenschaften und Kultur. Die Referenten sind Dozenten der Uni, die es zu schätzen wissen, vor einem so aufmerksamen Publikum zu sprechen und sich deshalb gerne Zeit nehmen. Elke Joksch hat einen Volksschulabschluss und war nicht sicher, „ob ich richtig mitkommen würde“. Inzwischen jedoch sind alle Bedenken zerstreut. Die 63-Jährige beschäftigt sich mit den Folgen der Globalisierung ebenso wie mit ethnischen Fragen der Medizin: Wo macht Gentechnik einen Sinn, wo beginnt sie, gefährlich zu werden? „Mit allen Sinnen – wie nehmen wir wahr?“ ist die diesjährige Frühjahrsakademie überschrieben (Kosten 56,- €). „Das man hier eine Thema von unterschiedlichen Seiten beleuchtet“, schätzt Peter Joksch besonders – ganz abgesehen von den vielen Anregungen, die er und seine Frau mit nach Hause nehmen.

Dort hat sich manches verändert, seit das Ehepaar regelmäßig in Ulm campiert: Beide recherchieren für ihre Projektgruppen, die sich aus den Akademiewochen entwickelt haben, emsig im Internet. Er befasst sich mit dem Thema „Heimat und Fremde“, sie mit dem Geschlechterrollen. Gelernt haben sie den Umgang mit dem Internet in der Universität – und davon profitieren nun auch andere. Elke Joksch hat in Tettnang einen Computerkreis für Ältere gegründet, der sich großer Beliebtheit erfreut. Eines ist allen Akademieteilnehmern gemein: „Ich komme, weil ich geistig nicht stehen bleiben will“, sagt die 67-jährige Mathilde Block wie viele andere. Und wo sonst habe sie schon Gelegenheit, so viele Leute zu treffen, die sich auf den gegenseitigen Austausch freuen.

Ein Brückenschlag

Dass das Angebot der Universität so erfolgreich sein würde, war nicht abzusehen. Carmen Stadelhofer, die Initiatorin der Frühjahrs- und Herbstakademie, erinnert sich noch gut an die vielen Skeptiker des Projektes. Inzwischen ist der Ansturm so groß, dass erstmals Absagen verschickt werden mussten.

Zwar bieten mehrere Hochschulen in Deutschland ein Seniorenstudium an. Bildungswochen wie in Ulm gibt es nur noch in Berlin. Sie werden geschätzt, weil sie zeitlich begrenzt sind. Deshalb wünscht ich Stadelhofer, dass eine weitere baden-württembergische Universität nachzieht. „Natürlich macht das Arbeit“, sagt sie. „Aber dieser Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Bürgerschaft bringt ja auch Gewinn: Die Hochschulen können so beweisen, dass sie sich öffnen, statt sich abzuschotten.