Lübecker Landwege zur ökologischen Landwirtschaft

In einer ersten Exkursion zu unserem Projekt „Der Trend zur gesunden Ernährung“ besuchte ViLE-Lübeck einen stadtnahen Ökohof, den Ringstedtenhof, keine 4 km vom Zentrum Lübecks entfernt.

Das ehemalige Lübecker Stadtgut ist nicht einfach so ein Bauernhof, der Nahrung produziert und verkauft. Der Ringstedtenhof gehört zu einem Konglomerat unterschiedlicher Unternehmungen des Vereins Landwege, der ein weit verzweigtes Beziehungsnetz zu verschiedenen auch öffentlichen Institutionen, Vereinen und Förderern unterhält.

Bürgerinitiative wurde zu einem großen Ökoprojekt

 Landwege e.V. entstand 1987 nach dem Atomunfall von Tschernobyl als Bürgerinitiative. Acht Lübeckerinnen und Lübecker schlossen sich zusammen, um für gesunde Nahrungsmittel aus der Region zu sorgen. Daraus entwickelte sich bis heute ein Netz von gemeinnützigen Projekten.

Auch der Ringstedtenhof, den Landwege von der Hansestadt pachten konnte, gehört dazu. Das Anwesen umfasst rund 100 Hektar Ackerland und Wiesen. Den größten Teil bewirtschaftet ein Landwirt als Unterpächter nach ökologischen Vorgaben.

Der Ringstettenhof Bioland

Der Betrieb „Ringstettenhof Bioland besitzt gut die Hälfte seiner Flächen rund um den Hof. Weitere 30 bis 40 Hektar liegen südlich der Stadt. Es werden bei 5- bis 6-gliedriger Fruchtfolge Getreide und Kartoffeln ohne Kunstdünger und Pestizide angebaut. Eine Herde von 100 Galloway-Rindern grast ganzjährig auf dem Grünland und 30 bis 40 Schweine tummeln sich den ganzen Sommer über auf der Weide. Gemüseanbau, Milchwirtschaft  und Geflügelzucht gibt es nicht.

Der Vermarktung dienen eine eigene Fleischerei und Bäckerei. Es gibt einen Hofladen (der auch Produkte anderer Ökobetriebe vertreibt) und  ein Marktwagen bringt das Angebot zu den zahlreichen Lübecker Wochenmärkten.

Genossenschaft mit fünf Bioläden

Außerdem beliefert der Ringstedtenhof gemeinsam mit 30 Mitgliedshöfen aus der Region die Genossenschaft  EVG Landwege eG, die zur Förderung der Vermarktung von Lebensmitteln aus kontrolliert biologischem Anbau aus der Region gegründet wurde und heute fünf Bioläden in Lübeck und Bad Schwartau betreibt. Sie wurden 2016 zum 10. Mal zu den besten Bio-Märkten Deutschlands gewählt.


Christoph Beckmann-Roden vor dem Photovoltaik-Bildschirm

Bei unserem Besuch auf dem „Jugend-Naturschutz-Hof Ringstedtenhof“ gab uns  Christoph Beckmann-Roden von der Geschäftsführung mit großem Elan und viel Freude an der Sache einen Überblick über das vielfältige Öko-Konzept von Landwege.

Der Verein hat knapp 200 Mitglieder und einen Jahresetat von rund 800.000 Euro.  der durch Mitgliedsbeiträge, den verschiedensten Zuschüssen, Spenden und weiteren Einnahmen gedeckt wird. Bis zu 50 Mitarbeiter werden auf dem Ringstedtenhof beschäftigt: Wenige sind fest angestellt, eine größere Zahl ist ehrenamtlich tätig. Außerdem gibt es Praktikanten, Teilnehmer am Freiwilligen ökologischen Jahr, Behinderte der Vorwerker Diakonie und freie Mitarbeiter. 30 Hartz-4-Empfängern werden Ein-Euro-Jobs angeboten.

Der Verein Landwege hat drei großen Tätigkeitsfelder: die Förderung der ökologischen Landwirtschaft, des Naturschutzes und der Umweltbildung.

Zu diesem Zweck macht der Verein zahlreiche pädagogische Angebote. Dazu gehören ein Landkindergarten am Hof und ein Naturkindergarten im Wesloer Forst. Für Kinder und Schulklassen gibt es am Ringstedtenhof einen kleinen Vereinshof mit einem 1000 qm großen Gemüse- und Kräutergarten, zwei Folientunnel für Gewächshauskulturen und ein Ackerbauprojekt. An die 10.000 Kinder jährlich lernen auf dem Hof, was gesunde Ernährung ist und wie sie entsteht.

Alles ökologisch

Alles ist auf Ökologie und Nachhaltigkeit ausgerichtet. Man betreibt eine Lehrküche. Eine kleine  Schilfkläranlage reinigt die Abwässer.  Sonnenkollektoren auf dem Dach erzeugen Strom. In einem Gatter beginnt man Hühner der Rasse Vorwerk zu züchten, um sich an dem Bruderhahn-Programm zu beteiligen, d.h. Züchtung von Zwei-Nutzungs-Hühnern - weibliche für die Eier, männliche für das Fleisch. Es gibt zwei Esel, pommersche Landschafe und Bienenstöcke

Zu dieser Landwege-Vielfalt ist inzwischen auch eine Stiftung, die „LANDWEGE-Umweltstiftung“, gekommen. Sie sammelt Geld, denn man will den Ringstedtenhof einmal der Stadt abkaufen. wenn der Pachtvertrag ausläuft.

Unser Rundgang bei schönster Maisonne endete in der ehemaligen Scheune bei einem Umtrunk mit hofeigenem Apfelsaft. Fazit: Die Lübecker sehen sich mit Bezugsquellen für gesunde und ökologisch gute  Ernährung bestens versorgt. Wir beschlossen unseren Besuch mit einem Wochenendeinkauf im Hofladen.

Text: Friedel, Foto: Horst (29.05.2017)

Kommentare

Kommentar von Erla Spatz-Zöllner |

Liebe Lübecker,
eure hautnahen Berichte über den Besuch von Ökobetrieben machen noch mehr Lust selber Bioware zu kaufen!

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