Hessens neues Energiezeitalter

Da es bisher an der Koordination durch die Bundesregierung mangelt, schafft sich jedes Bundesland eine eigene Energiewende-Politik. Das Bundesland Hessen sieht sich sogar auf dem Weg in ein neues Energiezeitalter.
Die Hessische Landesregierung rief im April 2011 den Hessischen Energiegipfel ins Leben, der bereits im November desselben Jahres seine Ergebnisse vorlegte. Bereits wenige Monate später legte die Landesregierung den Entwurf des Hessischen Energiezukunftsgesetzes dem Landtag vor, um die Ziele auch gesetzlich zu verankern. Das Gesetz befindet sich derzeit im Anhörungsverfahren.

Hessen will autark werden

Das Gesetz schreibt die Deckung der Energieversorgung „möglichst zu 100 Prozent“ aus erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2050 und die Steigerung der jährlichen energetischen Sanierungsrate im Gebäudebestand auf mindestens 2,5 bis 3 Prozent vor. Außerdem sollen 2 Prozent der Landesfläche in den Regionalplänen als Windvorrangflächen festgelegt werden.

Großer Beitrag der Windenergie

Einen großen Beitrag zur Erreichung des Ziels, 100 Prozent des Endenergieverbrauchs ohne Verkehr aus erneuerbaren Energien zu decken, soll die Windkraft in Hessen erbringen. Bisher gibt es in Hessen 660 Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von 672 MW.

Auch Solaranlagen werden gefördert

Um Solaranlagen auf Dächern zu fördern, lässt die Landesregierung ein sogenanntes Sonnendach-Kataster erstellen. Die Landesregierung ließ dazu das gesamte Land befliegen, mit Laserscanner abtasten und fotografieren. Das Ergebnis wird zur Zeit ausgewertet. Es wird den Hausbesitzern ermöglichen, auf einer Internetseite genau auszurechnen, ob sich die Investition für ein Solardach lohnt. Auf einem als Pilotprojekt vorgesehenen Teil der Landesfläche kann man das heute schon.

Das Pilotprojekt SolarDachHessen umfasst 32 Kommunen auf einer Gesamtfläche von rund 1.000 Quadratkilometern und ca. 580.000 Gebäude. Von den 586.102 untersuchten Gebäuden sind insgesamt 41 Prozent für die Gewinnung von Solarenergie geeignet. Die Untersuchung umfasst den gesamten Main-Taunus-Kreis, einen großen Teil der Stadt Frankfurt sowie Gemeinden aus den Landkreisen Hoch-Taunus, Main-Kinzig, Rheingau-Taunus, Gießen, Marburg-Biedenkopf, Lahn-Dill.

Frankfurts Pläne zur Solarstromerzeugung

Frankfurts neuer Oberbürgermeister Peter Feldmann, will die Finanzmetropole zu einer Solarhauptstadt machen, berichtete Deutschlandradio Kultur. Martina Klärle, Professorin an der Fachhochschule Frankfurt, sei von ihm beauftragt worden, diesen Plan zu konkretisieren.

Aufgrund unserer Rückfrage trat das Umweltdezernat auf die Bremse. Solarenergie sei nur ein Teil eines großen Masterplans, der Frankfurt bis 2050 klimaneutral werden lassen soll. Das Ziel der Stadt, einer 100prozentigen Deckung des Energiebedarfs aus Erneuerbaren Energien, sei langfristig nur zu erreichen sein, wenn gleichzeitig der Energieverbrauch gesenkt wird. Frankfurt habe vor allem in den letzten Jahren die Stromerzeugung aus Biomasse ausgebaut und zwar aus Abfall und Reststoffen.

Martina Klärle, Professorin für Geoinformatik und Umweltwissenschaft, sagte uns in einem Telefoninterview, dass Frankfurt sich etwa zu 30 Prozent selbst mit Solarstrom versorgen könne, es sei darüber hinaus aber auf eine Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Landkreisen angewiesen, in deren Bereichen Überschüsse erzeugt werden.

Ein zehnjähriger Maßnahmenplan sieht vor, so erläuterte die Wissenschaftlerin, etwa 10 Prozent der gesamten Stadtfläche mit Solaranlagen zu bestücken. Es sollten jedoch keine Grünanlagen, sondern Flächen genutzt werden, die schon versiegelt sind, wie Parkplätze oder Bahnanlagen.

In Frankfurt stehen 230.000 Gebäude. Allein mit 15 Prozent der Dachflächen und 20 Hektar Freiflächen ließe sich der Haushaltsstrom der Stadt zu 100 Prozent erzeugen. Das wäre ein Viertel des gesamten Stromverbrauchs der Stadt. Die Dächer der stadteigenen Gebäude sollen für Bürgersolaranlagen zur Verfügung gestellt werden. Zur Zeit gebe es auch Gespräche, die Fassade eines der Banken-Hochhaustürme mit Solaranlagen zu bestücken.

 Horst (Quellen: energieland.hessen.de, solardach-hessen,de, Hessisches Ministerium für Umwelt, Deutschlandradio Kultur, Umweltdezernat Frankfurt)

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