Ein Demeterhof versorgt 100 Familien

Bei der Erkundung des Trends zur gesunden Ernährung besuchte ViLE-Lübeck als zweiten Betrieb mit ökologischer Landwirtschaft am 26. Mai den Buschberghof in Fuhlenhagen – und kam aus dem Staunen nicht heraus.

Fuhlenhagen ist eine Gemeinde im Kreis Herzogtum Lauenburg  (Schleswig-Holstein) und gilt Dank seiner günstigen Lage an der Autobahn A 24 als erweitertes Einzugsgebiet von Hamburg.

Der Buschberghof besitzt 116 Hektar Land, davon 17 Hektar Wald. Er betreibt eine biologisch-dynamische Landwirtschaft, ist also ein Demeterhof, der auf Grundlagen der Theorien des Antroposophen Rudolf Steiner wirtschaftet, nach dessen Konzept auch die bekannten Waldorfschulen arbeiten.

Reiches Anbauprogramm

Der Hof ist eine Art von Allround-Betrieb. Er baut Getreide, Kartoffeln und 50 Sorten Gemüse an, hält eine Herde von etwa 35 Milchkühen, 50 Schweine, Hühner und Gänse. Die Kühe der Rasse Angler Rotvieh geben besonders fettreiche und eiweißhaltige Milch. Nach den Demeter-Richtlinien dürfen die rotbraunen Tiere ihre Hörner behalten. Die Milch wird überwiegend zu Käse verarbeitet.


Mit Karsten Hildebrandt im Gespräch

Der für den Schwerpunkt Ackerbau zuständige Landwirt Karsten Hildebrandt berichtete uns von dem schwierigen Demeter-Verfahren zur Düngung der Felder. Grundlage ist der Kuhdung. Doch ein kleinerer Teil wird nach der Demeterregel mit Baldrian, Eichenrinde, Löwenzahn, Brennnessel, Kamille und Schafgarbe vermischt, in Behältern im Herbst vergraben und im Frühjahr als Humus in kleinen Mengen über die Felder gestreut.

Dann gibt es ein Rezept für ein natürliches Spritzmittel, das in geradezu homöopathischen Gaben auf die Pflanzen gespritzt wird.


Der Buschberghof

Der ehemalige Familienbetrieb hatte sich in mehreren Schritten zum Demeterhof entwickelt. Es entstand eine „Landwirtschaftliche Arbeitsgemeinschaft“, die sich aus den Landwirten und einer Gruppe von Idealisten zusammen setzte, die Verantwortung für den Buschberghof  mitzutragen bereit waren.

Die Angst vor dem Fallout

Ähnlich wie bei dem eine Woche vorher besichtigten Ringstedtenhof war auch hier das Atom-Unglück von Tschernobyl Anlass, zur Bildung der „Wirtschaftsgemeinschaft Buschberghof“. Die Furcht vor radioaktivem Niederschlag (Fallout) war so groß, dass man sogar die Milch  der Kühe untersuchen ließ. Es gab Entwarnung

Kostenfreie Versorgung für Beitragszahler

Die damals entstandene Wirtschaftsgemeinschaft besteht aus rund 100 Haushalten mit 300 Menschen. Sie zahlen regelmäßige Beiträge für die  laufenden Kosten der Landwirtschaft und zur Bildung von Rücklagen  für Neuinvestitionen.

Den Mitgliedern der Wirtschaftsgemeinschaft steht die gesamte landwirtschaftliche Produktion nach Erntelage kostenlos zur Verfügung, müssen aber selbst abgeholt werden. Mit dem Getreide werden für sie wöchentlich 300 Brote gebacken.

Für den Hof erübrigt sich dadurch eine aufwendige Vermarktung seiner Produkte. Auch einen Hofladen gibt es nicht. Die Personalkosten wären höher als der zu erzielende Gewinn.

 Für den Außenstehenden erstaunlich ist, wie der Buschberghof finanziell über die Runden kommt. Von der EU erhält er dieselben Zuschüsse wie alle anderen landwirtschaftlichen Betriebe und die Schleswig-Holsteinische Landesregierung gibt noch einen Zuschuss für die ökologische Bewirtschaftung. Dem Hof angeschlossen ist eine sozialtherapeutische Einrichtung mit etwa 20 Patienten.

Text: Horst, Fotos: Annegret, Axel (02.06.2017)

Kommentare

Kommentar von Erla Spatz-Zöllner |

Dieser Bericht ist sehr Mut machend und ich wünschte mir es gäbe viele ähnliche Projekte in Deutschland.

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