Der wohl ungewöhnlichste Stromerzeuger

Die Elektrizitätswerke Schönau - EWS

Die EWS sind als unmittelbare Antwort auf die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 zu verstehen In dem kleinen, 2500Einwohner zählenden Ort am Fuße des Belchen, im Wiesental gelegen, bildete sich spontan eine Bürgerinitiative. Am Anfang dieses Abenteuers standen Energiesparwettbewerbe, Informationsveranstaltungen, eine Tschernobyl Kinderhilfe. Stromsparwettbewerbe wurden ausgeschrieben, kleine Wasserkraftwerke, deren es im Schwarzwald viele gibt, wurden reaktiviert, Kraft-Wärme-Kopplungs-Projekte unterstützt.

Zwei Bürgerbegehren

Die unter www.dradio.de/download/136955  veröffentlichte Sendung des Deutschlandfunks über die Schwierigkeiten der Bürgerinitiative in Schönau selbst liest sich wie ein schlechter Kriminalroman. Zwei Bürgerbegehren gingen knapper als knapp zugunsten der Initiative aus.

Das größte Sperrfeuer kam vom damaligen Strommonopolisten Kraftübertragungswerke Rheinfelden. Es war ein Kampf David gegen Goliath. Im Jahr 1997 erwarb die Initiative das Stromnetz von Schönau.

Genossenschaft verkauft Ökostrom

Heute sind etwa 800 Privatpersonen Gesellschafter der Netzkauf EWS, die als eingetragene Genossenschaft bundesweit Ökostrom verkauft. Das Geschäftsmodell ist vorbildlich. Der von der EWS angebotene Strom stammt zu 90 Prozent aus erneuerbaren Energien wie Wasserkraft, Wind, Sonne. 10 Prozent kommen aus hocheffizienten Erdgaskraftwerken mit Kraftwärmekopplung.

Gleichzeitig fördert das Unternehmen über den „Sonnencent“ Neuanlagen von sogenannten Rebellenkraftwerken. Hierbei handelt es ich um Privatpersonen, welche sich entschließen ihren eigenen Strom zu produzieren. Gleichzeitig arbeitet die EWS eng mit örtlichen Initiativen zusammen, um auf diesem Weg die Individualisierung der Stromerzeugung zu unterstützen. Das Schlagwort lautet „Energie in Bürgerhand“ mit dem Ziel der Rekommunalisierung und Demokratisierung der Energieversorgung.

Heinz Pfeiffer (19.11.2011, Quellen: EWS Schönau, Wikipedia)

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