Elisabeth Gnauck-Kühne

Autorin: Mathilde Block und Ursula Bischoff

Heimat:
Deutschland

Geboren:
02.01.1850 in Vechelde

Gestorben:
12.04.1917 in Blankenburg im Harz

Wirkungsbereiche:
Pädagogik, Politik
Wir sind nicht besser, wir haben es nur besser als die Arbeiterinnen.

Warum halte ich die Frau für bedeutend?

Elisabeth Gnauck-Kühne setzte ihr ganzes Wissen und Können ein für ein partnerschaftliches Auskommen der verschiedenen Interessengruppen innerhalb des Staatsgefüges durch „Hilfe zur Selbsthilfe".

Biographie

Wer sich über die Zukunft seiner Töchter mit der unsicheren Aussicht beruhigt, „sie heiraten ja dann mal“ und nebenbei denkt, sie brauchen deshalb keinen einträglichen Beruf zu erlernen, der „gleicht in seinem Leichtsinne dem, welcher sich über finanzielle Verpflichtungen mit der Hoffnung auf das große Los tröstet“ meinte Elisabeth Gnauck-Kühne. Der einzig gangbare Ausweg aus diesem Dilemma sei Selbsthilfe, weshalb sie fordert, dass die Voraussetzungen geschaffen werden müssen, die den Frauen das Studium an Universitäten ermöglichen.

Auf den Einspruch der Männer, wonach die Frau nicht zu wissenschaftlichem Studium sondern eben für die Ehe, Kindererziehung und Haushaltsführung bestimmt sei, konterte Elisabeth Gnauck-Kühne deutlich: „Erst wenn die Vertreter dieser Ansicht von der Ehe die Verschiebung des numerischen Verhältnisses der Geschlechter zueinander ausgleichen, indem sie eine Million heiratsfähiger und heiratswilliger Männer aus dem Boden stampfen, erst dann würde ihr Einwand ernsthaft zu nehmen sein. Erst dann ist jeder Frau die Möglichkeit gegeben, statt des geforderten Brotes eigener Arbeit, den Kuchen ehelicher Versorgung zu essen.“ (Baadte, S. 108) Im weiteren Verlauf ihrer Überlegungen weist Elisabeth Gnauck-Kühne nach, dass das, was man gemeingültig für „Natur“ hält, nämlich Ehe, Kindererziehung und Haushaltführung, zum großen Teil nur Konvention ist.

Seitdem mehrere Gesuche des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins vom Reichstag abschlägig beschieden worden sind, nämlich den Frauen die Türen zu den Universitäten zu öffnen, wendete sich Frau Gnauck-Kühne 1891 mit der Streitschrift „Das Universitätsstudium der Frau“ an die Öffentlichkeit. Die Begründung beruhte auf der Tatsache, dass die Anzahl der Männer in der damaligen Gesellschaft geringer war, als die der Frauen. Insofern werden die „übrig gebliebenen Frauen“ sich selbst durchschlagen und auf den „ehelichen Kuchen“ verzichten müssen.

Auf diese Publikationen wurde der sozialistisch gesinnte Nationalökonom und Staatswissenschaftler Professor Schmoller aufmerksam. Er erteilte Frau Gnauck-Kühne Privatunterricht. 1895 erließ das Ministerium die Sondergenehmigung, dass die Schülerin des Herrn Schmoller offiziell an seinen Seminaren teilnehmen kann. Die Voraussetzung zum wissenschaftlichen Studium hatte sie bereits 1891 im von Helene Lange eingerichteten Realkurs erworben. Ein Jahr zuvor hatte sie eine Anstellung in einer Berliner Kartonagenfabrik angenommen. Sie wollte ungeschönt die Wirklichkeit der Lebens- und Arbeitsbedingungen von wirtschaftlich am schwächsten ausgestatteten Arbeiterinnen kennen lernen, die doch die Mehrheit in der Gesellschaft einnahmen. So näherte sich Elisabeth Gnauck-Kühne der sozialistischen Frauenbewegung um Clara Zetkin.

1900 konvertierte sie zum katholischen Glauben und gab im Katholischen Frauenbund Kurse für die Führungsfrauen des KFB. Bis zu ihrem Tod 1917 verstand Elisabeth Gnauck-Kühne sich als Vermittlerin zwischen den oberen und unteren gesellschaftlichen Schichten.

Bibliographie

  • Wikipedia, Elisabeth Gnauck-Kühne
  • Dauzenroth, Erich. Frauenbewegung und Frauenbildung. Aus den Schriften von Helene Lange, Gertrud Bäumer, Elisabeth Gnauck-Kühne. Bad Heilbrunn 1964.
  • Elisabeth Gnauck-Kühne: Das Universitätsstudium der Frauen. Ein Beitrag zur Frauenfrage. Oldenburg 1891.
  • Die soziale Lage der Frau. Vortrag gehalten auf dem 6. Evangelisch-sozialen Kongress zu Erfurt 1895.
  • Die Lage der Arbeiterinnen in der Berliner Papierwarenindustrie. Eine soziale Studie. Leipzig 1896.
  • Die deutsche Frau um die Jahrhundertwende. Statische Studie zur Frauenfrage, mit sechs farbigen Diagrammen. Berlin 1904

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