Viel Holz als Baustoff auf der IBA Hamburg


Ein Leitthema der IBA Hamburg heißt „Stadt im Klimawandel“. Daher ist Holz ein Schwerpunkt der Bauausstellung. Kein anderer Baustoff als das nachwachsende und CO2-speichernde Holz wird diesem Anspruch gerecht. Daher werden  bei einer größeren Anzahl von Bauten neue Verwendungen von Holz entwickelt und vorgestellt.

Am konsequentesten wurde das mit dem Wälderhaus und dem Wood Cube umgesetzt. Aber auch eine größere Anzahl weiterer Gebäude setzt sich mit dem Baustoff Holz auseinander. Von der Nutzung von Fassadenelementen bis zum kompletten Holzmassivbau reicht dabei die Bandbreite. Viele Konstruktionen sowie Brandschutzkonzepte wurden dabei in Hamburg zum ersten Mal realisiert.

Das Wälderhaus

Mit dem Wälderhaus realisierte die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), Landesverband Hamburg e.V., ein völlig neuartiges Multifunktionsgebäude – ein Haus mit Hotel, Museum, dem Forum Wald und einem Restaurant ganz aus Holz - ein Exzellenzprojekt der IBA Hamburg.
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Es ist architektonisch-konzeptionell ein neues, weltweit einzigartiges Multifunktionsgebäude. Optisch setzt es mit einer Holzfassade aus Lärchenholz einen Akzent. Die Grundidee wird klar und deutlich transportiert: Das Thema „Wald und Holz“ zieht sich nicht nur durch das Innere des WÄLDERHAUSES, sondern durch seine sämtlichen Bereiche.

Ein außergewöhnlicher Hausbau

Die ersten beiden Etagen des Wälderhauses wurden in Stahlbetonbauweise, die oberen drei Geschosse in Massivholzbauweise aus dem Holz der Fichte errichtet. Das zertifizierte Fichtenholz stammt zu 80 Prozent aus Deutschland und Österreich, zu 20 Prozent aus Finnland. Nur in Vorgriff auf die neuen europäischen Bemessungsregeln (Eurocodes) für den Brandschutz war es möglich, ein fünfgeschossiges Gebäude in eine brennbare Holzfassade zu hüllen und die Räumlichkeiten des Hotels in Massivholzbauweise zu errichten – ein Novum in der Geschichte des zeitgenössischen Holzbaus.

Die Fassade des Gebäudes ist aus dem Holz der europäischen Lärche gefertigt (zertifizierte Herkunft: Siegerland und Sauerland). Diese unbehandelte Holzverschalung bietet Lebensraum für Pflanzen. Zahlreiche Kleintiere finden hier Rast-, Futter- und Nistgelegenheiten.

Im Einklang mit dem Konzept des Hauses und ökologisch wirkungsvoll sind auch das Gründach und die bepflanzte Fassade des Hauses. Das Dach des Hauses ist mit 9.000 Büschen und 500 Hainbuchen und anderen heimischen Bäumen bepflanzt. Sie tragen zur Verbesserung des Mikroklimas bei und bieten einen zusätzlichen Wärme- und Kälteschutz für das Gebäude.

Nachhaltige Energieversorgung

Im Hotelbereich erreicht das Wälderhaus Passivhausstandard, in den unteren beiden Geschossen nahezu ebenfalls. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach dient der Umwandlung von Sonnenenergie in Strom und mithilfe von Geothermie kann die natürliche Wärme im Winter sowie die Kühlung im Sommer genutzt werden – 94 Energiepfähle, kombiniert mit einer Wärmepumpe, regulieren das Klima des Hauses. Die positive Energiebilanz des Gebäudes wird durch die sorgfältige Isolierung der Außenwände und die dreifache Sonnenschutzverglasung der Fensterscheiben ermöglicht.

Das Sience Center Wald

Im Mittelpunkt des WÄLDERHAUSES steht das SCIENCE CENTER WALD, in dem man alles Wissenswerte über die Wälder der Hamburger und norddeutschen Region erfahren kann. Auf 650 Quadratmetern über zwei Etagen und an rund 80 Erkundungs- und Mikroskopiestationen wird eine Fülle von Aspekten des Waldes, wie zum Beispiel seine ökologische Funktion, seine Rolle für Wasserhaushalt und Klima, seine biologische Vielfalt (Biodiversität) sowie seine umfassende kulturelle Bedeutung dokumentiert, präsentiert, diskutiert, erklärt und erläutert.

„Was ist Wald?“ lautet eine zentrale Leitfrage. In diesem Kontext wird die Beziehung des Großstädters zum Wald ebenso gezeigt wie dessen Artenvielfalt. Die Bandbreite reicht vom städtischen Park in einer Millionenmetropole wie Hamburg bis zum bewirtschafteten Forst im Umland der Hansestadt. Lernen Sie die Arbeit des Försters kennen oder vertiefen Sie Ihr Wissen über den Wald als Wirtschaftsfaktor! In einem Wälderlabor wird die Forschung rund um das Thema Wald vorgestellt, Filmvorführungen runden das Ausstellungserlebnis ab.

Exponate sind z.B. ein 20 Millionen Jahre alter, versteinerter Baum, 2000 Fundstücke des Waldes in einer „Wunderkammer“, Baumsamen, Schmetterlinge, Vogelfedern, Tierspuren, 200 Hölzer in einer Holzbibliothek, 32 Bäume aus dem Hamburger Forstrevier Hausbruch und 40 präparierte Tiere.

Das Forum Wald

Das Ziel des FORUM WALD ist, die Teilnahme aller Gesellschaftsgruppen am nachhaltigen Umgang mit Wald und Natur sicherzustellen und im gegenseitigen Austausch Wissen und Engagement zu ermöglichen und weiterzutragen. Es dient als Schnittstelle für die Themenkomplexe Ökologie, Gesellschaft und Kultur.

Das FORUM WALD begleitet die programmatische Ausrichtung des SCIENCE CENTER WALD. Das wald- und umweltpädagogische Angebot richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Fachinteressierte und Wissenschaftler. FORUM WALD mit seinen multifunktionalen Seminar- und Veranstaltungsräumen mit Platz für bis zu 300 Personen ist eine Plattform, sich auf Tagungen oder Seminaren auszutauschen.

Das Hotel im Wälderhaus

In den drei oberen Geschossen befindet sich das Hotel Raphael. Alles, auch in den tragenden Bauteilen, in Massivholzbauweise erstellt. Die 82 Zimmer sind benannt nach heimischen Baumarten, die Bettwäsche ist aus Bio-Baumwolle usw.

Das Restaurant im Wälderhaus

Das Restaurant Wilhelms im Erdgeschoss hat 110 Plätze und bietet regionale frische-Küche und norddeutsche Kuchenspezialitäten.

Auch eine Stromtankstelle gibt es, auf der Elektroautos ihre Batterien aufladen können.


HOLZ und die Modellhäuser in Wilhelmburg Mitte

Im Zentrum der Bauausstellung in Wilhelmsburg Mitte ist eine ganze Reihe von Häusern mit der Verwendung von Holzkonstruktionen errichtet worden. Die Gebäude werden
„Smart Material Houses“ genannt.

Das Blockhaus Woodcube

Da ist zunächst das gute alte Blockhaus, aber 5-geschossig und damit „Erster 5-Geschosser aus Massivholz“. Nur der Kern ist aus Beton, Fassade, Decken und Wände aus Holz und nur aus Holz, d.h. es wurden keine Holzschutzmittel, Leime, Brandschutzanstriche, Brandschutzkapselung und keine Nägel, Metalle, Folien oder Kunststoffbahnen verwendet. Dass es dennoch die strengen Brandschutzauflagen der Hansestadt Hamburg erfüllt, ist besonders bemerkenswert. Die Dämmwerte übertreffen den Passivhausstandard und es ist ein Null-CO2-Haus.

Der Woodcube wurde als Forschungs- und Referenzgebäude von Deep Green-Development entwickelt. Mit diesem mehrgeschossigem Blockhaus möchte man zeigen, welche zukunftsweisenden Ansätze es im Holzbau auf für Städter gibt.

Haus nach dem Baukastenprinzip

Nicht weit davon gibt es das Case Study Hamburg, ein weiteres Mehrgeschoßwohnungshaus, das mit hohem Vorfertigungsgrad der primären und der sekundären Holztragstruktur arbeitet. Die Außen- und Wohnungssystemwände sind Brettsperrholztafeln. Eine Verbundkonstruktion aus Holz und Beton überspannt diese tragenden Elemente. Die Fassade ist aus Lärchenholz.

Prinzip des Baukastens: Gleich große Grundmodule werden um einen zentralen Erschließungskern gestapelt und bilden unterschiedlich große Wohnungstypen mit zwei bis vier Zimmern als Geschosswohnung oder Maisonette. Auf diese Weise wird ein kompakter Baukörper geformt, aus dem unterschiedlich große Volumina als Loggien oder Terrassen ausgeschnitten werden.

Das Stadthaus als Fertighaus

Ebenfalls in der Nähe befindet sich ein weiteres Mehrfamilienhaus in Fertigbauweise - Case Study # 1. Es besteht aus vorgefertigten Elementen wie Spannbetondecken, Holz-Beton-Verbund-Konstruktionen und Beton-Fertigteilwänden mit vorgehängter Holzkonstruktion, sodass von außen ebenfalls nur Holz zu sehen ist.

Der Vorteil ist die extreme Anpassungsfähigkeit sowohl an den jeweiligen Raum in der Stadt als auch an die Nutzung und Familiengröße – und der günstige Preis.

Das Hybrid-Haus

Auf dem gleichen Areal steht ein in der Nutzung noch flexibleres Gebäude. Holz ist hier in den vorgefertigten Holzrahmenelementen mit Holzverschalung über die gesamte Gebäudehöhe als Fassade zu finden. Wohnen und arbeiten sollen hier zusammengeführt werden.

Weiter Gebäude mit großem Anteil an Holz sind u.a.
gleich hinter dem Wälderhaus die beiden Mehrfamilienhäuser  „Holz 5 ¼“ (Smart Price houses) in Hybride Holz-Beton-Bauweise.

Friedel (17.07.2013), Foto Ursula

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