Jugendkriminalität in Dänemark

Gewalt und Jugendkriminalität ist kein deutsches Phänomen .Alle Länder der EU haben damit Probleme. Gemeinsam ist, bei aller Unvergleichbarkeit der Statistiken, die Jugendkriminalität wächst, fast in allen Ländern der EU.
Oft sind es die spektakulären Fälle, die in der Öffentlichkeit diskutiert werden und die, insbesondere zu Wahlkampfzeiten, zu politischen Forderungen nach mehr Härte im Strafrecht führen.

Selbst in Dänemark, wo gegen den europäischen Trend die Jugendkriminalität rückläufig war, hat es seit 2007 wieder eine steigende Tendenz gegeben.

Schießereien, Messerstechereien und Straßenschlachten in Kopenhagen sorgen in Dänemark regelmäßig für Aufregung. Anfang dieses Jahres wurde ein Passant nachts mitten in der Stadt von einer Gruppe Jugendlicher abgestochen. Nun plant die Justizministerin, unerlaubten Waffenbesitz in jedem Falle mit einer Woche Gefängnis zu ahnden, bisher galt diese Strafe erst im Wiederholungsfall.

Teile des Stadtzentrums bilden zudem bereits eine Sonderzone, in der die Polizei ohne begründeten Verdacht Leibesvisitationen vornehmen kann, um illegale Waffen zu beschlagnahmen. 2007 gab es in der dänischen Hauptstadt etliche gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei, nachdem im März ein Jugendzentrum geräumt worden war.

Die Zahl jugendlicher Straftäter ist nach Angaben des dänischen Statistikamts leicht gestiegen. Zuletzt war die Zahl ausländischer Täter generell leicht rückläufig, diese sind aber immer noch überrepräsentiert.

Ab 15 strafmündig

In Dänemark sind Jugendliche ab 15 Jahren nach Jugendstrafrecht strafmündig, die Höchststrafe beträgt dann acht Jahre Haft. Die rechtspopulistische dänische Volkspartei, die die Minderheitsregierung aus Konservativen und liberaler Venstre stützt, würde das Mündigkeitsalter gern auf zwölf Jahre herabsetzen.

Die dänische Regierung hatte bereits 2001 in ihrer Regierungserklärung zugesichert eine Verschärfung der Gesetze vorzunehmen. Dazu hat sie einen Handlungsplan „Stoppt die Gewalt“ entwickelt. Dabei soll die Gewalt an Personen schärfer bestraft werden als Gewalt gegen Geld. Was bisher nicht der Fall war .

In den Nachbarländern England, Frankreich und Dänemark heißt die neue Strategie: Redefining responsibility., was soviel heißt wie Neudefinition von Verantwortung. Das bedeutet, verantwortlich sind

  • die Jugendlichen für ihre Taten,
  • die Eltern für ihre Erziehungsfehler,
  • der Staat für seine Versäumnisse.

Hinter dieser neuen Strategie – die zunächst wie eine bloße Floskel aussieht - verbergen sich knallharte Maßnahmen:

  • selbst kleine Regelverstöße werden konsequent bestraft (wird bei uns so nicht angewandt)
  • die Rechtsverstöße sollen so früh wie möglich und so konsequent wie möglich bestraft werden. So schnell wie möglich heißt zwischen Aufdeckung der Tat und Verurteilung liegen nur wenige Tage(in der BRD 3 bis 4 Monate)

Eine rasche Aufklärung und zügige Strafprozesse, das belegen Untersuchungen, schrecken Jugendliche Täter am ehesten ab.

Die Schule als Zentrum der Jugendpolitik

Im Zentrum der Jugendpolitik in Dänemark steht die Schule, also der Versuch mit pädagogischen Mitteln und Maßnahmen wirksam einzugreifen. Dabei sollen Gefängnisstrafen für Jugendliche vermieden werden, denn auch in Dänemark hat man die Erfahrung gemacht (wie in Deutschland), dass Jugendliche hinter Gittern die höchste Rückfallquote aufweisen.

Familienplan bei Kinderkriminalität

Gerät ein dänisches Kind mit den Gesetz in Konflikt (z.B bei Ladendiebstahl), suchen Sozialarbeiter spätestens eine Woche danach die Familie auf. Gibt es weitere Probleme werden gemeinsame Regeln aufgestellt, die in einem „Familienplan“ festgehalten werden. Auf die Einhaltung dieser Regeln wird dabei streng geachtet.

An der Jugend wird nicht gespart

Man hat auch in Dänemark (wie bei uns) festgestellt, dass ein Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit, Armut, fehlender Lebensperspektive, Sucht und Kriminalität besteht. Also rüstet der Staat auf, entwickelt Milliardenprogramme und setzt eindeutige Prioritäten: Trotz aller Sparmassnahmen wird in Dänemark an der Jugend und im Schulwesen nicht gespart, ganz im Gegensatz zur BRD .

Hierzu gehört auch der flächendeckende Ausbau von Ganztagsangeboten im Kindergarten und im Schulbereich.

Während in Dänemark seit langem alle Schulen im Zentrum der Jugend -und Präventionspolitik stehen fängt in der BRD der Umbau mit Ganztagsschulen und garantierten Halbtagschulen erst langsam an.

(Autor: Axel, Quellen: Christian Densen, ZEIT 10.01.2008, Martin Klingst ZEIT 5/98, Jahresbericht 2002 der Europ. Stelle zur Beschreibung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Regierungserklärung der dänischen Regierung 2001, Prof. Dr. Frieder Dünkel, Entwicklungen der Jugendkriminalität und des Jugendstrafrechts in Europa - ein Vergleich, 2004, Landtag Mecklenburg – Vorpommern,2.Wahlperiode, Drucksache 2/975 vom 10.11.95, Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg, Drucksache 16/400 vom 11.5.2000, Bericht der Enquete Kommission :Jugendkriminalität und ihre gesellschaftlichen Ursachen)

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