Von Atomkraftwerken umgeben V

Deutschland sagt dem Atomstrom bald ade,  doch in der Nähe unserer  Grenzen stehen viele Meiler – und nicht jeder ist wirklich sicher. ViLE-Lübeck hat recherchiert, wie es in unseren Nachbarländern mit der Atomkraft aussieht. Hier zwei weitere Länder:

Niederlande

Die Niederlande wollen, wie die Bundesrepublik, aus der Atomenergie  aussteigen. Die Mehrheit des Parlaments stimmte 1994 für den Ausstieg, nachdem über den Umgang mit Atommüll debattiert worden war..

Derzeit ist noch das Kernkraftwerk Borssele I mit einem Reaktorblock und einer installierten Bruttoleistung von 515 MW ist am Netz.  Der 1973 in Betrieb genommene Reaktor  ist einer der ältesten Reaktoren Europas und deckt lediglich 4 Prozent der Stromversorgung des Landes. Baupläne für einen zweiten Block am Standort Borssele wurden nicht realisiert.

Borssele I liegt in der Nähe des gleichnamigen Ortes an der Westerschelde im Südwesten der Niederlande, östlich von Vlissingen. Es ist 179 Kilometer von Aachen entfernt. Größere Unfälle am AKW sind nicht bekannt.

Das Kernkraftwerk Dodewaard mit einem Reaktorblock und einer Bruttoleistung von 60 MW wurde bereits 1997 stillgelegt.

2006 beschloss die Regierung der Niederlande, dass das Kernkraftwerk Borssele bis 2034 betrieben werden soll. Essent und Delta, die beiden Eigentümer, werden zusammen mit der Regierung 500 Millionen Euro in erneuerbare Energien investieren. Dieser Geldbetrag, den die Regierung auf andere Weise beansprucht, sollte ursprünglich den Eigentümern der Kernkraftwerke als Schadenersatz gezahlt werden.

 Nach Belgien weiten auch die Niederlande die Versorgung ihrer Bevölkerung mit Jod-Tabletten aus. Die Tabletten sollen im Fall eines Atomunfalls gegen die Verstrahlung helfen. Die Wirkung ist umstritten.

Margret (11.05.2016, Quellen: Wikipedia, DWN)

Österreich

„Ausstieg vor dem Einstieg“ titelte die FAZ am 07.11.2013 zum 35. Jahrestag des Volksentscheids, das AKW in Zwentendorf nicht einzuschalten. Es war betriebsfähig, ging aber nie ans Netz.

1969 war der Bau des 30 km stromaufwärts von Wien gelegenen Kraftwerks genehmigt worden, von 1972 bis 1977 wurde der Bau für 8 Milliarden Schilling ausgeführt. Es sollte 10 Prozent des österreichischen Strombedarfs produzieren.

Seit Beginn des Baus formierte sich jedoch eine immer stärker werdende Anti-Atomkraftbewegung, der es gelang, einen Volksentscheid zu erzwingen. Am 7.November  1978 gingen 3,26 Millionen Österreicher (64,1 Prozent  der Wahlberechtigten) zu den Urnen. Der Ausgang der Wahl war knapp: 50,5 Prozent entschieden sich gegen die Inbetriebnahme, 49,5 Prozent  waren dafür.

Daraufhin wurde Zwentendorf nicht aktiviert und die Planungen für zwei weitere Atomkraftwerke (St. Pantaleon-Erla in Niederösterreich und St.Andrä in Kärnten) legte man zu den Akten.

Verfassung verbietet Atomkraft

Seit dem 5.Dezember 1978 schließt das Atomsperrgesetz die Nutzung von Atomenergie ganz aus. 1999  wurde das Gesetz in den Verfassungsrang erhoben: In Österreich dürfen weder Atomwaffen hergestellt, gelagert noch getestet werden. Anlagen, die dem Zweck der Energiegewinnung durch Kernspaltung dienen, dürfen in Österreich nicht errichtet werden (§1 und 2 des Bundesverfassungsgesetzes für ein atomfreies Österreich). Reaktoren, die nicht der Stromerzeugung, sondern vorwiegend der Forschung dienen, z.B. Seibersdorf (in Betrieb ab1960) und Graz (ab 1968) wurden 2000 bzw.2005 abgeschaltet. Nur der Forschungdreaktor im Wiener Prater ist noch in Betrieb.

Das stillgelegte  AKW in Zwentendorf  wurde noch sieben Jahre in Bereitschaft gehalten, ehe man es 1985 endgültig dicht machte. Es diente dann lange als Ersatzteillager für baugleiche Werke in Deutschland (Isar I, Brunsbüttel, Philippsburg). Seit Juni 2010 kann man das Werk nach Voranmeldung besichtigen.

Allerdings verzichtet Österreich nicht auf die Nutzung von Atomstrom: Etwa 13,5 Prozent des Verbrauchs wurden 2014 durch Importe aus Tschechien und Deutschland gedeckt.

Ingeborg (12.05.2016, Quellen FAZ, Wikipedia, Energie Association)

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