„So erlebe ich die Coronapandemie“

Im Februar habe ich über die Faschingswoche 10 Tage Urlaub im Ötztal/Tirol in Österreich verbracht. Schon im Hotel wurde immer mal wieder über Corona-Infektionen in den Skigebieten Ischgl und Sölden/Ötztal gemunkelt, aber „etwas Genaueres wusste niemand, alles nur Gerüchte“. Ab 16.03.2020 wurde der Skibetrieb in allen Skigebieten in Österreich vorzeitig wegen Corona eingestellt, alle Gäste mussten ausreisen und die Grenzen zwischen Österreich und Deutschland wurden geschlossen.

Mitten in Europa wurden plötzlich auch andere europäische Grenzen von heute auf morgen dicht gemacht! Das hat mich sehr beunruhigt, denn ich konnte mich noch gut an die Zeit der geschlossenen Grenzen, der Grenzen vor Schengen, der Grenzkontrollen, der Zölle und der unterschiedlichen Währungen erinnern. Ich habe heute immer noch eine Schachtel mit Münzgeld der verschiedensten Währungen, wie österreichische Schilling, italienische Lire, niederländische Gulden, spanische Peseten, griechische Drachmen, französische Franc, etc., die es heute, genauso wie die Deutsche Mark (DM), nicht mehr gibt.

Plötzlich waren wir in Deutschland „eingeschlossen“, konnten nicht mal kurz übers Wochenende an den Bodensee nach Bregenz, ins Tannheimer Tal, an den Fuschl See oder ins Südtirol fahren. Das war ein beklemmendes Gefühl, vor allem weil man ja nicht wusste, wie lange dieser Zustand andauern sollte.

Corona hat uns ab 22.03.2020 in Deutschland das Kontaktverbot gebracht. Im Duden konnte ich das Wort „Kontaktverbot“ nicht finden.

Der Kontakt zu meinen Freunden, Bekannten, Kindern und Enkeln durfte nicht mehr stattfinden. Das Fitness-Studio, die Golfplätze, alle Restaurants und Geschäfte wurden geschlossen. Ab und zu hielt ich ein Schwätzchen mit den Nachbarn über den Gartenzaun hinweg, aber ansonsten war ich doch abgeschnitten von der Außenwelt, ausgegrenzt! Kontakte über Telefon, E-Mail, Brief und WhatsApp wurden natürlich aufrechterhalten, ersetzten jedoch nicht das persönliche Gespräch, die persönliche Begegnung, die Umarmung!

Und! - Wie langweilig war es doch vor Corona auf unserer Toilette! Toilettenpapier war immer weiß, hatte immer das gleiche Muster, vierlagig, gute Qualität, ohne Duft. Plötzlich gab es kein Toilettenpapier mehr zu kaufen. Warum hamstern Menschen Toilettenpapier? Unglaublich! Seither gibt es mit jeder neuen Packung Abwechslung. Die Blümchen sind mal groß, mal klein, mal bunt, manchmal ist sogar ein Bärchen abgebildet. Das Papier ist mal zwei- oder dreilagig, mal mit und mal ohne Duft. Es gibt wahrlich wichtigeres!

Nämlich das Kontaktverbot im Altersheim. ER wohnt in der Pflegestation, SIE in einer Altenwohnung, jedoch im gleichen Haus! Seinen 89. Geburtstag musste ER allein verbringen! Weder seine Ehefrau noch die eigenen Kinder/Enkel/Urenkel durften ihn sehen. ER durfte nicht besucht werden! Auch am 65. Hochzeitstag konnten sich die Eheleute nicht treffen und zusammen feiern, obwohl sie im gleichen Haus wohnen und leben! Was ist das nur für eine Zeit!?

Corona! Geblieben sind uns der Mund-/Nasenschutz, Desinfektionsmittel immer und überall und die Vorsicht.

Ich hoffe, dass wir bald wieder mit „offenem Visier“, mit Handschlag und Umarmung unseren Mitmenschen begegnen werden.

Brigitte Dzimbowski / 14.05.2020

 

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