Mit Vier-Jahreszeiten-Milch aus der Krise

Als in den Krisenjahren 2009/10 die Landwirte für ihre Milch immer weniger Geld bekamen und der Preis die Kosten nicht mehr deckte, entschloss sich Öko-Bauer Hans Möller in Lentföhrden (Schleswig-Holstein) gemeinsam mit zwei Gleichgesinnten, ihre Milch so frisch wie möglich direkt zum Verbraucher zu bringen.  Es entstand die Idee der Vier-Jahreszeiten-Milch. ViLE-Lübeck besuchte Möllers Hof am 21. Juli im Zusammenhang mit ihrem Projekt „Der Trend zur gesunden Ernährung“.

Die drei Landwirte hatten bemerkt, das die Verbraucher richtige Frischmilch gar nicht mehr kannten. Was in den Supermärkten angeboten wurde, war eine vielfach bearbeitete und haltbar gemachte Einheitsmilch. Möller berichtete, dass seine 30 Milchkühe das ganze Jahr über nur Gras und Heu fressen, kein Soja, kein Korn und auch keinen Mais.

Das ergibt eine Milch, die außerordentlich aromatisch, aber in jeder Jahreszeit etwas anders schmeckt. Es sei keine „tote Milch“, die auf Kosten längerer Haltbarkeit aller guten Bakterien beraubt wurde.

Die Landwirte gründeten zunächst eine Genossenschaft und retteten damit den Bestand der kleinen Meierei, die ihre Milch verarbeitet hatte, wegen der Krise aber geschlossen werden sollte. Dann begann die Vermarktung unter dem Titel „De Öko Melkburen GmbH“. Möller zog mit seiner Lieblingskuh Mausi zu den Wochenmärkten in der Region und im nahen Hamburg und verteilte Werbematerial. Er war erfolgreich. Heute werden über 70 Bioläden und auch Großmärkte wie REWE monatlich mit 20.000 bis 25.000 Liter frischer Öko-Milch beliefert. Kunden, die sie kenngelernt haben, akzeptieren den höheren Preis.

 Öko-Bauer Möller mit Mausi
Öko-Bauer Möller mit Mausi

Was ist der Unterschied? Die Frühlingsmilch, so beschreibt es Möller, ist „süffig“ mit viel Rahm und 4 Prozent Fett, weil die Kühe das erste frische Gras gefressen haben. Die Sommermilch ab 21. Juni ist etwas gehaltvoller und hat 4,2 Prozent Fett, das Gras ist nicht mehr ganz so energiereich.

Karton der Vier-Jahreszeiten-Milch
Karton der Vier-Jahreszeiten-Milch

Die Herbstmilch ist noch etwas kräftiger, da je nach Wetter etwas Heu zugefüttert werden muss. Als am kräftigsten nennt Möller die Wintermilch, die als Ergebnis des Heufutters einen sahnigen Geschmack und 4,5 bis 4,6 Prozent Fettgehalt besitzt.

Öko-Landwirt Möller hält und züchtet die robusten schwarzbunten Niederungsrinder, eine vom Aussterben bedrohte Rasse, die weit weniger Milch geben als die überzüchteten Hochleistungskühe. Die Tiere wechseln monatlich von einer Weidefläche zur nächsten. Überall hat das Gras einen 30prozentigen Kräuteranteil. Die Kälber dürfen nach der Geburt drei Monate lang bei der Mutter bleiben.

 Nach der Besichtigung von Möllers Herde auf der Weide gab es für die Besucher aus Lübeck eine Kostprobe der Milch, die Begeisterung auslöste. Ja, so hat die Milch in unserer Kindheit geschmeckt, stellten die Teilnehmer fest. Und im Gegensatz zu der Supermarkt-Milch kann man Möllers Sommermilch auch als Satte aufstellen. Sie hat noch ihre Milchsäure-Bakterien und wird in zwei bis drei Tagen fest, mit einer leckeren Sahneschicht an der Oberfläche. Auch der Joghurt aus Möllers Milch fand großen Anklang.

Keine Milchknappheit

Was hält der Öko-Landwirt von den steigenden Butterpreisen und den alarmierenden Berichten, dass bereits zu Weihnachten nicht mehr genug Butter zur Verfügung stehe. Seine Antwort: Deutschland produziert das Dreifache des Bedarfs an Milch. Es ist also genug da. Ein größerer Teil wird subventioniert zu Milchpulver verarbeitet und eingelagert oder an andere Länder verkauft. Große Mengen verwendet die Industrie für andere Produkte. Preissteigerungen gibt es, wenn die Industrie große Mengen vom Markt nimmt und einfriert.

Text und Fotos Horst (22.07.2017)

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