Wie sicher sind unsere Mails?

Arglos vertrauen wir unseren Mails an Bekannte, Freunde, Liebhaber, Geschäftspartner vieles an, was andere nicht lesen sollen. Es gibt ja das vom Grundgesetz garantierte Postgeheimnis. Doch gilt es auch für den digitalen Postverkehr? Ich habe Erschreckendes festgestellt.

Wie ich darauf kam
Längere Zeit benutzte ich googlemail.com für meine Post. Für meine Arbeitsgruppe hatte ich eine praktische Google Group eingerichtet. Doch dann teilte Google mit, dass die Groups eingestellt würden. Dafür gebe es Google.docs.
Über das neue Angebot wollte ich mich informieren. Als ich es anklickte, fand ich nicht nur meine Mailadresse, sondern auch bereits eine Reservierungsnummer und einige Dateien. Diese Dateien stammten aus Mails an mich, die ich längst gelöscht hatte. So z.B. die Reservierungsbestätigung eines Hotels vom Dezember 2009 und eine Einladung zu einem Seminar Ende Mai 2010.

Der Irrgarten der Beschwerden
Ich versuchte, mich zu beschweren. Hier kurzgefasst die einzelnen Stationen:

Bundesinnenministerium: Wenden sie sich an Google selbst.

Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik: Wir sind nicht zuständig.

Virtuelles Datenschutzbüro: Wir sind nicht zuständig.

Der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit wegen Google-Niederlassung in Hamburg: Wir sind nicht zuständig.

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit: Wir sind nicht zuständig.
Brief an Google: Keine Antwort.

Da wurde es offenbar
Eine Erkenntnis habe ich gewonnen: Die Datenschützer wissen, was Google mit privaten Mails macht. Aber sie tun nichts. So schrieb mir der Bundesbeauftragte für den Datenschutz in seiner Antwort:

„Google Mail ist ein webbasierter E-Mail-Service und wie viele andere Web-Mail-Dienste durchsucht auch Google den Inhalt der E-Mails, um den Nutzer vor Viren zu schützen und vor Spam (i.e. unerwünschte Werbe-E-Mails) zu bewahren – aber auch zum Erkennen bestimmter Inhalte zu Werbezwecken.
Steht in der E-Mail zum Beispiel das Wort „Urlaub“, so erhält der Nutzer bei der Bearbeitung seiner E-Mail Werbeanzeigen der Firmen, die dieses Schlüsselwort bei Google „gekauft“ haben.
Gefiltert werden aber nicht nur E-Mails von Google-Mail-Kunden, sondern auch solche E-Mails, die an diese gesendet werden.“

Nun wissen wir Bescheid, Google liest jedes Wort mit.
Und wie sieht es bei den anderen Anbietern kostenloser Mailadressen aus? Man mag gar nicht darüber nachdenken.
Horst

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