Bitte etwas lauter!

Im letzten Seminar des Vereins in Bad Urach fiel uns auf, dass bei den Referaten aus den letzten Reihen der Zuhörer immer wieder einmal  dieser Ruf ertönte: „Bitte etwas lauter!“ Dies und die Erfahrungen in der eigenen Gruppe waren für ViLE-Lübeck der Anlass, ihr Projekt „Die Hindernisse das Alltags“ zu aktivieren und die Initiative zu einem Erfahrungsaustausch über Hörhilfen zu ergreifen.

Wir sind nun einmal ein Verein der älteren Generation und offenbar haben viele Mitglieder mit zunehmendem Alter auch mit Hörproblemen zu kämpfen.

Man erwägt die Anschaffung von Hörgeräten, schiebt das aber immer wieder hinaus, bis man der Umgebung mit dem ständigen Nachfragen auf die Nerven geht. Man ist unsicher, ob man einfache Geräte oder die mehrere tausend Euro teure Luxusklasse wählen soll. Oder man hat bereits Hörgeräte, kommt damit aber nicht zurecht.

Auf dieser Seite sollen die Interessierten kurze Erfahrungsberichte über ihre Hörgerät-Probleme verfassen. Vielleicht kommen dabei einige gute Tipps heraus.

Beiträge bitte senden an westphal28@t-online.de
Horst (21.03.2014)

Eine Umfrage in Bad Urach

Wie verbreitet sind unter den ViLE-Mitgliedern Probleme mit der altersbedingten Schwerhörigkeit. Dazu unternahmen die Lübecker unter den Besuchern des Seminars in Bad Urach eine Umfrage. Hier das Ergebnis:

Es beantworteten 40 Teilnehmer unsere Fragen. davon waren 38 über 60 Jahre alt. Sehr gut hören können 4, gut hören 23, nicht gut hören 13.

Hörgeräte tragen bereits 13 Befragte. 10 von ihnen sind damit auch zufrieden, 3 sind nicht zufrieden.

Axel (21.03.2014)

Begeistert vom neuen Hörerlebnis

Hörprobleme hatte ich schon von Kindheit an, nachdem ich aufgrund einer Erkrankung mit einem Medikament behandelt wurde, welches das Innenohr schädigte.

Als ich im Jahre 1991 nach 17 Jahren Nur-Hausfrau wieder in den Beruf als Bankkauffrau zurückkehren wollte, unternahm ich einen ersten Versuch, Hörgeräte zu tragen. Für mein spezielles Hörproblem gab es damals aber nur eine komplizierte und umständliche Lösung, bei der beide Ohren mit einem Kabel über die Brille verbunden wurden. Ich verzichtete! Trotz großer Schwierigkeiten, vor allem am Telefon, war ich noch einmal 11 Jahre lang berufstätig.

2005 ein erneuter Versuch. Diesmal, weil ich Italienisch lernen wollte.
Für mich kamen nun Hinter-dem-Ohr-Geräte mit Otoplastik (wird dem Gehörgang angepasst und dichtet ihn ab) infrage.

Damit konnte ich wirklich besser hören. Aber die Otoplastik störte mich sehr, und ich trug die Geräte nur bei Konzerten, im Italienisch-Unterricht, im Kino und in Gesellschaft. Also nicht regelmäßig, wie es empfohlen wird.
Schon länger hatte ich das Gefühl, dass meine Hörhilfen nicht mehr optimal für mich sind. Daher in diesem Jahr ein neuer Versuch.

Über das Internet fand ich einen Hinweis auf einen Hörgeräte-Akustiker, der mich optimal beriet. Die Technik ist rasant fortgeschritten und die ungeliebte Otoplastik damit Vergangenheit. Sie wird durch kleine Teilchen im Gehörgang ersetzt, die diesen nicht mehr verstopfen. Teile hinter den Ohren sind erforderlich aber klein, leicht und optimal zu tragen. Sie heißen Phonak Audio Q 50. Zum Anteil der gesetzlichen Krankenkasse ist eine Zuzahlung von 1438,- Euro erforderlich.

Bei einem Konzertbesuch mit den neuen Geräten kamen mir die Tränen, weil mir klar wurde, was ich bisher versäumt hatte. In Gesellschaft höre ich auch besser als viele andere Menschen meines Alters. Das Sprachverstehen ist noch nicht optimal, das muss trainiert werden, indem man die Hörgeräte ständig trägt. Aber daran habe ich mich sofort gewöhnt und bin einfach begeister von dem neuen Hör-Erlebnis!
Margret (22.03.2014)

Immer wieder verschoben

Hörgeräte anzuschaffen, das war für mich eine schwere Entscheidung. Über ein Jahr habe ich sie vor mir her geschoben. Dann ließ es sich nicht mehr vermeiden.

Meine Auswahl fiel auf eine Filiale des angeblich führenden Hörgeräte-Akustikers. Bedienung und Beratung waren gut. Die günstigsten Geräte, bei denen man nur 10 Euro zuzahlen musste, gefielen mir nicht. Aber ich wollte in der Mittelklasse bleiben, denn die HNO-Ärztin hatte gewarnt: Nicht die teuersten sind die besten.
Die Entscheidung war dann doch recht schwierig, obwohl man jeden Typ eine Woche lang ausprobieren konnte. Die Wahl fiel auf KINDanstea HS,  ein österreichisches Modell mit einer Zuzahlung von 363 Euro.

Eingestellt wurden die Hörgeräte mittels eines PC-Programms. Doch es war nicht einfach, die richtige Version für meinen Bedarf zu finden. Das hieß: Immer wieder zur Filiale fahren und Korrekturen vornehmen lassen. Schließlich schien alles zu stimmen. Doch weit gefehlt. Als bei einem Treffen unserer Gruppe alle durcheinander redeten, verstand ich nicht einmal mehr meinen Nachbarn am Tisch.

Erst eine weitere Programmierung, bei der der Sprache ein besonderer Vorrang eingeräumt wird, brachte zufriedenstellende Ergebnisse.

Beichten muss ich, dass ich meine Hörgeräte nicht ständig – wie es empfohlen wird – trage. Meine Aversion ist noch nicht überwunden.
Horst (22.03.2014)

 

 

Statt Hörhilfe ein Button

files/Vile Netzwerk/img/Politik und Gesellschaft/Hoeren 2.jpg Wer gar nicht mehr gut hören kann, aus welchen Gründen auch immer jedoch auf Hörgeräte verzichten muss oder verzichten möchte, der hat nur eine Alternative: Er muss sich der Umgebung offenbaren. Der Deutsche Schwerhörigenbund hat einen gelben Button herausgebracht, den man sich an die Kleidung stecken kann. Aufschrift: Schwerhörig, Bitte deutlich sprechen.
Der Lübecker Ortsverein bietet als Alternative eine Art Visitenkarte an. Sie trägt die Aufschrift: „Ich bin schwerhörig. Bitte sprechen Sie langsam und deutlich. Schauen Sie mich bitte an.“ Diese Karte zu überreichen dürfte allerdings einige Überwindung kosten.

Horst (22.03.2014)

Hört, hört – ich bin nicht mehr doof.

Seit Jahrhunderten schon gelten Menschen mit Brille als was besonders: Intelektuelle und so, während die Schwerhörigen einfach als doof (taub) galten. Ich nehme an, deshalb auch immer noch die Hemmungen, frühzeitig zum Arzt und Akustiker zu gehen und darüber zu reden.

Gottseidank sind diese Zeiten vorbei. Und deshalb ging ich letzten Herbst zum HNO-Arzt, der bei mir einen geringen, altersbedingten Hörverlust feststellte und ein Rezept ausstellte. Ich muss sagen, dass ich eigentlich nur beim Fernsehen feststellte, dass ich die Lautstärke neuerdings fast voll aufdrehen musste.

Ansonsten - bilde ich mir zumindest ein – leide ich noch nicht unter Schlechtverstehen. Aber man soll ja rechtzeitig anfangen, damit das Gehirn (zunächst) nicht das Hören der hohen Töne verlernt, und so ging ich zum Akustiker „um die Ecke“. Und das war auch gut so, denn die Anprobiererei und Einstellerei ist mit einem recht häufigen Besuch beim Akustiker verbunden. Aber schön, dass man so viel ausprobieren darf.

Glück hatte ich auch, dass mitten in meiner „Behandlung“, also noch kurz vor der endgültigen Entscheidung für ein bestimmtes Gerät, die Krankenkasse ihre Zuzahlung verdoppelte. Ab 1. November 2013 bekommt man jetzt für jedes Ohr ca. 800,- €. Das ist doch eine feine Sache. Und damit ist man sicherlich auch ohne Zuzahlung mit einem digitalen Gerät mit mehreren Mikrofonen und drei Hörprogrammen, die Rückkopplungen und Störgeräusche unterdrücken, gut versorgt. Was man wissen sollte, ich aber leider nicht untersucht habe, ist, dass dem Akustiker die Preiskalkulation obliegt. Es ist daher durchaus möglich, dass derselbe Hörgerätetyp von verschiedenen Akustikern aufzahlungsfrei oder aufzahlungspflichtig angeboten wird. Es ist auch durchaus erlaubt, von Akustiker zu Akustiker zu wandern.

Entzückt war ich vom Aussehen der Geräte. Keineswegs ein beige/braunes Monstrum, sondern ein silber-/anthrazit-graues Hörnchen – wie ein gutes, modernes Schmuckstück. Niemand braucht sich damit zu schämen.

Ich habe mich schließlich entschieden für „Hansaton, Demia Minio, SNr. H314078“. Und insgesamt 556,- Euro zugezahlt. Ob die Entscheidung richtig war oder ob ich hätte noch mehr ausprobieren sollen, weiß ich (noch) nicht. Ich hatte keine Lust, noch weiter Rumzuprobieren. Da mein Gehörverlust noch gering ist, habe ich auch kein großes Aha-Erlebnis wenn ich das Gerät trage, also trage ich es nicht täglich, was ich mir natürlich vornehme, zu ändern – denn ich bin ja nicht doof.
Friedel (24.03.2014)

Kein Hörgerät passt zur Brille

Ich habe mehrere Hörgeräte ausprobiert, darunter auch recht teure. Keines ließ sich zusammen mit einer Brille tragen. Ständige Knackgeräusche durch leichte Bewegungen der Brillenbügel machten das Hören unerträglich. Nach Auskunft des hiesigen Akustikers gibt es keine Brillen mit eingebautem Hörgerät im Brillenbügel, wodurch die lästigen Nebengeräusche wegfallen.

Beim Fernsehen benutze ich Kopfhörer der Marke Sennheiser, die ausgezeichnet sind.
Horst G. (26.03.2014)

Mehr Lebensqualität, aber häufig nachjustieren

Ich trage seit 25 Jahren Hörgeräte. Sie bringen eindeutig mehr Lebensqualität, selbst Musik kann ich mit einem besonderen Musikprogramm wieder machen. Voraussetzung für ein optimales Funktionieren ist die häufige Nachjustierung beim Akustiker, weil die Dinger sich manchmal verstellen. Auch Reinigen mit Isopropanol und Wechsel der Filter ist häufiger angesagt.

Voraussetzung ist auch das dauernde Tragen, weil das Gehirn die Geräusche vom Hörgerät lernen muss. Wenn es gleiche, aber unveränderte Geräusche ohne Hörgeräte zusätzlich bekommt, kann dieser Lernprozess schlechter stattfinden.

Einige Situationen gehen gar nicht, zum Beispiel Festlichkeiten mit zahlreichen Gästen und Musik. Da streiken die Geräte. Ich spreche vorher mit den Gastgebern und bitte um einen Platz, der etwas entfernt von den Boxen liegt.

Einen Button "Schwerhörigkeit" würde ich nicht tragen, ich trage ja auch keinen Button "Vorsicht, ich sehe schlecht". Der Button rückt uns zu sehr in die Ecke hilfsbedürftiger Personen, und das sind wir ja nicht sein.
Ich sehe auch nicht die Probleme, mich verständlich zu machen. Ich sage in typischen Situationen (Verkäuferin an der Theke), dass ich schwerhörig bin und sie mich ansehen soll. Meist klappt es.
Oder es führt zu eher lustigen Situationen. Ich: "Bitte lauter, ich bin schwerhörig". Verkäuferin, brüllt: "DU JETZT HÖREN BESSER?".

Was soll man da sagen? Die eigentlich fälligen Antwort  "Jau, Perle, jezz geht et, aber ich bin nur schwerhörig und nicht blöd!" hat meine Frau verhindert. Beim nächsten Besuch an der Theke kam dann prompt:"Lassense den Mann mal vor, der hört schlecht".
Wolfgang, Hünxe (09.04.2014)

Hörgeräte mit Problemen

Meine Erfahrungen bedingt durch meine Schwerhörigkeit sind keine Erfolgsgeschichte. Das ging in den letzten zwei bis drei Jahren vor meiner Pensionierung los und gerade beim Unterrichten von Fremdsprachen ist das nicht immer lustig. Da hilft nur Angriff nach vorne. Meine Schüler wussten Bescheid.
 
Mein ersten Hörgerät bekam ich durch eine Werbeaktion von Siemens, die Leute mit Hörproblemen suchten, die bereit waren, ein neu entwickeltes Gerät drei Monate zu testen. Da ohne weitere Erfahrung mit diesen Geräten, kaufte ich es schließlich. Nach fünf Jahren musste ich der Akustikerin leider sagen, dass das Gerät sein Geld nicht wert war. Ich hatte Erfahrungen gesammelt und kannte die Nachteile des Geräts. Die Frau gab sich beim zweiten Mal wirklich alle nur erdenkliche Mühe und wir landeten nach ca. vier Monaten und sechs Probegeräten bei Phonak Ambra - wieder im oberen Preissegment!
 
Inzwischen habe ich den Akustiker gewechselt. Wir haben das Gerät neu justiert und ich höre besser. Sobald allerdings Nebengeräusche auftreten oder gar ein Lautsprecher mitmischt, höre ich nur noch Lärm oder es schallt dermaßen, dass ich das Gerät abschalten muss. Das wollen wir nächste Woche angehen. Der Fairness halber muss ich sagen, dass ich links nur noch eine Hörfähigkeit von 10 Prozent und rechts von 30 Prozent habe. Inzwischen bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass bei einer solch eklatanten Hörschwäche nur noch ein Gerät oder Implantat hilft, welches die verloren gegangenen Wellenlängen neu belebt oder ersetzt.
Heinz (15.04.2014)

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