Die Post wählt einen „klimafreundlichen Markennamen“

An den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post, Dr. Frank Appel, hatten wir folgende Anfrage gerichtet:

In der Politik wird immer wieder über den demographischen Wandel geredet. In diesem Jahr hat die Zahl der Menschen über 65 bereits die Generation der 20jährigen übertroffen. Erstaunlicherweise scheinen die deutschen Großunternehmen, wie auch die Deutsche Post, diese Entwicklung bisher kaum zur Kenntnis zu nehmen.

Die Post geht offenbar in ihren Konzepten davon aus, dass sie nur junge, bewegliche Kunden hat. Daher werden überall die Postämter geschlossen, gut erreichbare Briefkästen verschwinden. Der Service wird eingeschränkt oder Automaten überlassen.

Anlass unserer Anfrage ist Ihre kürzlich mit großen Zeitungsanzeigen beworbene Aktion, die die Post mit dem englisch-verbalhornten Wort „gogreen“ bezeichnet. Viele ältere Menschen können damit nichts anfangen, denn weder in der Schule noch im Beruf haben sie die englische Sprache gelernt. Warum also diese verquaste englische Bezeichnung, wo doch z. B. „Grüne Post“ nicht nur leicht verständlich, sondern auch ein kurzer und prägnanter Begriff wäre?

Warum handelt die Post so? Warum stellt sie sich nicht auf die Bedürfnisse der älteren Generation ein?

Bereits nach wenigen Tagen traf die Antwort ein. Christoph Glöckner, Kundenservice Konzernleitung, schrieb uns im Auftrag von Dr. Appel:

„Wir freuen uns, dass Sie sich in der Senioren Internetgruppe engagieren und sich mit Ihren Fragen für die Belange älterer Menschen einsetzen. Denn keinesfalls liegt es in unserer Absicht, unsere Kunden - unabhängig von deren Alter - zu verärgern.

Weshalb verwenden wir den Begriff GoGreen?

Unser Unternehmen bietet für fast alle nationalen und internationalen Sendungsarten einen CO2-neutralen Versand an. Das Klimaschutzprogramm das sich dahinter verbirgt ist eine konzernweite Maßnahme und beschränkt sich daher nicht auf das Bundesgebiet. GoGreen soll der Sendung sagen: Gehe den grünen, den emissionsarmen oder emissionsneutralen Weg. Der Begriff selbst ist, das wollen wir gerne zugeben, ein künstlich geschaffener Markenname für klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen, weltweit der erste seiner Art.

Natürlich ist uns bewusst, dass englische oder künstlich - etwa durch Abkürzungen - geschaffene Bezeichnungen nicht ausschließlich Zustimmung finden können. Gerade solche Wortschöpfungen sind jedoch häufig sehr einprägsam und steigern so den Bekanntheitsgrad eines Produktes oder einer Marke in allen Altersgruppen.

Der von Ihnen angesprochene demographische Wandel ist selbstverständlich auch unserem Unternehmen nicht verborgen geblieben. Denn nicht nur die junge Generation sondern auch Menschen im Ruhestandsalter und darüber hinaus, interessieren sich für die Möglichkeiten, die das Internet bietet. Rückläufige Sendungsmengen stellen wir bei allen Altersstufen fest.

Auch aus diesem Grund prüfen wir die Briefkastenstandorte in Deutschland regelmäßig und detailliert unter den Gesichtspunkten Nachfrage, Qualität und Kosten. Dabei zeigt sich, dass die Nutzungshäufigkeit in vielen Fällen in keinem vernünftigen Verhältnis zu den Kosten für die regelmäßige Leerung und die Wartung der Briefkästen steht.

Da wir wie jedes andere Unternehmen auch unter wirtschaftlichen Aspekten planen und handeln, müssen wir hierauf reagieren und die Wahl der Standorte den neuen Erkenntnissen anpassen. Unsere Kunden finden in der Regel in einem Radius von 500 Metern einen Briefkasten vor.

Damit wird die vom Gesetzgeber vorgegebene Standortdichte noch weit übertroffen. Die Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV) fordert nämlich: "Briefkästen müssen so ausreichend vorhanden sein, dass die Kunden in zusammenhängend bebauten Wohngebieten in der Regel nicht mehr als 1.000 Meter zurückzulegen haben, um zu einem Briefkasten zu gelangen."

Unserer sozialen Verantwortung sind wir uns bewusst, das versprechen wir Ihnen. An Standorten, wie zum Beispiel Altenheimen oder Krankenhäusern, werden in der Regel auch solche Briefkästen beibehalten, die nicht ausgelastet sind und daher nicht zwingend erforderlich wären.

Wenn wir Ihr Anliegen mit diesen Informationen beantworten können, freuen wir uns. Gerne sind wir auch für Ihre Rückfragen da.“

Horst

Zurück