Besuch in Deutschlands größtem Wasserkraftwerk

Auf ihrer Exkursion nach Bayern war ViLE-Lübeck nicht nur dem Expressionismus auf der Spur. Unser Projekt „Auf dem Weg zur Energiewende“ war der Anlass, sich über die Nutzung der Wasserkraft im südlichsten Bundesland zu informieren.

Die Einstimmung zu der Besichtigung des Wasserkraftwerks Walchensee bei Kochel war in unserem Hotel in Tutzing ein Referat von Jörg Preußer, dem ehemaliger Leiter der Wasserbehörde im Bayerischen Umweltministerium.



Jörg Preußer
Preußer gab einem umfassenden Überblick über die gesamte Erneuerbare Energie in Bayern und speziell über die Situation der Wasserkraftwerke. Da Bayern über die meisten Flüsse und Seen in Deutschland verfügt, hatte man schon vor hundert Jahren begonnen, Wasserkraftanlagen zu bauen. 1926 gab es bereits 12.000 Anlagen. Heute sind es noch 4.140. Sie decken 15 Prozent des gesamten Energiebedarfes, eine vergleichbare Menge produziert Schleswig Holstein durch Windkraftanlagen. Die Wasserkraftanlagen dienen nicht nur der Stromgewinnung sondern auch dem Hochwasserschutz.

Bayern will jetzt keine neuen Wasserkraftwerke mehr bauen. Ökölogische Probleme und der Widerstand der Bevölkerung seien zu groß. Allerdings werden die alten Wasserkraftwerke auf den neuesten technischen Stand gebracht und damit ihre Kapazität wesentlich erhöht.

Das Wasserkraftwerk Walchensee

Vor Ort wurden wir vom Pressesprecher der EON  Theodorus Reumschüssel begrüßt, bekamen viele Informationen an einem großen  Modell und machten dann einen Rundgang.

Das Walchensee-Wasserkraftwerk wurde kurz nach Ende des 1. Weltkrieges 1918 vom Bayrischen Landtag beschlossen und 1924 fertiggestellt. Damals war es eins der größten Wasserkraftwerke der Welt - heute gilt es mit seiner Leistung von 124.000 Kilowatt (124 Megawatt) pro Jahr als eines der größten Hochdruckspeicherwerke in Deutschland.

Das Walchenseekraftwerk nutzt die Wasserkraft bei einem natürlichen Gefälle von gut 200 m zwischen dem als „Oberbecken“ fungierenden Walchensee (801 m ü. NN) und dem „Unterbecken“ Kochelsee (600 m ü. NN) zur Stromerzeugung.



Blick auf den Kochelsee
Beim Betrieb des Kraftwerks darf der Wasserspiegel des Walchensees um rund 6 Meter gesenkt werden, was einem verfügbaren Speicherraum von 110 Mio. Kubikmeter entspricht. Es ist somit ein Speicherkraftwerk, aber kein Pumpspeicherkraftwerk, da kein Wasser wieder in den Walchensee zurückgepumpt wird. Es wurde ursprünglich für die allgemeine Stromversorgung gebaut, dient heute aber als Spitzenlastkraftwerk.

Die natürlichen Zuflüsse des Walchensees reichen nicht aus, genügend Wasser für den Betrieb des Speicherkraftwerkes bereitzustellen. Das Walchenseekraftwerk ist deshalb die zentrale Anlage eines weiträumigen Verbundes aus Stauwehren, Kanälen, Stollen und Kraftwerken. Mit der Isar-Überleitung und der Rißbach-Überleitung wird dem Walchensee das benötigte zusätzliche Wasser zugeführt und das dabei vorhandene Gefälle zur Stromerzeugung genutzt. Der natürliche Abfluss des Walchensees bei Niedernach – über die Jachen zur Isar – wird durch ein Wehr versperrt. Um den Wasserspiegel des Kochelsees möglichst stabil zu halten, wird sein Abfluss in einem Schleusenkanal bei Kochel reguliert. Um das flache Loisachtal und Wolfratshausen vor Überschwemmungen durch das Wasser aus dem Kraftwerk zu schützen, sorgt der Loisach-Isar-Kanal für zusätzlichen Abfluss in die Isar.

Im Mittelpunkt des Kraftwerksystems stehen das Einlaufbauwerk, der Stollen zum Wasserschloss, das von uns oberhalb des eigentlichen Kraftwerkes per Aufzug besichtigt wurde, die weithin sichtbaren Rohrbahnen am Kesselberg sowie das Walchensee Kraftwerk am Kochelsee mit seinen 8 Turbinen.



Die riesigen Rohre



Unterschrift: Die große Turbinenhalle
Erst im Jahre 2014 bekam es vom TÜV bei der Abnahme die Note sehr gut, d.h. es entspricht allen technischen und ökologischen Anforderungen.

Die Technik

Das Wasser strömt über das Einlaufbauwerk in einem 1.200 langen Stollen in das Wasserschloss.
Das Wasserschloss, ein riesiges Wasserbecken gleicht Druckschwankungen aus, die entstehen, wenn die Turbinen angefahren, geregelt oder plötzlich abgestellt werden.

Die Maschinenhalle, die wir zum Schluss besichtigten, ist ca. 100 Meter lang. In ihr arbeiten 4 riesige Turbinen von je 18.000 kW (18MW) Leistung. Sie sind gekoppelt mit 4 Drehstromgeneratoren. Sie stellen den Haushaltsstrom her. Daneben arbeiten 4 Pelton-Freistrahlturbinen auf 4 Einphasenstromgeneratoren, die den speziellen Strom für den Zugbetrieb der Deutschen Bahn erzeugen.

Nachdem das Wasser die Turbinen angetrieben hat fließt es durch den Auslaufkanal in den Kochelsee.
Erschöpft von der Hitze, ca 33 Grad, machten wir Mittagspause in dem modernen Restaurant, das sich im Informationszentrum befindet.

Dann ging es per Taxi zum Bahnhof und weiter nach Benediktbeuren.
Text und Fotos Axel (Quellen: E.ON Das Walchenseekraftwerk 2014, wikipedia)

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