Hildegard Keller
Stand:
Hutzelbrot
Hildegard Keller
Worterklärungen
Da die Eigennamen "Hutzelbrot", "Hutzeln" ,
"Dörrkammer", "Backhäusle"
Hutzeln = getrocknete Birnschnitze keine geläufigen Begriffe sind, vorab einige
Worterklärungen:
Dörrkammer = ein Raum im "Backhäusle", in dem die Birnschnitze
getrocknet wurden.
Backhäusle = war in früheren Zeiten ein Haus im Dorf, in dem ein Backofen
stand, der von allen Familien benutzt wurde.
Einführung
Das Wort weckt Erinnerungen an die heimelige Atmosphäre vorweihnachtlicher
und weihnachtlicher Tage, wo Düfte von Zimt und anderen Gewürzen
geheimnisvoll durch das Haus ziehen.
Hutzelbrot ist ein Brauchtumsgebäck der Weihnachtszeit. An kalten Tagen
wird es, bestrichen mit Butter, zu Glühwein und Punsch gereicht. In
Schwaben und Österreich ist es vor allem beheimatet.
Meine erste Erinnerung an Hutzelbrot ist allerdings mit der Stadt Frankfurt
verbunden. Weil diese Erinnerung bis in die frühe Kindheit zurückreicht,
in der die festlich beleuchteten Straßen und die erwartungsfrohen Menschen
mein kindliches Gemüt berührten, gibt es für mich kein besseres
Hutzelbrot als das aus Frankfurt.
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Beschreibung
Bei dem Brauchtumsgebäck "Hutzelbrot" handelt es sich um ein Brot,
bei dem gekochte Hutzeln (gedörrte Birnen) unter den Brotteig gemischt wurden.
Es ist vor allem im Alpengebiet und in Wien beheimatet.
Durch die Früchte erhält das Hutzelbrot seinen saftigen und einmalig
aromatischen Geschmack.
Geschichte
Hutzelbrot ist eines der ältesten Weihnachtsbrote (genauere Angaben konnten
noch nicht ermittelt werden)..
- Ursprünglich wurde es ohne Zusatz von Zucker oder Honig hergestellt. Es
erhielt seine Süße nur durch die mitgebackenen Hutzeln (auch Kletzen oder
Klötzchen genannt).
- Die Hutzeln wurden in der Dörrkammer der öffentlichen "Backhäusle"
hergestellt.
- Im Laufe der Geschichte wurden dem Teig noch andere getrocknete Früchte,
Nüsse und Geschmacksverbesserer beigemengt.
- Heute gibt es vielerlei Rezepte. Jeder Bäcker hat schon fast einen
Geheimtipp für die Güte ,,seines" Hutzel- oder Klötzenbrotes.
Brauchtum
Hutzelbrot durfte erst am HI. Abend oder am Stephanstag (26. Dez.) angeschnitten
werden. Auf seine Herstellung wurde größte Sorgfalt verwandt. Das Misslingen
bedeutete den Tod der Bäuerin. Das ,,KlötzenschörzL" (Endstück des
Brotes) schenkten die Mädchen ihrem Liebhaber. War die Schnittfläche glatt
(weil der Teig gut geknetet war), so bedeutete das ein pos. Liebesorakel. War
die Anschnitffläche rau, bedeutete dies das Ende der Beziehung. Ein
eingebackenes Stück Draht unterstrich diese Tatsache noch besonders. Das
Scherzel (Endstück) des Hutzelbrotes durfte das Mädchen keinesfalls selbst
essen, es sei denn, es hatte den Wunsch Zwillinge zu bekommen. Bis zum
Dreikönigstag musste das süße Brot aufgegessen sein. Denn mit diesem Tag war
die Zeit der Speiseopfer für die Seelen vorbei.
Rezept:
Von dem Einfügen eines Rezeptes wurde abgesehen. Es würde den Rahmen einer
bloßen Vorstellung des Gebäckes Hutzelbrot sprengen. Bei Interesse kann
Kontakt mit der Verfasserin des Artikels aufgenommen werden.
Literatur
Eduard Mörike hat in seiner Erzählung ,,das Stuttgarter Hutzelmännlein"
dem Hutzelbrot ein Denkmal gesetzt.
Brot und Brauchtum (Landesverlag Linz).
Das Buch der Brauchtumsgebäcke (BLV-Verlag Wien).
Meine persönliche Beziehung zum Hutzelbrot
Diese habe ich bereits in der Hinführung angedeutet. Vertieft wurde sie durch
das Erlebnis mit einer liebenswürdigen alten Schwäbin. Für sie war das
Herstellen des Hutzelbrotes eine fast rituelle Angelegenheit. Bis ins hohe Alter
bereitete sie die Zutaten für das Hutzelbrot vor. Die kleinen runden Laibe fuhr
sie dann in einem Leiterwägelchen zum Bäcker. Die glänzenden frisch
gebackenen Hutzelbrote waren bei Bekannten und Verwandten ein immer willkommenes
Geschenk in der Vorweihnachts- und Weihnachtszeit.
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