Kleinkraftwerke sollen ein „Virtuelles Kraftwerk“ bilden

 

Der Stromkonzern Vattenfall hat ein alternatives Konzept für die Energiewende entwickelt. Tausende kleiner Kraftwerke in Häusern sollen zusammengeschaltet und über ein eigenes Funknetz zentral gesteuert ein „Virtuelles Kraftwerk“ bilden. Das kann den Neubau großer Kraftwerke ersetzen.

Mit diesem System will Vattenfall Stromschwankungen ausgleichen, wenn die Stromerzeugung durch Windkraft und Sonnenkollektoren bei ungünstiger Witterung zurückgeht.

Der Strom kann produziert werden, wenn er besonders knapp und damit an der Strombörse teuer ist. Das mitproduzierte  heiße Wasser wird in einem angeschlossenen Wärmespeicher zwischengelagert, bis es gebraucht wird. Nebeneffekt: Auch CO2- Emissionen werden eingespart.

Ohne Kosten für die Hausbesitzer

Vattenfall plant, tausende kleiner Kraftwerke in Häusern zu installieren, die – zum Teil kombiniert mit Wärmepumpen - mit ihren Motoren flexibel Wärme und Strom erzeugen. Das Ziel sei, 200.000 Haushalte bis Ende 2013 über ein Virtuelles Kraftwerk mit Wärme zu versorgen, teilte das Unternehmen mit. Für die Hausbesitzer entstehen keine Investitionskosten. Der Vorteil sind niedrigere Kosten für Heizung und Strom.

Virtuelles Kraftwerk von Berlin aus gesteuert

Die Schaltzentrale steuert von Berlin aus das Virtuelle Kraftwerk. Dort läuft bereits seit  2010 ein Versuch, bei dem  rund 50 Blockheizkraftwerke und einige Wärmepumpen  zusammengeschaltet sind. Die zentrale Leitstelle kann künftig bis zu 25.000 Anlagen unabhängig von ihrem jeweiligen Standort  über das separate und  abgesicherte Funknetz  lenken.

Schon in diesem Sommer will man die Mini-Kraftwerke bundesweit privaten und gewerblichen Hausbesitzern anbieten. Derzeit ist die Entwicklung aber noch auf die Räume Berlin und Hamburg konzentriert.

Zunächst ab 20 Wohnungseinheiten

Vattenfall startet mit Motoren, die eine elektrische Leistung von 20 kW bzw. 50 kW haben. Diese Motoren können in Objekte installiert werden, die bei 20 Wohnungseinheiten beginnen. Es wird jedoch intensiv daran gearbeitet, zunächst auch im ersten Schritt Gebäude mit  500 Quadratmeter Grundfläche in das Programm einbeziehen zu können, teilte das Unternehmen auf ViLE-Anfrage mit. In spätestens drei Jahren sollen dann auch Ein- und Zweifamilienhäuser angeschlossen werden können 

Für die zur Zeit eingesetzte Technik - bestehend aus BHKW, Speicher und Spitzenlastkessel - ist ein separater Raum erforderlich, der idealerweise im Keller liegt.

Die  Größe der Wärmespeicher soll abhängig von der Größe des Objekts und des Motors sein.  Die Speicher beginnen bei 800 Litern und können in großen Mehrfamilienhäusern bis zu 2.000 Litern groß werden.

Hausbewohner merken kaum etwas

Ein Mini-BHKW steht in einem schallgedämpften Gehäuse und braucht zwischen drei und neun Quadratmeter Platz, heißt es.
Die Hausbewohner bekämen davon kaum etwas mit. „Sie bekommen immer so viel Wärme, wie sie brauchen, zu einem sehr günstigen Preis zur Verfügung gestellt. Wir vermarkten dann den Strom auf eigene Rechnung“, sagte Vattenfall-Projektchef Hanno Balzer der Frankfurter Rundschau. Die Investitionskosten sowie die Wartung der Anlage würde Vattenfall übernehmen, die Verträge mit den Hausbesitzern liefen über zehn Jahre.

Bei der Überwachung der Anlagen in der Vattenfall-Wärmeleitwarte in Berlin zeigt das System jede
Störung sofort an. Privat- oder Geschäftskunden müssen sich nicht darum sorgen, ob die Anlage im Keller richtig funktioniert, versichert Vattenfall. Drei  Hersteller sind Kooperationspartner von Vattenfall: Stiebel-Eltron, SenerTec und SES Energiesysteme.

wp (10.04.2012, Quellen: Vattenfall, Frankfurter Rundschau)

Zurück