"Erika - Einsamkeit im Pflegeheim"

Endlich konnte ich meine 97-jährige Schwägerin wieder im Pflegeheim besuchen. Dazu hatte ich mich vor einer Woche angemeldet und einen Termin für 30 Minuten erhalten. Nachdem ich geklingelt hatte, wurde ein Stuhl in den Vorraum direkt hinter der Eingangstür gebracht, auf dem ich (natürlich mit Maske) Platz nehmen konnte. Dann kam ein kleiner Tisch. Nach einer Weile wurde ein zweiter Stuhl auf die gegenüberliegende Seite des Tisches gestellt. Schließlich wurde meine Schwägerin mit ihrem Rollator gebracht.

Auf diese Weise konnten wir uns gut unterhalten.
Für sie war die Zeit der Quarantäne trotz der wirklich sehr guten Betreuung durch das Pflegepersonal entsetzlich. Es gab auf ihrer Station keine gemeinsamen Mahlzeiten mehr, sie war praktisch in ihrem kleinen Zimmer eingesperrt. Sie ist sehr stark sehbehindert. Anregungen durch Lesen oder Fernsehen schieden dadurch praktisch aus. Telefon hat sie keines und mit einem Handy kann sie nicht umgehen. Die einzige Freude an Ostern und ihrem Geburtstag waren Briefe, die sie von der Verwandtschaft erhalten hat.

Inzwischen geht es ihr wieder gut. In ihrem Haus gab es keinen Covid-19 Fall und es gibt wieder gemeinsame Mahlzeiten und Gespräche miteinander. Sie hat auch durchaus Verständnis für diese rigiden Schutzmaßnahmen aber noch einmal möchte sie eine solche Phase der Einsamkeit nicht erleben.
Annemarie.

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