Experten fordern ein Rentensystem für alle

Professor Peter Bofinger (Uni Würzburg), einer der fünf „Wirtschaftsweisen“, die die Regierung beraten, sprach sich in einem Interview des Deutschlandfunks für eine Reform des Rentensystems aus, um Altersarmut zu vermeiden. Er schlug vor, das gesetzliche System auf alle Erwerbstätigen auszudehnen. Außerdem sollten die bisherigen staatlichen Subventionen für die private Kapitalbildung abgeschafft und die Mittel für das Rentensystem verwendet werden.

Fraglich sei, ob es sinnvoll ist, dass sich das gesetzliche Rentenversicherungssystem nur auf die abhängig Beschäftigten bezieht  und nicht auf die Erwerbstätigen insgesamt. Sinnvoll wäre es, das Rentensystem auf alle Erwerbstätigen zu erweitern – auf die Selbstständigen, die Scheinselbstständigen, gerade weil die Arbeitswelt immer mehr von abhängigen Beschäftigungen weggeht zu selbstständigen. Eine sichere Altersvorsorge sei für die Selbstständigen genauso wichtig wie für die abhängig Beschäftigten.

Der Wirtschaftsweise meinte in dem Interview, das deutsche Rentensystem sei zwar bis 2030 durchfinanziert. Zugleich sänken die Leistungen aber so weit, dass viele Menschen, die ein Leben lang arbeiteten, weniger als die Grundsicherung bekämen.  Insofern sei das jüngst diskutierte Anliegen einer Lebensleistungsrente berechtigt. Bei der Riester-Rente sei das  Problem, dass ihre Auszahlungen auf die Grundsicherung angerechnet  werden.

Kurswechsel in der Rentenpolitik gefordert

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) dringt auf einen Kurswechsel der Bundesregierung in der Rentenpolitik. „Wenn jetzt nicht gegengesteuert wird, droht vielen Menschen in einigen Jahren Altersarmut", sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann in einem Zeitungsinterview. Die Gewerkschaftsspitze will ein eigenes Rentenkonzept beschließen und in einer Kampagne versuchen, es durchzusetzen. Langfristig solle die Rentenversicherung zur Erwerbstätigenversicherung für alle umgebaut werden, in die dann auch Beamte und Selbständige einzahlen müssten.

Die Riester-Rente, die eigentlich ein Sinken des Niveaus der gesetzlichen Rente ausgleichen sollte, bezeichnete der DGB-Chef als "Flop"

Horst (04.04.2016, Quellen: Deutschlandfunk, FOCUS Online)

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