Ausgabe Nr. 38                         Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung älterer Erwachsener
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Vom Rhein zur Maas und weiter…
technische Abenteuer

                                                                        von Anne Pöttgen

Schon die alten Römer bauten einen Kanal zwischen Rhein und Maas, die Fossa Corbulonis.  Das war im ersten Jahrhundert nach Chr. und die Arbeiten waren eine Beschäftigungstherapie für die Soldaten des Generals Corbulo, der einen Krieg gegen die Friesen einstellen und die Soldaten beschäftigen musste. Reste bestehen heute noch in Südholland. als Rijn-Schie-Kanal.
Hunderte von Jahren später wurde die Fossa Eugeniana gebaut, was nicht mehr lateinisch sondern spanisch ist. Das so genannte Oberquartier Geldern am Niederrhein gehörte damals zu Spanien und die Spanier wollten die aufständischen Niederlande vom gewinnbringenden Rheinhandel abschneiden. Der Schiffsverkehr sollte ab Rheinberg in Richtung Venlo zur Maas und weiter nach Westen führen. Baubeginn war 1626 aber das Ende kam schon 1634, als die Niederländer das Gebiet eroberten.


Napoleons Grand Canal du Nord
Auch der Bau oder vielmehr die Planung dieses Kanals hatte mit kriegerischen Auseinandersetzungen zu tun. Wieder sollte der Schiffsverkehr von den holländischen Häfen fern gehalten werden, diesmal aber ging es gegen England. Stichwort Kontinentalsperre.
Der Kanal vom Rhein zur Maas, von Neuß bis Venlo und später weiter bis Antwerpen sollte 72,7 km lang werden. Geplant war eine Kanalbreite von 16 Metern, die Tiefe sollte 2,60 Meter betragen. Rechts und links waren 6 Meter breite und 1,40 Meter hohe Dämme als Treidelpfad vorgesehen.
Die Vermessungsarbeiten waren 1808 erledigt, 1809 fand in Neuss am Rhein die Grundsteinlegung statt, Ende des Jahres 1810 wurden die Arbeiten eingestellt. Der kriegerische Erfolg war auch hier schneller: Frankreich und die Niederlande wurden zu einem Reich vereinigt. Der Kanal wurde aufgegeben, die Schleusen verfielen.


Schleuse bei Louisenburg; Bildquelle: Omi’s Törtchen (Wikipedia)

Preußens Nordkanal
Nach dem Wiener Kongress fiel die gesamte Rheinprovinz an Preußen, zum Weiterbau des Kanals Richtung Westen kam es nicht. Wozu auch?
Der fertige Teil von der Mündung am Rhein bei Neuss bis Neersen – dort hätte man die Niers queren müssen, was viel Aufwand bedeutet hätte - wurde schiffbar gemacht. Ab 1823 hat das Unternehmen Stinnes Kohle vom Ruhrgebiet an den Niederrhein verschifft. Ab 1840 gab es auch Personenbeförderung. Aber offensichtlich war weder das eine noch das andere lukrativ, im Oktober 1850 fuhr das letzte Schiff auf dem Nordkanal. Eine neue Technik hatte Einzug gehalten in Deutschland.


Der Eiserne Rhein
Seit 1834 gab es Eisenbahnen in Deutschland und statt des Kanals von Ost nach West wurde der Eiserne Rhein geplant und gebaut, eine Eisenbahnverbindung vom Duisburger Hafen nach Antwerpen. Er war die kürzeste Verbindung vom Ruhrgebiet nach Antwerpen und wurde 1879 in Betrieb genommen. Aber auch dem Eisernen Rhein war kein Erfolg beschieden, der erste und der zweite Weltkrieg legten ihn still, seit 1958 steht nur noch ein Gleis zur Verfügung.
Erwähnenswert ist aber, dass vor dem ersten Weltkrieg Auswanderer aus dem Ruhrgebiet nach den USA diesen Zug benutzten, um zu ihren Schiffen zu gelangen.
Für Technikinteressierte gibt es im letzten Abschnitt einen Link zur Bildergalerie „Eiserner Rhein“.


Heutzutage

Was vom Nordkanal übrig blieb; eigenes Foto

Um den Kanallauf nicht zur Kloake verkommen zu lassen, hat die Firma Rheinbraun, die südlich des Kanalgebietes Braunkohle abbaut, den Jüchener Bach in den Kanal geleitet. Nun fließt das Wasser wieder, wenn auch nur langsam.
Vor einigen Jahren kam es im Zuge der Euroga 2000, einer Art europäischer Gartenschau, zu einer Wiederherstellung des verbliebenen Kanalbetts. Von Neersen bis zum Stadtrand von Neuss läuft er – keineswegs 16 Meter breit – schnurgerade von West nach Ost. Zur Freude der Radfahrer wurde die so genannte Fietsallee (Radfahrweg) entlang des Kanals gebaut, die viel genutzt wird. Auf Infotafeln ist Wissenswertes über den Kanal zu erfahren und an vielen Stellen gibt es Hinweise auf Reste der alten Trasse.
So wird manches, was als technisches Wunderwerk begann, zum begehbaren oder vielmehr befahrbaren Freilichtmuseum, was übrigens auch für Teile der Fossa Eugeniana – zum Beispiel bei Rheinberg – gilt.


Links
www.nordkanal.net/kanal.de.php
www.euroga-mg.de/htm/projekte/nordkanal/nordkanal.asp

www.hs-niederrhein.de/~rebuett/geschichtliches/nordkana/
Die Fossa Eugeniana:
www.rvr-online.de/freizeit/sehenswuerdigkeiten/kl_fossa_eugeniania.shtml
Bilder-Galerie zum Eisernen Rhein, etwas für Technikinteressierte:
www.der-eiserne-rhein.de/erb_bilder.htm

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