Wenn die Brille nicht mehr hilft

Vor einiger Zeit hatten wir uns schon einmal mit den Beeinträchtigungen befasst, von denen viele Menschen im Alter betroffen sind. Da ging es um einen Erfahrungsaustausch über Hörgeräte. Heute möchte ich ein anderes wichtiges Thema aufgreifen, die Minderung der Sehfähigkeit.

Wie ist das, wenn die Brille nicht mehr hilft? Eines Tages merkt man, dass es immer schwieriger wird, ein Buch oder die Zeitung zu lesen. Nur der Computer hilft, denn dort kann man die Buchstaben vergrößern.


Ein großer Bildschirm hilft

Die regelmäßige Kontrolle beim Augenarzt ist natürlich notwendig. Heute erfüllt ein Spezialcomputer besser als jeder Mensch die Augenuntersuchung. Allerdings übernimmt die Krankenkasse die Kosten nicht, bis eine direkte Gefährdung der Sehkraft festgestellt wird, die sogenannte feuchte Makuladegeneration. Dann zahlt sie die folgenden Behandlungen.

Es gibt überwiegend zwei Diagnosen bei der Minderung der Sehkraft: Grauer Star und Makuladegeneration. Beim Grauen Star hat man heute eine Behandlungsmethode entwickelt, die meist komplikationslos und erfolgreich ist. Die Linse des betroffenen Auges wird zertrümmert, abgesaugt und an ihre Stelle eine Kunstlinse eingesetzt.

Hier gibt es mehrere Möglichkeiten, eine kostengünstige Standardlinse oder eine spezielle Blaufilterlinse, die einen zusätzlichem Schutzfaktor für die Makula gewährt. Bei letzterer ist eine höhere Zuzahlung als Eigenanteil zu tragen.

Wie ich aus eigener Erfahrung und von anderen Betroffenen weiß, wird der Eingriff – je nachdem, wie empfindlich man ist – als relativ einfach   angesehen. Es gibt aber auch einige wenige Fälle – einen kenne ich aus dem Freundeskreis – mit Komplikationen.

Der Stich ins Auge

Die feuchte Makuladegeneration war vor kurzer Zeit noch ein Schicksalsschlag, gegen den es kein Mittel gab. Erst die Entdeckung, dass das als Krebsmittel entwickelte Medikament Avastin im  Auge die gefährliche Neubildung von Gefäßen stoppen und teilweise sogar rückgängig machen kann, brachte die Wende. „Wir sind glücklich, jetzt endlich ein Mittel gegen die Erkrankung zu haben“, sagte mir eine Augenärztin.

Seitdem wird fast überall in Deutschland den alten Menschen bei der Erhaltung des Augenlichts geholfen, indem man ihnen Avastin direkt ins betroffene Auge spritzt.

Mit der Spritze ins Auge stechen, das hört sich zunächst grausam an. Aber man kann es gut aushalten. In einem keimfreien Operationsraum wird das Auge betäubt und das Medikament mit einer Nadel ins Auge gespritzt. Diese Nadel ist so fein, dass sie für andere Medikamente nicht verwendet werden kann, da deren Molekül für die feine Öffnung zu groß sind.

Meist kann man am nächsten Tag schon wieder ganz gut sehen, und am zweiten Tag nach der OP findet bereits eine erste Nachkontrolle mit Sehtest und Feststellung des Augeninnendrucks statt.

In Deutschland ist es üblich, ein Auge dreimal in jeweils vierwöchigem Abstand zu behandeln. Es gibt die drei Behandlungstermine, sechs Kontrollen und eine gründliche Abschlußuntersuchung. In England wird gleich sechsmal hintereinander gespritzt, angeblich mit besserem Erfolg.

Ich lernte in Lübeck einen Patienten kennen, der erzählte, er habe bereits 39 Spritzen erhalten und eine Sehkraft von 80 Prozent wiedergewonnen. Hat er übertrieben? Ich weiß es nicht.

In unserer Stadt haben sich etwa 20 Augenärztinnen und Augenärzte zu der „Augen Praxisklinik Lübeck“ zusammengeschlossen. Und in der überalterten Stadt gibt es jede Menge Patienten für sie. Der Bedarf ist groß.

Bei mir persönlich ergab die erste Dreierserie eine merkliche Verbesserung. Eine weitere Serie wurde verschrieben. Ich bin nun bei der vierten Behandlung und meine Augenarzttermine reichen bis November.

Dieser Bericht hat das Ziel, unter unseren Mitgliedern mit Augenproblemen einen Erfahrungsaustausch zu initiieren. Schreibt Eure Erlebnisse und Probleme auf und setzt sie ins Forum!

Text Horst, Foto Anne (25.08.2016)

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