Junge Mode für alte Leute

Antwort vom Customer Relationship Management

In diesem Jahr gibt es bei uns erstmals mehr Menschen über 65 Jahren als unter 25. Die deutsche Wirtschaft nimmt das bisher kaum zur Kenntnis. Das fiel uns auch bei einem der neuesten Prospekte von Peek & Cloppenburg in Lübeck auf.

Wir stellten daher die Frage: Warum wirbt Ihr Unternehmen immer nur für junge Mode? Ist es an älteren Kunden nicht interessiert? Unterschätzt es das Kaufkraftpotential der älteren Generation?

Und wir fragten weiter: Warum gibt es in Ihren Werbeprospekten eine so große Zahl von englischen oder denglischen Bezeichnungen, die von vielen Menschen nicht verstanden werden oder für die es in der deutschen Sprache einfache Wörter gibt? Beispiele: Slim-fit-Pullover, Five-Pocket-Hose, Bipolar- oder Soft-Shell-Jacke, Night Blue und Dark Red.

Wer stellt einem Unternehmen solche ungebührlichen Fragen? Das schien zunächst zu verwirren. Wer war zuständig? Nach einigen Wochen kam die Antwort.

Thorsten Schady schrieb uns:

„Auch wir stellen in unserem Unternehmen fest, dass die Demographie in Deutschland einem Wandel unterzogen ist und sehen täglich mit Freude, dass auch ältere Menschen noch viel Spaß an Mode und an der bei Peek&Cloppenburg angebotenen Bekleidung empfinden.

Aus diesem Grunde haben wir vor wenigen Jahren auch ein sehr interessante Kundenstudie mit Vertretern aller Generationsstufen durchgeführt und hierbei wirklich sehr intensiv mit unserer Kundschaft darüber diskutiert welche Art der Darstellung sich diese Personen-Altersgruppen zur Ansprache in der Werbung und auf dem Bildmaterial in unseren Verkaufshäusern wünschen würden. Für diese Studie wurden eigens Fotostrecken konzipiert, die Models der unterschiedlichen Alterstufen zeigten und die teilnehmenden Probanden durften sich dann unter anderem entscheiden, welche der Darstellungen sie am meisten ansprächen und ihnen zukünftig bei einer Peek&Cloppenburg-Werbebeilage am liebsten wäre.“

Wünschen sich die Senioren wirklich jüngere Models?

Es heißt weiter: „Alle an diesem Tag anwesenden "Best-Ager" waren sich ihres persönlichen Alters und Ihres Aussehens vollständig bewußt und gaben an, trotzdem etwas "jüngere" Models mit einem, "dem Alter angemessenen modischen Bekleidungsstil" in der Darstellung zu bevorzugen.

Somit haben wir uns in der Folge dafür entschieden, für die bei uns angebotenen Markenwelten zielgerichtet nur noch jene Models zu buchen, die der angedachten Zielgruppe am nächsten kommen und unserer Meinung nach eine größtmögliche Akzeptanz dort finden.“

Englisch und denglisch – man windet sich

„Im Hinblick auf Ihre weitere Anfrage nach der Vielzahl von englischen oder "denglischen" Wörtern in unseren Werbetexten möchten wir Ihnen heute darüber hinaus mitteilen, dass wir uns durchaus auch mit einer gesellschaftlichen Weiterentwicklung konfrontiert sehen, bei welcher viele Begrifflichkeiten aus dem technischen Bereich oder aber aus dem Bereich der Mode der englischen Sprache entstammen und die ausschließlich national wie international aus dem Englischen übernommen wurden ( Marketing, Internet, Jeans, Outfits, Sweatshirts etc. ).

Viele unserer Kunden haben diese Bezeichnungen inzwischen schon in ihren persönlichen Wortschatz übernommen und nutzen ihn regelmäßig im täglichen Sprachgebrauch. Diesen Kunden nun statt einer „Jeans“ eine „Nietenhose“ oder statt einer Boxer-Shorts eine „Herrenunterhose mit kurzem Beinteil“ anzubieten, wäre aus unserer Sicht ein doch eher schwieriges Unterfangen.“

Man will über den Sprachgebrauch „genauer nachdenken“

Man musste zugeben: „Da die Auflistung Ihrer Beispiele jedoch tatsächlich einige Ausdrücke enthält, die die Vermischung der englischen und der deutschen Sprache auch in unseren Augen etwas überzieht, werden wir Ihr Schreiben zum Anlaß nehmen, um über den zukünftigen Sprachgebrauch in unseren Werbebotschaften und Informationsmaterialien noch genauer nachzudenken.

Keine Rückübersetzungen

Auf keinen Fall sollte es Peek&Cloppenburg jedoch bei einer konsequenten Rück-Um- und Übersetzung von Werbebotschaften zukünftig so wie einem großem Hersteller für Rasierklingen ergehen, der den Slogan „Gillette, the best a man can get“ in den Text „Gilette, für das Beste im Mann“ umtextete...“

Unterschrieben hat die Mail Thorsten Schady, Leitung Customer Relationship Management / Marktforschung, Peek&Cloppenburg Hamburg

wp

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