Das neue Energiewende-Konzept

Ein einheitliches Konzept für die Energiewende fehlte bisher in Deutschland. Der ehemalige Bundesumweltminister und Chef des UNO-Umweltprogramms, Klaus Töpfer, beanstandete in einem Radiointerview, wenn man zusammenrechne, wieviel Ökostrom die einzelnen Bundesländer produzieren wollten, komme wesentlich mehr heraus, als überhaupt gebraucht wird.

Inzwischen scheint man sich auf einer Konferenz zur Umsetzung der Energiewende in Weimar zusammengerauft zu haben. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte nach einer Sitzung mit den Ministerpräsidenten der Länder am 2. November 2012 in der Bundespressekonferenz: „Wir haben diesen Beschluss zustimmend zur Kenntnis genommen.“ Sie betonte: „Wir brauchen einen zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien. Gleichzeitig brauchen wir verträgliche Preise. Das alles ist zusammenzubringen.“ Es sei eine Vielzahl von Arbeitsaufträgen erteilt worden.

Bundesumweltminister Peter Altmaier bremste die Euphorie in einem Rundfunkinterview: “Was wir gestern erreicht haben, das kann man, glaube ich schon, als einen Durchbruch bezeichnen, aber wir sind noch lange nicht am Ziel. Vor uns liegt noch ein weiter Weg, denn wir müssen den guten Willen, den es gibt, umsetzen in ganz konkrete Beschlüsse und Vereinbarungen in einer Vielzahl von Fragen.“

Auch die Medien sind noch skeptisch. „Bisher ging es den Ministerpräsidenten bei der Energiewende vor allem um Proporz, wichtiger aber wäre Effizienz", kommentierte die Hannoversche Allgemeine.

„Ein nationaler Fahrplan zur Energiewende, der die Länder in die Pflicht nimmt und Abstriche beim Ausbau der Erneuerbaren festschreibt, ist in dieser Legislatur nicht in Sicht. Und eine Führungsrolle der Bundesregierung auch nicht",  meint die Märkische Allgemeine.

Etwas mehr hätte schon herauskommen dürfen als dieser kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die Runde verständigte, kritisierte Der neue Tag.
(Quellen: Bundespressekonferenz, Deutschlandfunk, Financial Times Deutschland)

Was die Bundesländer planen

In einer Umfrage versuchten wir zu klären, wie die Bundesländer sich mit Ökostrom versorgen wollen. Hier die Ergebnisse:

Baden-Württemberg:

Das Land will im Jahr 2020 rund 38 Prozent des Stroms durch Wind, Sonne, Wasser und Biomasse erzeugen.
(Pressestelle Umweltministerium)

Bayern:

Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch beträgt knapp 30 Prozent. Daran hat die Wasserkraft einen Anteil von 12,5 Prozent, die Photovoltaik von über 8 Prozent, die Windenergie von etwa 1 Prozent, die Biomasse von 8 Prozent und die Geothermie von unter 1 Prozent.

Bayerns Energiekozept sieht vor, innerhalb der kommenden zehn Jahre 50 Prozent des bayerischen Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu decken - etwa doppelt so viel wie heute.
(Pressestelle Umweltministerium)

Berlin:

Wir kooperieren eng mit Brandenburg, wo es viel bessere Voraussetzungen für Windkraft und andere erneuerbare Energien gibt. (Michael Müller, Umweltsenator in der Berliner Zeitung)

Brandenburg:

Es gibt das Konzept Energiestrategie 2020/30. Zur Zeit kann sich das Land zu etwa 50 Prozent mit Ökostrom selbst versorgen. Das soll bis 2020 auf 100 Prozent steigen. 2030 will Brandenburg ganz Berlin mit Ökostrom beliefern.
Aufgrund der Produktion der Braunkohlekraftwerke exportiert Brandenburg jetzt bereits 65 Prozent seines Stroms, den größten Teil nach Berlin, aber auch über Leitungen in Polen und Tschechien bis nach Bayern.
(Wirtschaftsministerium, Energiereferat)

Bremen:

Der Stadtstaat hat in Vergleich zu den Flächenländern einen relativ hohen Energieverbrauch und eine relativ geringe Fläche, auf der Erneuerbare Energie erzeugt werden kann. Der Anteil von Ökostrom an der Bruttostromerzeugung liegt bei 4,5 Prozent, am Stromverbrauch bei 7 Prozent. Umweltsenator Joachim Lohse: „Bis 2050 wollen wir vollständig umgestellt haben.“

Den größten Anteil hat die Windkraft. Ende 2011 waren im Land Bremen 72 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 136 Megawatt in Betrieb.
(Pressestelle Umweltsenator)

Hamburg:

Keine Zielvereinbarung.
(Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt)

Hessen:

Das Energiezukunftsgesetz ist im Verfahren. Es schreibt die Deckung der Energieversorgung „möglichst zu 100 Prozent“ aus erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2050 vor. (energieland.hessen.de

Mecklenburg-Vorpommern:

Das Bundesland wird noch vor 2020 mehr Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugen, als es selber braucht. (Referat Erneuerbare Energien)

Niedersachsen:

Der Landtag hat das Niedersächsische Energiekonzept beschlossen. Danach ist es das Ziel, 25 Prozent des Endenergieverbrauchs des Landes im Jahr 2020 durch Erneuerbare Energien zu decken.
(umwelt.niedersachsen.de)

Nordrhein-Westfalen:

Erneuerbare Energien hatten 2011 einen Anteil von 7,3 Prozent an der Gesamtstromerzeugung – mit Grubengas 7,7 Prozent. Der Ökostromanteil ist 2011 um mehr als 20 Prozent im Vergleich zu 2010 gestiegen. Die größten Zuwachsraten bei der Stromproduktion erzielten die Photovoltaik mit 81,7 Prozent und die Windenergie mit 31 Prozent.

Umweltminister Johannes Remmel: „Bis 2020 wollen wir 15 Prozent des Stroms in NRW mit Hilfe von Windenergie produzieren, bis 2025 rund 30 Prozent aus Erneuerbaren Energien insgesamt. (Jahresreport und Pressestelle Umweltministerium)

Rheinland-Pfalz:

42,8 Prozent des Stroms wird von außerhalb des Landes bezogen. Die Bruttostromerzeugung aus Erneuerbaren Energieträgern liegt bei 14,2 Prozent.  Bis 2030 will sich Rheinland-Pfalz zu 100 Prozent mit Strom aus Erneuerbaren Energien versorgen.
(Pressestelle Wirtschaftsministerium)

Saarland:

Gemäß Koalitionsvertrag, soll der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromversorgung bis 2020 von bisher 4 Prozent auf 20 Prozent gesteigert werden.
(Aktualisierte Umwelterklärung 2011)

Sachsen:

Der Anteil des aus erneuerbaren Energien (EE) stammenden elektrischen Stroms am Stromverbrauch in Sachsen beträgt derzeit ca. 17 Prozent. Ein sächsisches Energie- und Klimaprogramm (EKP) befindet sich noch in Abstimmung.  Es wurde ein Ausbauziel von 25 Prozent vorgeschlagen.
(Staatsministerium für Wirtschaft)

Sachsen-Anhalt:

44 Prozent des Stroms wird aus Erneuerbaren Energien erzeugt. Bis 2030 soll der Anteil auf 52 Prozent erhöht werden.
(Pressestelle Wirtschaftsministerium)

Schleswig-Holstein:

Das Kabinett beschloß am 6. November 2012, die Fläche, auf der Windkraftanlagen errichtet werden dürfen, um zusätzlich etwa 13.200 Hektar zu vergrößern und damit beinahe zu verdoppeln. Rund 1000 Rotoren zusätzlich sollen bald dreimal soviel Windstrom produzieren, wie das Land selber braucht.
(schleswig-holstein.de, Lübecker Nachrichten)

Thüringen:

Bis 2020 will sich Thüringen zu 45 Prozent mit Strom aus Erneuerbaren Energien versorgen.
(Pressestelle Wirtschaftsministerium)
Horst

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