Strom aus dem Meer mit Betonkugeln

Während die Politik über den Vorrang von Windkraft insbesondere Offshore sich noch heftig streitet, gibt es in der Forschung schon wieder Ideen, wie völlig neue Techniken auf hoher See Strom erzeugen und auch speichern können ohne die immensen Kosten und Risiken der Windkraft.

Ein Konsortium der Hochtief Solution AG untersucht zur Zeit ein solches Energiespeicher- und Produktionssystem. Das Forschungs-und Entwicklungsprojekt trägt den Namen STENSEA - STored ENergy in the SEA. Das Prinzip gleicht dem eines herkömmlichen Pumpspeicherkraftwerk.

Auf dem Meeresgrund wird eine riesige Betonkugel, innen hohl, mit integrierter Pumpturbine platziert. Wenn Strom gebraucht wird, öffnet sich die Kugel, das Meerwasser fließt in den Hohlraum und treibt die Turbine an, die den Strom liefert. Diese Betonkugeln haben einen Durchmesser von 30 Metern. Je tiefer sie auf dem Meeresboden verankert werden, desto effektiver sind sie wegen des zunehmenden Wasserdruckes.

Die Hochtief Solution AG erhielt im Rahmen der „Förderinitiative Energiespeicher“ eine Förderzusage des Umweltministeriums  für das Projekt STENSEA. In Kooperation mit dem Frauenhofer IWES (Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik) und der Universität Stuttgart soll der Tiefseespeicher umfänglich erforscht und entwickelt werden. Der Bau eines Prototyps und dessen Tests sind für 2014 vorgesehen.

Steht durch nahegelegene Windkraftanlagen überschüssige Energie zur Verfügung, die im Netz nicht aufgenommen werden kann, wird das Wasser wieder aus der Hohlkugel gepumpt und steht somit für eine neue Füllung zur Verfügung. Das gleiche Prinzip also wie bei einem Pumpspeicherkraftwerk, nur nicht an Land sondern auf hoher See. Wenn diese Anlage dann auch noch in Nähe zu einem Windkraftpark liegt, kann dessen Landverbindung zum Stromtransport genutzt werden.

Der Vorteil wäre, dass keine aufwändigen Pumpspeicherkraftwerke gebaut werden müssten, kein hoher Landschaftsverbrauch anfällt und geringere Kosten entstehen sowie geringere Belastungen der Umwelt.

Bundesregierung setzt auf Offshore

Die Bundesregierung setzt bisher eindeutig auf die Fortsetzung ihres Offshore Konzeptes ebenso wie die EU. Bis zum Jahr 2020 sollen so 40 GW Leistung installiert sein und bis zum Jahr 2030 dann 150 GW. Damit würden 13 Prozent des Strombedarfes der EU abgedeckt. Zum Vergleich, die gesamte Leistung der aktuell im Netz befindlichen Offshore-Anlagen in Deutschland (Nord-und Ostsee) beträgt 520 Megawatt.

Die nun entwickelten Stromspeicher auf dem Meeresgrund wären somit die idealen Ergänzungen für die Offshore -Windkraftanlagen. Und würden die sowieso zu errichtenden Hochspannungsleitungen vom Norden in den Süden der Republik mit ausnutzen.

Damit wäre allerdings die eindeutige Vormachtstellung der Offshore Anlagen entschieden. Was von vielen Landesregierungen im Süden immer noch anders gesehen wird.

Bundesländer als Selbstversorger

Herr Seehofer und sein Energieminister verkünden ja wortgewaltig, dass sie ihre benötigte Energie selbst herstellen wollen, auch durch Onshore-Windkraftanlagen. Ähnlich sieht es in vielen andren Bundesländern aus.

Damit wird auch das Hauptproblem der heutigen Genehmigung und Förderung deutlich. Derzeit wird alles und überall gefördert und genehmigt. Die vom Bund präferierte Offshore Technik wird gebaut, zugleich rüsten alle Bundesländer in ihren Gebieten mit Onshore-Anlagen nach. Hinzu kommen die Millionen Photovoltaik Anlagen und die Solaranlagen zur Stromgewinnung.

So entsteht bei günstigen Witterungsverhältnissen die irrsinnige Situation, dass zu viel Strom produziert wird und die Preise an der Strombörse sinken. Um aber die Netzstabilität zu sichern muss dieser Strom ins Ausland zu günstigen Preisen - im Grenzfall unter den Gestehungskosten - verkauft werden. Inzwischen kaufen alle benachbarten Länder von Deutschland billigen Ökostrom, nur die deutschen Haushalte zahlen dank EEG Umlage die teuren, mit hohen Subventionen belasteten Preise. Nehmen die umliegenden Länder nicht genügend überflüssigen Strom ab, werden die Anlagen stillgelegt und die Verbraucher zahlen auch diesen entgangenen Gewinn den Stromlieferanten.

Allein in diesem Jahr beträgt die Belastung aus der EEG-Umlage 20 Milliarden für alle deutschen Verbraucher (Haushalte und Betriebe). Ausgenommen die 2400 Betriebe, die von dieser Umlage befreit sind.

Diesen Unsinn  hat natürlich auch der Bundesumwelt- und Energieminister Peter Altmaier eingesehen, nur mit seinem Versuch, eine Strompreisbremse einzuführen, ist er gescheitert. Die erst kürzlich veröffentlichte Studie der von der Bundesregierung eigesetzten Monopolkommission „Wettbewerb in Zeiten der Energiewende“ prangert diese Fehlentwicklung an und kommt zu dem Ergebnis, weil diese Förderpolitik ausgerechnet die ineffizientesten Anlagen belohnt und nichts zum Klimaschutz beiträgt, gefährde sie die Stromversorgung und benachteilige die Armen.

Die Experten schlagen einen Systemwechsel vor, der in Schweden schon umgesetzt wurde. Dort werden die Ökostrompreise nicht von der Politik bzw. der Bürokratie vorgeschrieben, sondern auf einem eigenen Markt gebildet. Nach Ansicht der Experten würde der Umstieg auf erneuerbare Energie schneller, billiger und sozial verträglicher stattfinden.

Ich bin mir allerdings sicher, dass die nächste Bundesregierung – egal wie rot, grün, gelb oder schwarz sie sich zusammensetzt - nicht umhinkommt, diese ökonomische und soziale Ungerechtigkeit zu beenden. Vorschläge gibt es dazu genug.

Es fehlte allein der Mut vor der Bundestagswahl diesen einschneidenden Schritte zu gehen und sich mit den Energie-Multis und den vielen tausend Kleinstromlieferanten anzulegen.

Axel (11.09.2013, Quellen: Bauingenieur Band 88,Juli/August 2013: Fachaufsatz von A. Garg, S.Glowienka, J.Meyer, Der Spiegel, arte, BMU .)

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