Mit Wüstenstrom die Welt retten

Einige Mitglieder von Vile-Lübeck nahmen an einer Veranstaltung zum Thema Energiewende teil, auf der der Präsident des Deutschen Club of Rom und gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzende von Desertec Foundation Max Schön zum Thema Energiewende sprach.
Da wir ihn vor zwei Jahren zu unserem Seminar nach Leck eingeladen hatte, er aber nicht kommen konnte, waren wir besonders gespannt. Hier unser Bericht:

Max Schön, selbst Unternehmer, schilderte die fünf Arbeitsfelder des Club of Rom Deutschland von deren Bewältigung die Zukunft der Menschheit abhängt:
Wasserknappheit, Bevölkerungswachstum, kriegerische Konflikte, Klimawandel und die Energiefrage.
Nur mit dem letzten Punkt beschäftigte er sich an diesem Abend ausführlich.

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Max Schön (links) im Willy Brandt Haus Lübeck

Da sich die Menschheit in den nächsten Jahrzehnten auf ca. zehn Milliarden wachse und der Energieverbrauch sich in den meisten der sich entwickelnden Staaten um das Vielfache erhöhen werde, die fossilen Energieträger wie Kohle, Öl und Gas aber zuende gehen, blieben nur die erneuerbaren Energiefelder wie Solar, Wasser und Wind übrig.

Hinzu komme die Energieeffizienz durch Gebäude, die keine Energie verbrauchen bzw. selber produzieren, wie auch das Energiesparen der einzelnen Menschen durch bewussteres Verhalten. Ansätze zu einem solchen Verhalten (weniger Fleisch essen, mehr Bahn fahren, Elektromobile nutzen) gibt es ja schon. Da Max Schön gleichzeitig der Aufsichtsratsvorsitzende der Desertec Foundation ist, waren wir ganz gespannt, was er zu diesem Projekt "Strom aus der Wüste" erzählt.

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Björn Engholm und Max Schön im Gespräch mit dem Lübecker Galeristen und Politiker Frank Thomas Gaulin

Überraschend, dass es sich nicht um ein konkretes Projekt in Nordafrika handelt, wie wir dachten, sondern um ein weltweites Konzept zur klimaneutralen Energiegewinnung, um das Überleben der Menschheit sicherzustellen. In allen Kontinenten auf dieser Welt sollen in den dort vorhandenen Wüsten Solarthermie-Anlagen entstehen, die die Energieversorgung der ganzen Welt klimaunschädlich übernehmen sollen.
Die konkreten Projekte, z. B. in der Sahara, werden von den Nationalstaaten zusammen mit den dortigen und europäischen Energie-Unternehmen umgesetzt. Erste Projekte gibt es schon in Marokko, wo das größte Solathermie- Kraftwerk der Welt entstehen soll.

Angedacht ist, dass diese riesigen Anlagen, die mehr Strom erzeugen als vor Ort benötigt wird, den Überschuß über zu bauende Kabel nach Europa leiten. Für Deutschland würde das bedeuten, dass der zu schaffende Mix aus den erneuerbaren Energien ergänzt wird um den Solarstrom aus Nordafrika.
Max Schön machte deutlich, dass dies zwar zunächst eine Vision ist, die aber heute schon technisch machbar sei.

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Lübecks Politprominenz

Die anschließende Diskussion, die von Björn Engholm, dem ehemaligen Ministerpräsidenten von Schleswig Holstein, geleitet wurde, machte deutlich, dass es unter den Anwesenden noch etliche Vorbehalte zur Umsetzung dieses Projektes gibt. Die Vorstandvorsitzende eines dänischen Energieunternehmens machte deutlich, welche Schwierigkeiten heute schon bestehen in der Bundesrepublik Leitungen und Trassen für die notwendigen Stromnetze auszuweisen und wie lange die Genehmigungsverfahren dauern. Insofern ist eine schnelle Umsetzung, etwa parallel zur Abschaltung der Atomkraftwerke, nicht zu erwarten.

Alles ins allem eine hochinteressante Veranstaltung, die vom Willy-Brandt-Haus in Lübeck unter dem Titel „Denkbar Brandt“ durchgeführt wurde.

Wer sich näher mit dem Projekt Desertec beschäftigen möchte und zusätzliche Informationen benötigt sei verwiesen auf die Internet-Adresse von Desertec: www.desertec.org/de

Ebenso gibt es unter Youtube mehrere interessante Videos
zum gleichen Thema unter dem Stichwort Desertec.

Bericht Axel, Fotos Annegret

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