Windenergie im Windschatten?

Es ist nun schon einige Monate her, dass wir zum Thema Erneuerbare Energie was geschrieben haben: das letzte Thema war Fracking.

Aber offensichtlich waren in den Medien viele andere Themen wichtiger: der Wahlkampf, die Beschäftigung von Kindern von Landtagsabgeordneten in Bayern, die politischen Krisen im Nahen Osten, die Flut mit ihren verheerenden Auswirkungen und nun auch noch die Abhöraffäre des amerikanischen Geheimdienstes NSA, die samt Untersuchungsausschuss nun die Medien und Öffentlichkeit in Atem hält.

Somit gerieten die Nachrichten zum Thema Erneuerbare Energie nur noch in den Wirtschaftsteil, wenn überhaupt. Dennoch ist auch zum Thema erneuerbare Energie einiges passiert, wichtiges, erfreuliches und auch unerfreuliches: Hier einige ausgewählte Beispielen

Kein Beschluß zum Fracking

Die CDU/CSU Bundestagsfraktion hat darauf verzichtet den Entwurf der Bundesregierung zum Fracking noch in dieser Legislaturperiode durchzusetzen. Zu groß waren die Bedenken in den eigenen Reihen, von Fachleuten und zu wenig überzeugend die Aussicht auf billiges Gas ohne Probleme. Aber das Thema ist offensichtlich nur verschoben.

Bürger können sich an Netzausbau beteiligen.

In Schleswig Holstein werden die ersten Netzausbauplanungen mit intensiver Bürgerbeteiligung begonnen. Die Schleswig-Holsteinische Landesregierung hat ihren eigenen Vorschlag umgesetzt und will die Bewohner und Betroffenen in der Nähe der geplante 380 KV-Leitungen finanziell zu beteiligen. Umweltminister Habeck hat außerdem ein Bürgerdialogverfahren initiiert, das dem formellen Genehmigungsverfahren vorgeschaltet ist, damit die Betroffenen frühzeitig und wohnortnah beteiligt werden.

Wo sollen die Castor-Behälter gelagert werden?

Das Atomendlagergesetz kann nun doch verabschiedet werden, nachdem es Umweltminister Altmaier gelungen ist, es von der Frage der Zwischenlager für die Castorbehälter, die aus England und Frankreich zurückkommen, abzukoppeln.
Zwar haben sich zwei rot/grün regierte Bundesländer - Schleswig Holstein Baden-Würtemberg - bereit erklärt, Behälter an vorhandenen Atomkraftwerken zwischenzulagern, aber nur unter der Bedingung, dass auch ein drittes CDU-regiertes Land Castor-Behälter auf nimmt. Diese Frage muss nun von Umweltminister Altmaier dringend geklärt werden, da die Behälter demnächst kommen sollen.

Drei Stromautobahnen geplant

Die Planung der Übertragungsnetze ist inzwischen vorangeschritten: für den Transport von Windstrom aus dem Norden in den Süden sind drei große Stromautobahnen geplant mit einer Länge von 2 800 km. Der genaue Verlauf der Trassen ist noch nicht geklärt: die Stromnetzbetreiber schlagen Korridore vor, die von der Bundesnetzagentur (BNA) überprüft werden. Ist ein Korridor von der BNA abgesegnet, erstellen die Netzbetreiber alternative Routen, davon wählt die BNA eine aus. Das soll ab kommendem Jahr geschehen.

Windpark wird den Strom nicht los

Die ersten negativen Folgen und finanziellen Auswirkungen der fehlenden Netze sind im Norden schon sichtbar. Dem bereits fertiggestellten Windpark Riffgat (vor Borkum) fehlen 15 km Seekabel für den Abtransport des Stromes an Land. Der Energieversorger und Betreiben EWE rechnet mit Millionenverlusten, wenn der 450 Millionen teure Windpark erst im Februar 2014 ans Netz geht. Die Kosten zahlen auf der Grundlage des Erneuerbaren Energiegesetzes (EEG) die Verbraucher. Und zu allem Übel müssen die Rotoren jetzt mit Dieselgeneratoren bewegt werden, um sie vor Korrosion und Überhitzung zu schützen. Dazu sind 22 000 Liter Treibstoff im Monat notwendig, die natürlich auch die Verbraucher zahlen.

Noch keine Strompreisbremse

Um wenigstens die Verbraucher vor weiteren Steigerungen der Strompreise durch solche kuriose Fehlplanungen zu schützen, hatte der Bundesumweltminister Altmaier zusammen mit Wirtschaftsminister Rösler im Februar diese Jahres vorgeschlagen, ein Strompreisbremse einzuführen. Auf Druck der Energiewirtschaft hat Frau Merkel das Vorhaben fallen gelassen.

Die Energiewende müsse den Deutschen auch einen bestimmten Preis wert sein sagte Altmaier auf einer ZEIT-Verasnstaltung. Allerdings dürfe der Preis nicht außer Kontrolle geraten. Sonst gefährde man die Akzeptanz der Bevölkerung. SPD-Kandidat Peer Steinbrück kündigte im Falle eines Wahlsieges an, die Energieversorger notfalls dazu zwingen, ihre Tarife zu senken.

Aber es gibt auch Positives zu berichten:

In Lübeck hat sich Anfang des Jahres eine Initiative gegründet mit der Absicht eine Energiegenossenschaft zu bilden und mit dieser dann Anteile der kommunalen Stadtwerke zu erwerben. Anlass war der Verkauf der Firmenanteile der dänischen Firma Dong an den Stadtwerken. Zunächst wollte die Stadt Lübeck diese Anteile zurückkaufen, das wurde ihr aber vom zuständigen Ministerium wegen der hohen Verschuldung untersagt, Nun haben diese Anteile die Aachener Stadtwerke aufgekauft und sind offensichtlich bereit, der inzwischen gegründeten Energiegenossenschaft Anteile zu verkaufen. Da drei Mitglieder von ViLE sich an der Genossenschaft beteiligt haben, werden wir über die Entwicklung berichten. Das ist vielleicht auch für andere Kommunen interessant.
Für Ergänzungen aus den anderen Bundesländern wären wir dankbar.

Axel (16.08.2013, Quellen: LN, Zeit, Spiegel, FAZ, SZ)

Zurück