Emmy Noether ist es gelungen, gegen alle damaligen Widerstände und in der Frühzeit der Frauenemanzipation eine wissenschaftliche Karriere zu machen. Dabei ist noch nicht einmal sicher, ob der Vater als Mathematikprofessor und die hochbegabten Brüder nicht eher ein Hindernis dabei waren. Sie verband Menschlichkeit und Herzenswärme mit wissenschaftlicher Kompetenz, heutzutage eher eine seltene Kombination in der Wissenschaft.
Emmy ist das älteste Kind (Schwester von 3 Brüdern) des Erlanger Mathematik-Professors Max Noether und seiner Frau Ida Kaufmann. Sie besucht von 1889-97 die Höhere Töchterschule Erlangen, bereitet sich in Stuttgart auf die Prüfung für Lehrerinnen der französischen und englischen Sprache vor und macht 1900 ihr Lehrerinnen-Examen in Ansbach mit "sehr gut". Danach schreibt sie sich in der Universität Erlangen in der philosophischen Fakultät ein und legt am 14.7.1903 - als Externe - die Reifeprüfung am Königlichen Realgymnasium in Nürnberg ab.
Sie wendet sich der Mathematik zu, geht zunächst nach Göttingen und beendet 1907 ihr Studium mit der Dissertation in Erlangen, da die Dissertation in Preußen erst ab 1908 für Frauen möglich wird. Sie bleibt als unbezahlte Assistentin zunächst in Erlangen, wird 1909 Mitglied der DMV (Deutsche Mathematikervereinigung) und widmet sich der Forschung. 1915 wird sie von den Professoren Klein und Hilbert nach Göttingen geholt. Sie arbeitet mit ihnen für Einstein an Berechnungen zur Relativitätstheorie. Sie sagt (sinngemäß): Wir führen hierfür Berechnungen schwierigster Art durch, allerdings wozu diese dienen sollen, verstehen wir alle noch nicht...
Ihre Habilitation erfolgt 1919 - noch vor dem offiziellen Erlass von 1920, dass sich Frauen habilitieren dürfen. Dennoch wird sie erst nach langem Drängen bekannter Professoren 1922 als "nicht beamteter, außerordentlicher Professor" anerkannt, verdient ihr Geld durch Lehraufträge und sammelt einen kreativen Studentenkreis um sich Sie darf - obwohl nicht ordentlicher Professor - Doktorexamen abnehmen, ist Gastprofessorin in Frankfurt/Main (1927/28) und in Moskau (1928/29), hält zahlreiche Vorträge (u.a. in Salzburg, Wien, bei Jahresversammlungen der DMV 1920-25, bei Kongressen in Bologna 1928 und Zürich 1932) und erhält 1932 gemeinsam mit dem Hamburger Prof. Emil Artin den Alfred Ackermann-Teubner- Gedächtnispreis. Sie wird die Gründerin der Noether-Schule, regt 18 Dissertationen an, betreut und fördert zahlreiche in- und ausländische Mathematiker (the Noether boys) - zu denen später viele große Namen gehören.
Im April 1933 wird sie wegen ihrer jüdischen Abstammung entlassen. Sie wird - u.a. von Einstein - in die USA geholt, wo sie am Women's College Bryn Mawr einen neuen Noether Kreis (the Noether girls) um sich schart. Aber bereits nach 2 Jahren stirbt sie (April 1935) an den Folgen einer Operation.
Ihre Persönlichkeit entsprach wohl nicht dem allgemeinen Bild eines würdigen Professors. Klein, gedrungen und ziemlich gleichgültig, was ihre äußere Erscheinung betraf. Dies brachte ihr, zusammen mit ihrem überragenden mathematischen Intellekt, den Beinamen "der Noether" ein (aus: Auguste Dick cf. Literaturangabe). Sie führte ein spartanisches Leben, war aber laut allgemeinem Urteil umgänglich, gütig, hilfsbereit, humorvoll, sogar schelmisch und großherzig. Sie war so wenig egoistisch, dass sie neue Gedanken nicht für sich beanspruchte, sondern sich freute, wenn andere sie aufgriffen und ausarbeiteten - in der heutigen Wissenschaftsgesellschaft leider nicht mehr vorstellbar.