Das Lager Pöppendorf – Die Flüchtlingssituation nach dem 2. Weltkrieg

 

In den „Freitags-Treffen“ der Gruppe ViLE Nord wird immer wieder das Thema der heute nach Deutschland gekommenen und kommenden Flüchtlinge besprochen und diskutiert.
Nach Deutschland kamen und kommen Bürgerkriegsflüchtlinge (vor allem aus Syrien, dem Irak und Afghanistan) auf der einen Seite und Armutsflüchtlinge (vor allem aus den Staaten des Westbalkans, also Serbien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo, Albanien und Mazedonien) auf der anderen Seite.
Eine aktuelle Ausstellung mit dem Thema VERTRIEBEN – VERLOREN – VERTEILT, (Drehscheibe Pöppendorf 1945 – 1951) gibt Gelegenheit; sich mit dem Thema Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg auseinanderzusetzen.
Aus diesem Grund besuchte am 15. März 2019 die ViLE-Gruppe Nord das „Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk“ , untergebracht im ehemaligen Kaufhaus der Hochofenwerk Lübeck AG.,in Lübeck-Herrenwyk


Kaufhaus der Siedlung heute Industriemuseum 

 Freundlich begrüßt wurden wir durch Frau Maertens, einer Historikerin, die an der Erarbeitung der Ausstellung mitgearbeitet hat, eine Historikerin, die an der Konzeption der Ausstellung beteiligt war. Sie führte uns durch die Ausstellung und gab uns zunächst eine kurze Information über den Stadtteil Kücknitz – Herrenwyk.
Der Ortsteil Herrenwyk entwickelte sich im 20. Jahrhundert vom kleinen Fischer- und Bauerndorf zum Industrievorort Lübecks. 1907 nahm das Hochofenwerk seinen Betrieb auf, 1917 wurde die Flenderwerft im benachbarten Siems gegründet. Beide Werke gehörten lange Zeit zu den bedeutendsten industriellen Arbeitgebern der Stadt.
Mit dem Konkurs des Hüttenwerkes im August 1981 gingen rund 1000 Arbeitsplätze verloren, mit der Insolvenz der Flenderwerft im Jahre 2002 noch einmal 850.

Danach führte uns Frau Maertens durch die Ausstellung

 VERTRIEBEN – VERLOREN – VERTEILT.

Im Waldhusener Forst, zwischen dem alten Bahnhof Kücknitz und Pöppendorf; in der Gemarkung Waldhusen-Pöppendorf, befand sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges das größte Flüchtlingsdurchgangslager Schleswig-Holsteins.


Lageplan des Waldhusener Forstes.1=Bahnhof Kücknitz, 2=Forsthaus Waldhusen, 3=Lager Pöppendorf. (aus Wikipedia)

Errichtet wurde das Lager auf Anweisung der britischen Militärregierung, die den Ort zunächst seit Juli 1945 als Entlassungslager für die fast 80.000 Wehrmachtsangehörigen der deutschen Norwegen-Armee eingerichtet hatten.
Die ersten Vertriebenen trafen im November 1945 ein. Zwischen Ende 1945 und Anfang 1951 fanden hier mehr als eine halbe Million Vertriebene Aufnahme.

Dieser stille Ort im Wald war damals eine Drehscheibe für die Verschiebung riesiger Menschenmengen aus Danzig, Königsberg oder Stettin in den gesamten norddeutschen Raum. 1946 wurden das ganze Jahr über durch das Lager täglich bis zu 3.000 Menschen geschleust. Es war eine gewaltige logistische Leistung, diese Menschen aufzufangen, zu versorgen und an einen sicheren Bestimmungsort weiterzuleiten. Nissenhütten wurden in der britischen Besatzungszone, also auch in Lübeck, als provisorische Wohnunterkunft genutzt.

Nissenhütte (engl. Nissen hut) ist die Bezeichnung für eine von dem kanadischen Ingenieur und Offizier Peter Norman Nissen im Jahr 1916 entwickelte Wellblechhütte in Fertigteilbauweise mit halbrundem Dach und 40 m² Grundfläche, einer Länge von elfeinhalb Metern und etwa fünf Metern Breite.(*Wikipedia)


Nissen-Hütten - Foto: Gemeinnütziger Verein Kücknitz e. V.

 Im Frühjahr 1947 waren die Aufnahmekapazitäten in den Städten und Kreisen Schleswig-Holsteins erschöpft und die nun eintreffenden Flüchtlinge verblieben teilweise Wochen und Monate lang im Lager.
Im Herbst des gleichen Jahres wurden hier schließlich im Rahmen der „Operation Oasis“ tausende jüdische Flüchtlinge der „Exodus“ untergebracht. Das Lager wurde danach noch bis zum Sommer 1950 als Wohn- und Durchgangslager genutzt. Im Frühjahr 1951 wurde das Lager schließlich aufgelöst und abgerissen.

Die Ausstellung ist keine Reaktion auf die aktuelle Flüchtlingsdebatte, denn die Idee dazu ist bereits lange vor 2015 entstanden“, sagte der Historiker Rathmer.

PS:
Die Ausstellung wurde durch den gemeinnützigen Verein Kücknitz e. V. (GMVK) mit weiteren Unterstützern entwickelt. Er will den historischen Ort und die spezifische Bedeutung des Pöppendorfer Lagers für die Öffentlichkeit sichtbar machen und hat die Geschichte des Pöppendorfer Lagers aufgearbeitet und dokumentiert.

Quellen: Wikipedia
Christian Rathmer: Das Lager Pöppendorf 1945-1951. Begleitbuch zur Ausstellung Vertrieben-Verloren-Verteilt.

Annegret – 03.2019.

 

 

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