So erlebe ich die Corona-Pandemie

Am 5.3.2020 hatte ich, für ViLE, eine Exkursion zur Kunsthalle nach Karlsruhe organisiert. Auf der Rückfahrt haben wir erfahren, dass ein Paar, das uns begleitete, gerade erst aus einem Südtirol-Urlaub zurückgekommen war.

Gegen Mitte März bekam ich eine fiebrige Erkältung und steckte meinen Mann an, der dann nach 2 Tagen 39° Fieber hatte. Als das Fieber am 2. Tag immer noch nicht gesunken war, versuchte ich, die Südtirol-Rückkehrer zu kontaktieren, um in Erfahrung zu bringen, ob sie an Corona erkrankt sind. Ich konnte die beiden nicht gleich erreichen und hinterließ eine Mail. Am Nachmittag rief ich bei der Hausärztin an, die ich endlich gegen 15:30 h erreichte. Ich erklärte unseren Zustand und informierte sie über unseren Kontakt zu Südtirol-Rückkehrern. Sie schrieb eine Überweisung für einen Corona-Test für uns beide aus, den sie zur Abholung aufs Fensterbrett ihrer Praxis legte, und sagte uns, dass wir mit der Telefon-Nummer 116 117 Kontakt aufnehmen sollten, um uns für einen Test anzumelden.

Gesagt, getan. Ich rief die bekannte Telefon-Nummer 116 117 an. Fünfmal wurde ich innerhalb dieser Stelle weiterverbunden, bis ich dann die Nachricht erhielt, dass sie für Corona-Tests nicht zuständig seien, die Hausärztin müsse ein FAX ans Gesundheitsamt senden, von dort bekämen wir dann einen Termin für einen Test.
Also rief ich die Ärztin zurück. Ihre Antwort: habe ich mir doch fast gedacht, aber jetzt hat das Gesundheitsamt geschlossen! Fahren Sie mit der Überweisung zur Uniklinik, um dort den Test zu machen. Mein Mann weigerte sich, zur Uniklinik zu fahren und sich dort mit hohem Fieber in eine Testschlange zu stellen.

Ich überprüfte die Arbeitszeit des Gesundheitsamtes. Tatsächlich, es schloss zu diesem Zeitpunkt trotz der Krise pünktlich um 16 Uhr!

2 Tage später war das Fieber meines Mannes wieder auf normaler Höhe, dafür hatte ich jetzt 39,5 °C Fieber. Die Südtirol-Rückkehrer berichteten, dass es ihnen seit der Rückkehr wunderbar geht und sie keinerlei Krankheitserscheinungen haben. Ich rief also wieder die Hausärztin an und fragte, ob unter diesen Umständen ein Corona-Test erforderlich sei. Sie verneinte das, verschrieb aber meinem Mann und mir Antibiotika. Das Rezept wollte sie gleich an eine Apotheke nach Erbach weitergeben, die uns die Antibiotika bringen würden. Das ging gründlich schief, sodass wir erst einen Tag später die Arznei bekamen. Um sicherzugehen, hatten wir unsere Tochter zur Abholung in die Apotheke geschickt.

Obwohl wir beide dann 2 Tage lang die Antibiotika eingenommen hatten, war bei mir keine Besserung in Sicht. Ich hustete die ganze Nacht, die Anfälle gingen so weit, dass ich keine Luft mehr bekam. Nach dem 4. Anfall in der Nacht rief mein Mann den Rettungswagen, der mich gegen 5 Uhr in die Notaufnahme der Uniklinik brachte.

Das Erste, was man dort machte, war ein Corona-Abstrich. Danach folgten weitere Untersuchungen, bei einem CT wurde eine Lungenentzündung diagnostiziert. Das Ergebnis des Corona-Tests sollte bis 15 Uhr vorliegen. Gegen 16 Uhr wurde ich von einer nur 60 cm breiten Pritsche in ein Bett verlegt und kam mit einer Antibiotikum-Infusion in ein Krankenzimmer.

Abends um 22 Uhr kam endlich die Erlösung: Der Test war n e g a t i v.
Es war „nur“ eine schwere Lungenentzündung.

Gleich um 22 Uhr wurde ich mit meinem Bett durch das ganze Krankenhaus geschoben, von der neuen Chirurgie in die Innere. 8 Tage verbrachte ich im Krankenhaus. Inzwischen bin ich wieder fit und mein Mann auch!

Wir halten uns strikt an die Vorgaben. Die Einkäufe erledigt mein Mann und trägt dabei schon länger Maske und Handschuhe. Mit der Familie, Verwandten und Freunden sind wir über Telefon, WhatsApp und Mails in Kontakt. Hier erfahren wir, wie schlimm für den einzelnen die Kurzarbeit mit den damit verbundenen finanziellen Einschränkungen ist, und welche Belastung das Homeschooling der Kinder für die Eltern ist, die zum Teil im Homeoffice arbeiten.

Sobald die heftigen Einschränkungen gelockert werden, wollen wir uns mit der Familie auf Abstand und mit Gesichtsschutz im Garten treffen.

Wir hoffen, dass wir Corona bzw. Covid-19 entgehen können. Sollten wir je infiziert werden, hoffen wir, die Krankheit ohne Folgeschäden zu überstehen.

29. April 2020 / Beate Braun

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