Ob uns wohl Jodtabletten schützen?

Atomstrom ade in wenigen Jahren und kein Endlager in Sicht. Doch selbst, wenn die letzten  deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet werden, sind die Hinterlassenschaften noch für Jahrtausende höchst gefährlich. Wie können wir geschützt werden?

Die Atomkatastrophe von Fukushima hat beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zu einem Umdenken geführt. Wolfram König, Präsident des BfS,  weist darauf hin, dass mit dem Ausstieg aus der Kernenergie die Herausforderungen noch nicht beendet sind. "Mit dem Abschalten der letzten Kernkraftwerke 2022 in Deutschland bleibt uns das Thema der Risiken der Kernenergienutzung erhalten.“Der Notfallschutz sei deshalb grundlegend überarbeitet worden. Die Strahlenschutzkommission verabschiedete im Februar 2014 neue  Richtlinien.

Die Bürokratie hat sich dieses Problems mit deutscher Gründlichkeit angenommen. Es gibt inzwischen nicht nur ein Gesetz zum vorsorgenden Schutz der Bevölkerung gegen Strahlenbelastungen sowie  ein dazugehöriges Handbuch mit langen Tabellen über Zuständigkeiten.

Mit Hilfe von Simulationen für drei typische Kernkraftwerks-Standorte und den Wetterlagen eines ganzen Jahres errechnete das BfS, bis zu welchen Entfernungen Maßnahmen bei einem schweren Unfall notwendig werden könnten und bis zu welchem Radius diese vorab geplant werden sollten.

Das BfS kam nach über 5.000 Einzelrechnungen zu dem Ergebnis, dass aufgrund der Erfahrungen von Fukushima Evakuierungen bis zu einer Entfernung von 20 Kilometern von einer havarierten Anlage statt wie bisher von 10 Kilometern eingeplant werden müssen und die Verteilung von Jodtabletten zukünftig bundesweit anstatt  bisher nur in einem Radius von 100 Kilometern um Kernkraftwerke vorbereitet werden sollte.

So abwegig sind die Befürchtungen nicht. Wie jetzt bekannt wurde, hatte ein Dschihadist bis November 2012 für rund drei Jahre im Hochsicherheitsbereich des Atomkraftwerks Doel im nahen Belgien als Sicherheitstechniker gearbeitet. Und 2014 kam es in dem grenznahen französischen AKW Fessenheim zu einem höchst gefährlichen Zwischenfall, bei dem die Steuerung der Brennstäbe versagte und eine Notabschaltung vorgenommen werden musste.

Man hat sich an die mit der Erzeugung des Atomstroms verbundenen Gefahren gewöhnt. Zur Absicherung könnte man sich einen Geigerzähler zulegen. Sie sind durchaus erschwinglich und kosten nicht mehr als ein Kofferradio. Doch ob das hilft, sei dahingestellt.

Horst (01.04.2016, Quelle BfS, Spiegel, WDR/SZ)

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