Bundesumweltministerium: Energie-Gutachten fehlerhaft


Im Bundesumweltministerium wachsen die Zweifel an dem Energie-Gutachten, das die Grundlage für die Entscheidung über längere Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke liefern soll. Zeitungen zitieren aus zwei internen Papieren des Ministeriums, in denen den Autoren haarsträubende Fehler und sogar Manipulation vorgeworfen werden. Nicht weniger als zehn Fehleinschätzungen werden benannt.

Die Hauptvorwürfe:

  • Das Gutachten habe eine rein ökonomische Grundlage und sei gegen das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gerichtet, dass Öko-Strom-Produzenten stabile Preise und stetige Abnahme garantiert.
  • Die Gutachter hätten "trotz anderslautendem Auftrag“  ausschließlich eine Kostenanalyse durchgeführt und den  den Nutzen einer zukunftsorientierten Energieversorgung ignoriert.
  • Die von den Gutachtern angenommenen Nachrüstkosten für alte Meiler seien deutlich zu niedrig angesetzt.
  • Die Kosten, die private Haushalte künftig jährlich für den Klimaschutz zahlen müssten, seien dagegen viel zu hoch angesetzt worden. Fast 2000 Euro pro Jahr durch höhere Mieten und steigende Verkehrskosten seien bewußt ausgewählte Extremfälle.
  • Die Gaspreise seien in den Untersuchungen zu niedrig angesetzt worden, dadurch lohnten sich die Energiesanierungen von Gebäuden weniger. Auch die sinkenden Kosten einer künftigen Elektromobilität seien unberücksichtigt geblieben.
  • Die im Gutachten vorgeschlagene Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid aus Kohlekraftwerken wird in der Ministeriumskritik infrage gestellt.

Auch Umweltverbände und Wissenschaftler halten das Gutachten für unrealistisch. Bei der von Merkel genannten möglichen Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke um zehn bis 15 Jahre handle es sich um eine "politische Festlegung", die aus dem Fachgutachten zur Energieversorgung "nicht ablesbar" sei, heißt es beim WWF Deutschland. Auch ließen sich aus der Expertise keine positiven Effekte längerer Laufzeiten auf das Bruttoinlandsprodukt, den Arbeitsmarkt oder den Klimaschutz ableiten.
wp (Quellen Süddeutsche und Berliner Zeitung 3./4.09.2010)

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