Wir werden größer und schwerer

Müssen Produkte für ältere Menschen anders aussehen als für jüngere? Diese Frage untersuchte die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) mit einem Forschungsprojekt. Von September 2006 bis April 2007 wurden dafür umfassende anthropometrische Studien durchgeführt. Das Projekt war in seiner Form bislang einmalig. Bisher wurden bei der Erhebungen zu Körpermaßen, die für das Design von Produkten relevant waren, allein junge Erwachsene „vermessen“.

Die zentralen Fragestellungen der BAuA-Untersuchung lauteten: Welche altersspezifischen, morphologischen, biomechanischen und psychomotorisch bedingten Veränderungen sind feststellbar und welche Bedürfnisse älterer Menschen hinsichtlich der Gestaltung von Produkten sind daraus ableitbar?

Bei der Untersuchung von 100 Frauen und 100 Männern im Alter von 50 bis 69 Jahren wurden 61 Körperbaumaße, 10 Reich- und Greifweiten, 17 Bewegungsmaße und 7 Handkräfte festgestellt. Außerdem gab es zahlreiche Tests zur optischen und akustischen Wahrnehmung, zur Lesegeschwindigkeit und nicht zuletzt ein Fragebogen mit Angaben zu Arbeitsbelastungen, Lebensgewohnheiten, körperlichen Einschränkungen und individuellen Gewohnheiten bei der Nutzung von Produkten. Zum Vergleich wurden die Untersuchungen auch bei einer Gruppe von 25 Männern und 25 Frauen im Alter von 20 und 29 Jahren vorgenommen.

Wir werden auch breiter

Die Ergebnisse der Untersuchung: Die Maße unserer Körper verändern sich. Wir werden schwerer, breiter, unsere körperliche Bewegungsfähigkeit nimmt ab, ebenso unsere Körperkräfte. Eine wichtige und zugleich erstaunliche Erkenntnis der Studien lautet jedoch: Die körperlichen Veränderungen sind nicht in erster Linie auf das Lebensalter 50plus zurückzuführen. Eine erhöhte Korpulenz ist schon bei jüngeren Menschen zu verzeichnen.
Fachleute glauben: Die Veränderungen vieler Umweltfaktoren, wie z. B. die Ernährung aber auch die Abnahme der Erkrankungshäufigkeit, wirken sich langfristig auf die „Statur“ der Menschen aus – sie werden größer und schwerer.

Veränderungen viel früher

Die einschneidendsten Veränderungen machen sich schon zwischen dem 20. und 30., nicht etwa erst ab dem 50. Lebensjahr bemerkbar. Für alle untersuchten Körpermaße gilt: Altersveränderungen existieren – aber sie setzen wesentlich früher an als bislang angenommen. Nicht nur bei den Körpermaßen, auch im Hinblick auf Körperkräfte und Beweglichkeit kann nicht etwa von einem altersbedingten „Leistungsknick“ gesprochen werden. Vielmehr lässt auch in diesem Bereich das Leistungsvermögen der Menschen bereits von einem frühen Zeitpunkt an nach.

<> Auch wenn die festgestellten Änderungen nicht abrupt einsetzen, sondern gleichsam „schleichend“ vor sich gehen, sind doch die messbaren Veränderungen durchaus beachtlich, so z. B.

  • die Zunahme der Handdicke,
  • die Zunahme der Breite von Daumen und Zeigefinger
  • Einschränkungen der Beweglichkeit bei Halswirbelsäule und Handgelenken
  • der erhöhte Zeitbedarf Älterer bei der Erledigung unbekannter Aufgaben

Als Ergebnis des Forschungsprojektes ist die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin der Ansicht, dass angesichts der festgestellten schrittweisen Entwicklung der Leistungsmerkmale eine Konzentration auf sogenannte „Seniorenprodukte“ nicht überzeugt. Vielmehr müssten die Produkte für alle Altersklassen so gestaltet werden, dass ihre Nutzung und Bedienung prinzipiell jedem möglich ist.
Wp
(Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin)

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