Auch Gewerkschaft gegen kommende Altersarmut

Seit Anfang Oktober des letzten Jahres treibt ViLE-Lübeck das neue Projekt „Unserer Jugend droht die Altersarmut“ voran. Nun will auch die Gewerkschaft ver.di dieses Problem aufgreifen. „ver.di wird ab 2016 das Thema „Alterssicherung“ ins Zentrum  der sozialpolitischen Auseinandersetzungen stellen“ heißt es auf der Internetseite der Gewerkschaft.

Unsere Kritik über die Untätigkeit der Politik wird von ver.di geteilt. „Nur wenn die Gewerkschaften den Finger in die Wunde legen und die Politik zum Jagen tragen, besteht Aussicht darauf, dass der Zeitpunkt für die notwendigen Kurskorrekturen in der Rentenpolitik nicht verpasst wird“. so heißt es.

Die Gewerkschaft ver.di stellt fest: Inzwischen ist das Rentenniveau von 53 Prozent im Jahr 2001 auf etwa 47 Prozent 2015 gefallen – und es wird bis 2030 weiter fallen, auf vermutlich 44,5 Prozent.

„Je niedriger das Rentenniveau, um so mehr Rentnerinnen und Rentner werden auch nach langen Jahren der Beitragszahlung im Alter mit einer Rente auskommen müssen, die nur knapp über (oder sogar unter) dem Grundsicherungsniveau liegt. Oder anders formuliert: All jene Beschäftigten, die viele Jahre ihres Erwerbslebens weniger verdienen als der Durchschnittsverdiener, können nicht mehr davon ausgehen, mit ihrer gesetzlichen Rente auskömmlich abgesichert zu sein. Gerade für die Geringverdiener sind aber die gesetzlichen Renten im Alter von allergrößter Bedeutung, denn Einkommen aus der 2. und 3. Säule unseres Alterssicherungssystems (aus betrieblicher Altersversorgung und privater Alterssicherung) können sie nur in geringem Umfang erwarten, weil ihnen in der aktiven Phase ihres Erwerbslebens Spielräume für zusätzliche Vorsorge fehlen.“

Besonders fatal sei, dass der Gesetzgeber sich nur bis zum Jahr 2030 verpflichtet habe, ein Absinken des Rentenniveaus unter 43 Prozent zu verhindern. Was nach 2030 kommt, dazu stehe weder etwas im Gesetz noch im neuesten Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung.

In einem dpa-Interview sagte ver.di-Chef Frank Bsirske: „Seit Jahren ist bekannt, dass ein Babyboomer des Jahres 1964, der 2012 ein Bruttoentgelt von monatlich 2500 Euro hatte, 40 Jahre brauchen wird, um eine Rente in Höhe der Grundsicherung im Alter zu erreichen. Rund elf Millionen Arbeitnehmer verdienten 2012 nicht einmal 2500 Euro im Monat.

Die Gewerkschaft fordert daher eine Anhebung des Rentenniveaus, um die Gesetzliche Rentenversicherung als Kern einer auskömmlichen Absicherung im Alter zu stärken.

Zeitweise Selbstständigkeit und sozialversicherungsfreie  Beschäftigung in den Dienstleistungsberufen würden Lücken in den  Versicherungsverlauf reißen,  die sich mindernd auf die Alterssicherung auswirken. ver.di fordert, alle Erwerbseinkommen sozialversicherungspflichtig zu machen und den Kreis der in der gesetzlichen Rentenversicherung Versicherten deutlich zu erweitern. Das Ziel müsse eine Erwerbstätigenversicherung sein.

Horst (06.01.2016, Quelle: ver.di) 

Diskussion über die kommende Altersarmut im Forum!

Zurück