Erdmuth Dorothea von Zinzendorf (Gräfin von Reuß)

Autorin: Erdmute Dietmann-Beckert

Erdmuth Dorothea von Zinzendorf
Quelle:

WikiMedia

Licence:

gemeinfrei,
von Unbekannt ([1]) [Public domain], via Wikimedia Commons

Heimat:
Deutschland

Geboren:
7. 11.1700 in Schloss Ebersorf im thüringischen Vogtland

Gestorben:
19.06,1756 in Hernhut

Wirkungsbereiche:
Frauenrecht, Literatur, Religion
Wir leben Gott sei Dank recht sehr vergnügt mit einander und stehen Böses und Gutes miteinander aus...
E. Geiger Erdmuth Dorothea von Zinzendorf S. 34

Warum halte ich die Frau für bedeutend?

Gräfin Erdmuth Dorothea von Zinzendorf hatte die Größe, trotz innerer Widerstände, Schwester unter Schwestern zu werden und doch Aristokratin zu bleiben. Sie hat mit sicherem Blick das „Machbare“ erkannt und es mit glücklicher Hand durchgeführt. Sie war eine selbständig denkende und handelnde Frau. Sie hat in ihrer Zeit beschwerliche Reisen unternommen, um den jungen „Gemeinen“ beizustehen. Darüber hinaus hat sie mit den Frauen der Gemeine dieser die Gestalt gegeben, die auch schwierige Zeiten zu überstehen half. Im Gesangbuch der Brüdergemeine findet sich eine Reihe Gedichte und Lieder. Für mich gehört Erdmuth Dorothea von Zinzendorf in die Reihe der Frauen, die in ihrer Zeit eigenständig gewirkt haben.

Biographie

Erdmuth ist das fünfte Kind des Grafen Heinrich von Reuß und seiner Frau Erdmuthe Benigna geborene von Solms-Laubach. Der Vater stirbt früh. Die Muttrer übernimmt die Vormundschaft für ihren Sohn und die Regierung des Ebersdorfer Hofs. Die junge Erdmuth wächst behütet auf. Zusammen mit ihrem ein Jahr älteren Bruder wird sie von Hauslehrern unterrichtet in Griechisch und Latein, nicht in Französisch. Das bedauert sie später.

1716 muss Erdmuth Dorothea zu einer orthopädischen Kur nach Dresden. Die Mutter macht sich Sorgen, dass die junge Tochter am Fürstenhof unter schlechten Einfluss kommen könnte und lässt ihre Tochter mit einer Erzieherin unter falschem Namen in die Stadt ziehen. Nach einem knappen Jahr ist sie genesen und die Mutter unterweist sie in Haushaltsführung. Es zeigt sich, dass Erdmuth klug und geschickt in wirtschaftlichen und verwaltungstechnischen Fragen ist.

Im August 1722 heiratet sie den gleichaltrigen Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf. Bis 1740 werden zwölf Kinder geboren, aber nur vier überleben das Kindesalter. Neben Herrnhut wird ab 1738 Herrenhaag der zweite Wohnsitz. Gräfin

 

 

Erdmuth Dorothea geht in Vertretung ihres Mannes auf mehrere Reisen. Im Mai 1756 erkrankt sie und stirbt einen Monat später .

Gutsverwalterin und Vorsteherin der Gemeine

Schon zu Beginn ihrer Ehe mit Graf Nikolaus von Zinzendorf übernimmt Erdmuth Dorothea die Finanzwirtschaft der verschuldeten Güter. Nachdem ihr die Güter überschrieben wurden, hat sie die alleinige Verantwortung für Schulden und Unterhalt, und sie ist froh darüber, weil: „Mein lieber Herr mengt sich in dergleichen gar nicht mehr.“ Mit ihrer mutigen und vorsichtigen Geld- und Schuldenpolitik gelingt es ihr, die finanzielle Lage allmählich zu konsolidieren. Sie ist in ökonomischen Geschäften tüchtig und kompetent. Über die verschieden Wirtschaftszweige hat sie den Überblick, sie tut alles „mit dem Kopf durch andere Hände“, urteilt ihr Verwalter.

Mit der Ansiedlung der böhmischen. Flüchtlinge war in Herrnhut eine geistliche Gemeinschaft entstanden. Sie nennt sich Gemeine. Die Mitglieder reden sich mit „Bruder“ und „Schwester“ und „du“ an. Frauen haben die gleichen Rechte wie die Männer, niemand schließt sich aus. Erdmuth Dorothea tut sich schwer in dieser „demokratischen“ Gemeinschaft, in der die Standesunterschied nicht mehr gelten sollen. Aber schließlich kann sie sich einbringen.

Als der Graf des Landes verwiesen wird, übernimmt Erdmuth Dorothea auch „geistliche“ Aufgaben. Hier ist sie unsicher, aber sie erlebt, dass ihr die richtigen Worte im richtigen Augenblick geschenkt werden. Sie ist für alle zu sprechen, die ein seelsorgerliches oder sonstiges Anliegen haben. Sie hat für alle und alles ein offenes Ohr und gibt jedem Rat und Trost, der es wünscht.

Sie unternimmt mehrere Reisen. In Dänemark will sie beim König um Fürsprache für die Herrnhuter Gemeine bitten. Doch sie wird krank. Schließlich empfängt sie die Königin, die freundlich mit ihr plaudert, aber für die Gemeine erhält die Gräfin keine Zusage. Zu Schiff reist sie weiter nach Riga. Das livländische Brüderwerk ist in Gefahr, eine Sekte zu werden, was Zinzendorf nicht gutheißt. Erdmuth muss vermitteln, die Gemeine soll innerhalb der lutherischen Kirche bleiben. In Petersburg will die Gräfin am kaiserlichen Hof darum bitten, die Brüdergemeine in den baltischen Provinzen zu dulden. Aber sie erhält keine Zusage. Es gibt sogar einen kaiserlichen Befehl, die „Sekte der Gräfin“ zu verbieten.

Im Mai 1746 unternimmt Erdmuth Dorothea eine Schiffsreise auf dem Rhein nach Holland. 1747 ist sie in Herrnhaag, wo sie auch Ortsherrin ist. Ab 1755 lebt sie wieder in Herrnhut und empfängt von früh bis spät alle, die Hilfe suchen.

Bibliographie

  • Gesangbuch der Evangelischen Bürgergemeinde, Herrnhut und Bad Boll 1982.
  • Geiger, Erika. Erdmuth Dorothea Gräfin von Zinzendorf, Holzgerlingen 2000.
  • Lorch, Hilde, Erdmuth von Zinzendorf, Stuttgart 1945.
  • Zimmerling, Peter, Starke fromme Frauen, Gießen 1997.

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