Der Wind kommt in die Rohre

Im Oktober 2011 hatten wir in dieser Serie über das erste Hybridkraftwerk in Prenzlau/ Brandenburg berichtet. Dort sollte in einer Pilotanlage geprüft werden ob sich Strom, der von Windkraftanlagen erzeugt wurde speichern läßt. Dies gelingt nach einer längst bekannten Methode: indem sich Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff spalten läßt und der verflüssigte Wasserstoff als Gas benutzt wird.

Diese Technik wird nun auch von den großen Energieriesen benutzt, die ihre fertiggestellten Windkraftanlagen oft abstellen müssen, weil zu viel Strom produziert wird. Insofern kommt der Speicherung von Strom große Bedeutung zu.

Der Energie-Multi E.ON versucht dies nun über Speichermöglichkeiten von Windstrom im Erdgasnetz. Im brandenburgischen Falkenhagen errichtet der Konzern derzeit eine Pilotanlage, in der Strom aus Windrädern in Wasserstoff, also Gas, umgewandelt wird. In dieser Form soll die Energie in das Erdgasnetz eingespeist werden. Von dort kommt es dann über das Gasnetz in die Haushalte und Fabriken.

So könnte das Gasnetz zum Teil eines“ Smart Grids“, eines intelligenten Stromnetzes, werden.


Da das Gasnetz unterirdisch vorhanden ist und ungeahnte Speichermöglichkeiten bietet, könnte damit ein Teil des Problems der Speicherung überschüssiger Energie gelöst  werden, ohne dass neue Leitungen gebaut werden müssten.

Diese neue Nutzung wurde aber erst möglich durch die neue Technologie „Power to Gas“ - so heißt die Umwandlung von Strom in synthetisches Gas.

Entwickelt wurde sie vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg, dem Frauenhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik und der österreichischen Firma Solar Fuel Technology aus Salzburg.

Bereits 2009 wurde eine Demonstrationsanlage in Stuttgart in Betrieb genommen und das Verfahren ausführlich und erfolgreich  getestet. Ab 2013 soll dann aus Brandenburg das erste „Windgas“ geliefert werden.

Da stellt sich für den interessierten Laien natürlich die Frage, nachdem die riesigen 380 KV Leitungen quer durch Deutschland auf erheblichen Widerstand stoßen, warum solche Anlagen nicht auch im Küstenbereich in Schleswig- Holstein und Niedersachsen gebaut werden.


Dann könnte man doch auch die vorhandenen Gasnetze nutzen und müßte eventuell nur einen Teil der Überlandleitungen neu bauen.

In einem Einleitungsreferat der Jahrestagung der Netzbetreiber der BRD, die in Lübeck tagte, machte der Vorsitzende der Konferenz, Herr Palitsch, deutlich, dass nach Schätzung der deutschen Energieagentur, 3.600 Trassenkilometer 380-kV-Höchstspannungsleitungen erforderlich sind, um die 25.000 Megawatt Gesamtleistung im Offshore Bereich in den Süden der Republik zu transportieren. Dort liegen die industriellen Metropolen. Das bedeutet über 10.000 neue Masten (3 pro Kilometer).

Nach bisherigen Erkenntnissen dauern Planung und Genehmigungsverfahren  solcher Trassen 10 Jahre und die Umsetzung noch mal 5 bis 10 Jahre. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die anwesenden Fachleute erhebliche Zweifel haben, dass dies Vorhaben in angemessener Zeit gelingt. Das würde bedeuten, es müssen auch andere Überlegungen angestellt werde. Siehe oben.

Axel (Quellen:  vorwärts extra 2/2012, Vortrag am 2.5.2012 in Lübeck.)

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