Die Grenzkraftwerke am Hochrhein Wasserkraftwerke zwischen Bodensee und Basel,
Bildquelle: Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE)
Gleich elf Wasserkraftwerke liegen an diesem Rheinabschnitt.
Man muss sich fragen, warum es hier zu einer so dichten Bebauung mit
Kraftwerken gekommen ist. Die Voraussetzungen sind am Hochrhein äußerst
günstig: auf einer Strecke von 145 km besteht ein Gefälle von 145 m, es
gibt hohe und steile Ufer und vor allem eine einigermaßen gleich
bleibende Wasserführung des Rheins. Der Bodensee wirkt hier als riesiges
Becken, das den Rhein gleich bleibend mit Wasser versorgt. Nach dem
Bodensee, noch vor der Aaremündung liegen die Kraftwerke Schaffhausen,
Rheinau, Eglisau und Reckingen; im mittleren Teil sind dies
Albbruck-Dogern, Laufenburg, Säckingen, Ryburg-Schwörstadt, im unteren
Teil Rheinfelden, Augst-Wyhlen und Birsfelden.
Alle diese Kraftwerke stehen an der Grenze zur Schweiz und werden von
beiden Seiten betrieben. Grundlage hierfür ist ein bereits 1879
geschlossener Staatsvertrag über ein gemeinsames Vorgehen zur Nutzung
der Wasserkraft zwischen der Schweiz und dem Großherzogtum Baden
In Rheinfelden wird gebaut
Kraftwerk Rheinfelden, Bildquelle: VSE
1898 ging als erstes Kraftwerk Rheinfelden in Betrieb. Das
Maschinenhaus mit seinen 20 Turbinen steht hier am deutschen Ufer; die
zur Verfügung stehende elektrische Energie bildet die Grundlage für den
Ausbau Badisch-Rheinfeldens zur Industriestadt. In Augst-Wyhlen, 1912 in
Betrieb gegangen, stehen zwei Maschinenhäuser, eines auf der badischen
und eines auf der Schweizer Seite. Erst in Laufenburg wurden Kraftwerk
und Stauwehr quer durch das Bett des Rheins gebaut.
In Rheinfelden wird gebaut. Die Konzession für das alte Kraftwerk ist
abgelaufen; ein neues ist geplant. Künftig soll das neue Maschinenhaus
am Schweizer Ufer stehen. Das Oberwasser wird um 1,4 m höher gestaut.
Mit einer Wasserspiegelabsenkung im Unterwasser kann das nutzbare
Gefälle von den derzeit sechs Metern auf ungefähr neun Meter erhöht
werden. Zusammen mit leistungsstarken Rohrturbinen, die einen
Gesamtdurchfluss von 1.500 m³ Wasser pro Sekunde ermöglichen, steigt die
Leistung von heute 26 MW auf zukünftige 100 MW
Laufenburg, moderne Technik im alten Gebäude Bei Laufenburg hatte der Rhein ein besonders starkes Gefälle. Hier
waren früher die berühmten Stromschnellen, hier stand auch die alte
Holzbrücke über den Rhein. Beides musste dem Kraftwerksbau von 1908 bis
1912 weichen.
Das Kraftwerk Laufenburg ist für Besucher besonders gut geeignet und
verfügt über mannigfaltige Informationsmöglichkeiten. Das
Verwaltungsgebäude auf deutscher Seite steht in Laufenburg-Rhina; von
hier gelangt man über die Schifffahrtsschleuse und das Stauwehr zum
Maschinenhaus auf der Schweizer Seite.
Kraftwerk Laufenburg, Bildquelle: VSE
Hier hat man das Haus renoviert und vor allem die zehn alten
Francis-Turbinen ausgebaut und durch einen neuen Turbinentyp ersetzt.
Bei diesen Straflo-Turbinen sitzen nicht mehr Turbine und Generator
neben-oder übereinander auf einer Achse, sondern beide bilden eine
kompakte Einheit. Der Generator ist um die Turbine angeordnet. So
entsteht eine Maschine mit riesigem Durchmesser, in Laufenburg sind dies
8,50 m. Auch sieht man keine Freileitungen mehr. Durch einen neuen, 205
m langen, begehbaren Stollen führen fünf 110 kV-Kabel zur Schaltanlage
Kaisterfeld im schweizerischen Laufenburg. Moderne Isolationstechnik
macht dies möglich.
Eglisau ein historischer Zeuge der Wasserkraftnutzung
Kraftwerk Eglisau, Bildquelle: axpo
Besuchen wir noch eines der kleineren Kraftwerke oberhalb der
Aaremündung. Die Aaremündung stellt schon eine Zäsur dar, führt doch die
Aare zeitweise mehr Wasser als der Rhein. Hier finden wir eine einmalig
schöne Landschaft, die der noch junge Strom gemächlich durchzieht. Das
Kraftwerk Eglisau ist seit 1920 in Betrieb und liegt unterhalb des
Städtchens Eglisau. Wie in Laufenburg wurden hier Maschinenhaus und
Stauwehr quer durch den Rhein gebaut. Hierbei hat man den Rhein um fast
11 m aufgestaut, was einschneidende Veränderungen insbesondere in
Eglisau notwendig machte. Die alte Holzbrücke wurde durch einen neuen
Rheinübergang ersetzt; 15 Häuser der alten Rheingasse fielen dem Stau
zum Opfer. Dem Stauwehr geben die hohen Pfeiler der Windwerksbrücke eine
besondere Note, die Stirnwand des Maschinenhauses zieren 17 schlanke,
rundbogig geschlossene Blendarkaden. Eglisau gilt als architektonisch
besonders gelungen.
Und was sagen die Fische?
Prinzip der Fischtreppe, Bildquelle: VSE
Die Elektrizitätsgewinnung am Hochrhein hat für viele
Menschen neue Arbeitsmöglichkeiten geschaffen, aber doch auch eine
Änderung der alten Lebensformen mit sich gebracht. So steht gegenüber
dem Kraftwerk in Laufenburg das Gasthaus zum Salmen, das mit seinem
Namen auf die früher am Hochrhein übliche Salmfischerei hinweist. Wohl
hat man Fischtreppen gebaut, der Salm aber hat diese nicht angenommen.
Das hat Christian Morgenstern zu diesem Gedicht veranlasst:
Ein Rheinsalm schwamm den Rhein
bis in die Schweiz hinein.
Und sprang den Oberlauf
von Fall zu Fall hinauf.
Er war schon weißgottwo,
doch eines Tages – oh!
Da kam er an ein Wehr;
das maß zwölf Fuß und mehr!
Zehn Fuß – die sprang er gut!
Doch hier zerbrach sein Mut.
Drei Wochen stand der Salm
am Fuß der Wasser – Alm.
Und kehrte schließlich stumm
nach Deutsch- und Holland um.