Atom-Exit nach wie vor in weiter Ferne

Der Brexit versetzt Berlin in Aufregung, Merkel trifft sich mit Seehofer, um sich wieder zu vertragen, doch es droht bald ein neuer Zwist zwischen CSU und CDU: Mit dem Exit aus dem Atomstrom ist auch die Endlagersuche verbunden. Und da hält doch die Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe  trotz aller Einwände auch Standorte in Bayern für möglich.

Der Ausstieg der Briten aus der EU sei ein Votum der Älteren gegen eine weltoffenere Jugend, schrieb die FAZ. Beim Atom-Exit ist es ebenso. Die Älteren hoffen, dass  die Behälter des strahlenden AKW-Mülls noch ein paar Jahre oder Jahrzehnte halten. Das Restrisiko wird den nächsten Generationen überlassen.

Endlager-Abschlußbericht vorgelegt

Die von Bundestag und Bundesrat berufene Endlager-Kommission hat nach mehr als zweijährigen Beratungen am 28. Juni ihren gut 500-seitigen Abschlußbericht vorgelegt.

Er „enthält Empfehlungen und Kriterien für die Auswahl eines Endlagerstandorts in Deutschland, der insbesondere für hoch radioaktive Abfallstoffe bestmögliche Sicherheit gewährleistet und in einem fairen und transparenten Verfahren mit umfassender Bürgerbeteiligung auszuwählen ist“, wie es in einer Presseerklärung heißt. Die Kommission wird ihren Abschlussbericht am 5. Juli dem Deutschen Bundestag, der Bundesregierung und dem Bundesrat übergeben.

Der Bericht wird ab 5. Juli auch auf der Homepage der Kommission unter www.endlagerkommission.de oder www.bundestag.de/endlager abrufbar sein.

Suche ohne Ausnahmen

Die Suche nach einem Endlager soll mit einer „weißen Landkarte“ beginnen. Es könnte also überall im Bundesgebiet entstehen, erläuterte die Grünen-Abgeordnete Sylvia Kotting-Uhl, die der Endlagerkommission angehörte.

Auch der umstrittene Salzstock im niedersächsischen Gorleben wird nicht von vornherein ausgeschlossen. Aus diesem Grund stimmte der Vertreter des Umweltverbandes BUND Klaus Brunsmeier gegen den Bericht. Gleichzeitig hatten die Bundesländer Sachsen und Bayern vergeblich bis zuletzt versucht, Granit aus dem Verfahren zu nehmen. Damit wäre ein Endlager bei ihnen faktisch ausgeschlossen gewesen.

Endlager mit jahrzehntelanger Verspätung

Die Arbeitsgruppe 3 der Endlagerkommission rechnet damit, dass sich die bundesweite Suche nach einem Endlager für radioaktiven Atommüll und dessen Inbetriebnahme um Jahrzehnte verzögern wird. Laut einem Bericht, den der Ko-Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Michael Sailer, dem Gremium bereits am 20. April 2015  vorgestellt hatte, könnte die Endlagerung sogar erst in 150 Jahren oder später abgeschlossen sein.

Eine Inbetriebnahme des Endlagers sei frühestens 2045/2050 vorstellbar, ein Ende der Einlagerung zwischen 2075 und 2130. Das Ziel, die hoch radioaktiven Abfälle sicher und wartungsfrei in einem  Bergwerk einzuschließen, sei erst zwischen 2095 und 2170 oder sogar später erreichbar.

Bei diesen Zeiträumen können unsere Politiker aufatmen. Wenn die Entscheidungen über die Endlager-Frage anstehen, sind sie längst im Ruhestand.

Horst (29.06.2016, Quellen: Bundestagsverwaltung, FAZ, Berliner Zeitung)

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