Auch bei Kälte genug Strom

Trotz eisiger Temperaturen hat Deutschland genug Strom. Statt Stromimporten oder sogar Stromabschaltungen, wie die Energiekonzerne nach der Abschaltung von acht Atomkraftwerken behauptet hatten, wird in diesen Tagen sogar Strom exportiert.

Die Stabilität der Stromnetze hat durch die starke Kälte bisher nicht gelitten. "Die Lage ist angespannt, aber nicht kritisch", wird eine Sprecherin des Netzbetreibers TenneT TSO von den Medien zitiert. Das niederländische Unternehmen hat vor zwei Jahren von Eon 10.700 Kilometern Höchstspannungsleitungen übernommen. Das Netz reicht von der Grenze Dänemarks bis zu den Alpen. Mehr als 20 Millionen Menschen werden über die Netze von TenneT mit Strom versorgt.

Positiv auf die derzeitige Lage wirken sich die vielen Photovoltaik-Anlagen im Süden der Republik aus.

Auch der Netzbetreiber Amprion, der früher zum RWE-Konzern gehörte und ein gut 12.000 Kilometer langes Höchstspannungsnetz betreibt, sieht noch keine Probleme. Der Pressesprecher Dr. Andreas Preuß sagte uns, dass zusätzlich zu den konventionellen Kraftwerken die regenerativen Energien - wie Windkraft - sehr hilfreich seien. Es müsste über einen längeren Zeitraum noch kälter sein und auch die Tagestemperaturen in den zweistelligen Minusbereich fallen, bevor Probleme entstünden.

Stromexport

In einer täglichen Übersicht des Strommarktes wird zur Zeit Deutschland häufig als Nettoexporteur von Strom genannt. Deutschland liefert Strom sogar in das mit Atomkraftwerken gut ausgestattete Frankreich. Eine Studie für die Bundestagsfraktion der Grünen besagt, dass die Bundesrepublik trotz der Abschaltung der Atommeiler im letzten Jahr nicht zum Stromimporteur geworden sei. Es bleibe vielmehr ein Netto-Export von rund 6000 Gigawatt.

Frankreichs Strombedarf

Deutschland hat acht Atomkraftwerke, Frankreich produziert den Großteil seines Stroms in 59 Reaktoren - und trotzdem sind die Franzosen auf deutsche Stromhilfe angewiesen. Der Hauptgrund dafür sei, dass es in Frankreich sehr viele Stromheizungen gibt.

Zu manchen Zeiten exportiere Deutschland netto mehr als 3000 MW pro Stunde. "Wir hatten in den letzten Tagen eine Kapazität von bis zu 10.000 Megawatt an Sonnenstrom, das entspricht der Leistung von rund zehn Kernkraftwerken“, wird Umweltminister Röttgen vom Spiegel zitiert.

Seit dem 8. Februar mussten die Netzbetreiber angeblich wegen der anhaltenden Kälte auch in der Bundesrepublik auf Reservekraftwerke zurückgreifen, um die Versorgung sicherzustellen. Inzwischen hat sich jedoch die Ursache herausgestellt: Stromhändler haben zur Gewinnmaximierung massiv und illegal auf die Notreserven zugegriffen, statt reguläre Kraftwerke zu nutzen.

wp (07./08./16.02.2012, Quellen: Berliner Zeitung, Financial Times Deutschland, TenneT. Amprion. SPIEGEL ONLINE)

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