Nachbarschaft plus

 

Am Freitag, den 2.8.2017
haben Mitglieder von ViLE-Nord/Lübeck die zweite Wohnanlage des gemeinnützigen Lübecker Bauvereins besucht, in der auch älteren Menschen besondere Wohnformen angeboten werden.
Diesmal wurden wir von zwei Herren des Bauvereins geführt, dem Projektleiter dieses Projektes, der beim letzten mal schon anwesend war und dem Leiter des Sozialmanagements.

Diese Anlage ist relativ neu, und wurde erst kürzlich fertiggestellt.Vorher standen hier Häuser aus dem Jahre 1904. Nach Abriss der Blöcke hat der Bauverein mit einem komplizierten Umzugsmanagement sicher gestellt, dass alle Bewohner, die wollten, in die Neubauten zurückkehren konnten, wovon sehr viele Gebrauch gemacht haben.So wurde der dritte Block zum Beispiel erst abgerissen, als die beiden Neubauten fertig waren. Somit brauchten diese Mieter nur einmal umzuziehen.

Anders als in der Wohnanlage Rabenstraße wurde hier ein Modell von Jung und Alt umgesetzt.
Das Motto des Bauvereins lautet „Nachbarschaft plus“.


Es handelt sich um 3 Blöcke, nur 3 geschossig aber mit einem Staffelgeschoß versehen sowie mit Fahrstuhl und Laubengängen.
Zwischen den Blöcken sind Grünanlagen, und alle Häuser sind von zwei Seiten zu begehen, was viel Vorteil für die Bewohner hat.
Die Architektur ist modern und sehr ansprechend. Alle Wohnungen haben einen großen Balkon, die Dachwohnungen Dachterrassen und die Erdgeschosswohnungen verfügen über kleine Terrassen mit daran anschließenden Grünflächen..
Die Balkone sind zum Teil verglast, können aber geöffnet werden. Somit besteht ein effektiver Schallschutz und ein zusätzlicher kleiner, nach Süden orientierter Wintergarten.

Insgesamt gibt es drei Blöcke. Die ersten zwei wurden 2015 fertiggestellt, der dritte 2017.
Insgesamt gibt es 67 Wohnungen, davon sind 42 öffentlich gefördert, also sozialer Wohnungsbau und 25 frei finanziert. Dies ist erfreulich, weil normalerweise das Verhältnis von öffentlich und frei finanzierten Wohnungen umgekehrt ist.
Die 2 Zimmer Wohnungen sind 50 qm oder 60 bis 68 qm groß.
Die 3 Zimmerwohnungen sind 72 qm bis 83 qm groß
Die Mieten liegen bei den öffentlich geförderten Wohnungen 5.80 €/qm.  und bei den frei finanzierten bei 9.30 €/qm.

Die Lage ist noch Innenstadt nah, Bus vor der Tür, Einkaufen fußläufig möglich und große Grünanlagen, zwei große Parkähnliche Friedhöfe, in unmittelbarer Nachbarschaft.

Anders als in der Rabenstraße hat hier der Bauverein die gesamte Belegung übernommen.
Durch ein Sozialmanagement, viele Veranstaltungen vor Baubeginn, während des Baus und auch kurz vor Fertigstellung ist es dem Bauverein gelungen eine „ausgewogene“ Mieterstruktur auszusuchen, wobei die Altmieter Vorrang hatten.

Nach einem ausführlichen Rundgang durch die Anlage konnten wir bei einer Mieterin, deren Wohnung besichtigen. Es handelt sich um eine 50 qm Wohnung, zwei Zimmer, offene Küche und einen verglasten Balkon. Da alle Wohnungen nach Süden ausgerichtet sind, ist es entsprechend hell. Diese Mieterin ist auch engagiert bei der Förderung von Gemeinschaftsprojekten und Veranstaltungen und ist  ganz begeistert von der Anlage und dem Gemeinschaftsgefühl und erzählt von vielen Aktivitäten, die insbesondere von den Älteren veranstaltet werden. 


Danach treffen wir uns im Gemeinschaftsraum, Café Luise. Auch hier hat der Bauverein großzügig investiert und nicht an Ausstattungen gespart.
Hier haben wir die Gelegenheit mit der Mieterin und einer weiteren Dame, die das Gemeinschaftsleben ebenfalls aktiv mit gestaltet, zu diskutieren.
Vonseiten des Bauvereins wurde ausführlich erläutert wie wichtig ein solches Sozialmanagement vor und während der Bauzeit, aber insbesondere jetzt ist.
Vom Bauverein werden alle 1/4 Jahr Hausversammlungen durchgeführt . In diesen Versammlungen können dann Probleme und Wünsche der Bewohner*innen oder eventuelle Schwierigkeiten, aber auch geplante Veranstaltungen besprochen werden.

Die beiden Damen berichteten noch von den vielen Aktivitäten die privat organisiert werden, wie Bridge, Walking, verschiedene Jahreszeiten Feste etc. Es gibt auch Kontakt zur Wohnanlage Rabenstraße.
Außerdem gibt es mit der nahegelegenen „Hanse Residenz“ , einer gehobenen Seniorenwohnanlage, Kooperationen mit den dortigen physiotherapeutischen Fachkräften . Auch eine Nutzung von therapeutischen Angeboten im dortigen Schwimmbad ist möglich.

Angeregt erkundigten wir uns beim Bauverein nach weiteren Neubauvorhaben. Es sind noch zwei in Planung, einmal in Travemünde und in St. Jürgen.

Wir gingen mit dem Gefühl und der Hoffnung: so müssen moderne Wohnanlagen aussehen: ein Mix aus Jung und Alt, Gemeinschaftsanlagen zur Förderung des Gemeinschaftsgeistes, finanzielle Unterstützung des Bauträgers und günstige Verkehrsanbindung mit Bus in der Nähe sowie fußläufige Grünanlagen.

Beim anschließenden Brunch waren wir alle einer Meinung: In diese oder einer ähnlichen Anlage würden wir gerne einziehen.

Nun würden wir uns freuen, wenn aus anderen Städten, wo es ähnliche oder auch völlig andere Modelle für gemeinschaftliches Wohnen im Alter gibt, von den dortigen ViLE Mitgliedern darüber berichtet wird.
Wir können uns auch vorstellen, dass dies ein Thema ist, dass im Rahmen einer BAGSO Jahrestagung behandelt wird, um bundesweite Erfahrungen einzubringen.

Axel
08.2019.

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