Von Atomkraftwerken umgeben I

Deutschland sagt bald dem Atomstrom ade,  doch in der Nähe unserer  Grenzen stehen viele Meiler – und nicht jeder ist wirklich sicher. ViLE-Lübeck hat einmal recherchiert, wie es in unseren Nachbarländern mit der Atomkraft aussieht. Hier der erste Text:

Belgien

Die Kernenergie hat in Belgien einen Anteil von 54 Prozent an der gesamten Stromerzeugung. Zwei Kernkraftwerke mit sieben Reaktorblöcken und einer installierten Bruttogesamtleistung von 6.104 MW sind am Netz.

Die Sicherheitskontrolle scheint in Belgien ebenso nachlässig gehandhabt zu werden, wie die Beobachtung der Terroristen, die die Anschläge in Brüssel planten.

Das las  und hörte man dazu in den Medien:

Der Reaktorblock 3 des Kernkraftwerkes Doel wurde im August 2012 bis auf weiteres stillgelegt, da man Risse im Reaktordruckbehälter entdeckt hatte. Nach Angaben der Aufsichtsbehörde AFCN seien "zahlreiche Hinweise" auf Fehler im Stahl des Reaktorbehälters entdeckt worden.

Auf Grund des Stillstandes der beiden schadhaften Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 und eines längeren Ausfalls von Doel 4, beschloss das belgische Parlament im Juni 2015 eine Laufzeitverlängerung bis 2025 für die beiden eigentlich aus wirtschaftlichen Gründen zur Stilllegung vorgesehenen Reaktoren Doel 1 und 2.

Anfang März 2016 kündigte der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel an, NRW und Rheinland-Pfalz würden gemeinsam Beschwerden bei der UN und bei der EU-Kommission gegen die Laufzeitverlängerungen für die beiden Reaktoren in Doel sowie den ersten Reaktor in Tihange einlegen.

Für Deutschland besonders gefährlich ist das Kernkraftwerk Tihange. Es gilt als unsicher und ist nur etwa. 70 km von der Stadt Aachen entfernt. Im EU-AKW-Stresstest schnitt Tihange wegen des fehlenden Hochwasserschutzes besonders schlecht ab.

Im Februar 2016 machte der WDR publik, dass bei den Kernreaktoren Tihange-2 und Doel-3 das für eine Notkühlung vorgehaltene Kühlwasser vorgewärmt wird. Offenbar ist es um die Festigkeit der beiden rissigen Reaktordruckbehälter noch schlechter bestellt bislang öffentlich zugegeben.

Die Städteregion Aachen hat am 9. Februar 2016 beim belgischen Staatsrat Klage gegen den Weiterbetrieb von Tihange-2 eingereicht. Zielrichtung der Klage ist u. a. die fehlende grenzüberschreitende Beteiligung an einer Umweltverträglichkeitsprüfung und eine Nichtbeachtung der Bestimmungen des EURATOM-Vertrages.

August 2015: Mitarbeiter des AKW Tihange haben mehrfach Sicherheitsregeln ignoriert. Der Vorwurf der Aufsichtsbehörde: "Schlamperei". Sie zog vier Angestellte aus dem Verkehr und verordnete der gesamten Belegschaft eine Nachschulung.

Trotzdem bemängelte die belgische Atomaufsic im Mai 2016 erneut Probleme am Meiler-Standort Tihange. Grund sind zwei Vorfälle beim Reaktor 3, wie die in Brüssel erscheinende Zeitung „De Morgen“ berichtete. Beide seien auf Nachlässigkeit des Personals zurückzuführen.

Nach den Anschlägen in Brüssel wurden belgische Atomkraftwerke, in denen bis zu 1000 Menschen beschäftigt sind, teilweise evakuiert. Anlass war der Fund in der Wohnung eines Terroristen, wonach der Leiter des belgischen Entwicklungsprogramms für Kernenergie von den Tätern observiert wurde.

Belgien soll zwei AKW-Blöcke vom Netz nehmen

Zu einem aufsehenerregenden Schritt sah sich Bundesumweltministerin Barbara Hendricks veranlasst. Nachdem die neu gegründete deutsch-belgische Arbeitsgruppe zur nuklearen Sicherheit auf Expertenebene getagt hatte, ersuchte sie die belgische Regierung, die beiden AKW-Blöcke Tihange 2 und Doel 3 bis zur Klärung offener Sicherheitsfragen vom Netz zu nehmen. Das gab das Ministerium am 20. April bekannt.

Belgien verteilt Jodtabletten im ganzen Land

Die Sicherheit der belgischen Atomkraftwerke wird seit Jahren angezweifelt. Nach Deutschland hat auch Luxemburg die Regierung von Belgien aufgefordert, die Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 wegen Sicherheitsbedenken vom Netz zu nehmen.

Belgien wies die Forderung zurück und versicherte, dass die belgischen Atomkraftwerke den "höchsten Sicherheitsanforderungen" entsprächen. Aber auch im eigenen Land werden die Gefahren offenbar anders eingeschätzt. Die Gesundheitsbehörden verlangen nun, Jodtabletten an alle rund 11 Millionen Einwohner zu verteilen.

Greenpeace nannte die Maßnahme hingegen "absurd". "Jodtabletten schützen etwa so gut vor einem Reaktorunfall wie ein Cocktailschirmchen vor einem Wolkenbruch", erklärte laut Tagesspiegel der Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital. Rechtzeitig eingenommene Jod-Tabletten können bei einem Reaktorunglück die Aufnahme radioaktiven Jods blockieren.

Horst (09, 20..04. und 03.07.2016, Quellen: WDR, RP ONLINE. FOCUS, Deutschlandradio Kultur, Wikipedia, BMUB, FAZ)

Andere Länder folgen.  

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