Ausgabe Nr. 36                         Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung älterer Erwachsener
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Erinnern und Vergessen
Wie Gehirn und Gesellschaft das Gedächtnis machen

                                                                    von Dr. Erna Subklew

Im April 2005 brachte 3sat zum Gedenken an den sechzigsten Jahrestag des Kriegsendes eine dreiteilige Sendung unter dem oben genannten Titel. Begleitet wurde die Sendung von
Jan Assmann, Ägyptologe und Kulturtheoretiker,
Gerald Hüther, Neurobiologe, Psych. Klinik der Uni Göttingen und
Harald Welzer, Soziologe, Kulturwissenschaftliches Institut Essen.

Die Sendung bestand aus drei Teilen:
      -     Wir wollen uns erinnern
      -     Dem Vergessen auf der Spur
      -     Rituale, Reden und Gedenkstätten.
Die folgenden Abschnitte bringen eine Inhaltsangabe der einzelnen Sendungen.

Wir wollen uns erinnern
Erinnerungen organisieren unser Leben. Sie verbinden Menschen zu Kollektiven und Nationen. Wie funktioniert der Prozess der Erinnerung?
Das Gehirn verarbeitet eine Menge von Sinneseindrücken und Gedanken und muss sich in kürzester Zeit entscheiden, was so wichtig ist, dass es erinnert werden muss. Wenn aber Wichtiges gespeichert werden soll, muss zunächst anderes vergessen werden. Forschern ist es gelungen nachzuweisen, dass Botenstoffe und Strukturen beim Erinnern eine wichtige Rolle spielen.
Ursprünglich wurde die Vergangenheit durch Zeichen, Riten, Tänze und Lieder transportiert. Viel später kam dann die Verschriftlichung dazu. Objektive Zeugen der Vergangenheit sind aber nur Bauwerke, Monumente und Relikte. Alle anderen Quellen sind keine objektive Historiographie.

Dem Vergessen auf der Spur
Unser Gehirn ist flexibler als ein Computer. Unterschiedliche Informationen werden in verschiedenen Regionen des Hirns gespeichert. So wird bewusst Gelerntes im semantischen Gedächtnis, persönliche Erlebnisse und die eigene Lebensgeschichte im episodischen und unbewusste Bewegungsabläufe im prozedualen Gedächtnis gespeichert. Muss man sich eine Telefonnummer speichern, so kommt sie ins Kurzzeitgedächtnis, aus dem sie wieder verschwindet, wenn sie nicht wieder abgerufen wird.
Jede Nervenzelle ist durch Synapsen mit anderen verbunden und so bilden die Zellen ein Netzwerk. Je nachdem wie oft Informationen gespeichert oder gelöscht werden, bauen sich die Synapsen auf oder ab. Natürliches Vergessen und krankhaftes Vergessen sind unterschiedlich.

Rituale, Reden, Gedenkstätten
 Das einzige Mittel gegen das Vergessen ist, sich zu erinnern. Zeitzeugen werden immer älter und können bald nicht mehr befragt werden. Wir müssen aber das, was passiert ist, weitergeben, um das Geschehene  aufzuarbeiten.  Wir müssen dafür sorgen, dass es nicht aus dem kollektiven Gedächtnis schwindet. Die politische Kultur der Bundesrepublik  muss dafür sorgen, dass nicht noch einmal gegen die Menschenwürde durch Verbrechen verstoßen wird. Dies geschieht durch Gedenkstätten, Gedenktage und Reden. Die Auseinandersetzung mit den Tätergeschichten kann man aber nicht in öffentlichen Veranstaltungen sichtbar machen. 

Hier kann man mehr erfahren:
http://www.3sat.de/delta78134/index.html
http://www.3sat.de/delta78135/index.html
http://www.3sat.de/delta78136/index.html

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