Schon die alten Römer bauten einen Kanal
zwischen Rhein und Maas, die Fossa Corbulonis. Das war im ersten
Jahrhundert nach Chr. und die Arbeiten waren eine Beschäftigungstherapie
für die Soldaten des Generals Corbulo, der einen Krieg gegen die Friesen
einstellen und die Soldaten beschäftigen musste. Reste bestehen heute
noch in Südholland. als Rijn-Schie-Kanal.
Hunderte von Jahren später wurde die Fossa Eugeniana gebaut, was nicht
mehr lateinisch sondern spanisch ist. Das so genannte Oberquartier
Geldern am Niederrhein gehörte damals zu Spanien und die Spanier wollten
die aufständischen Niederlande vom gewinnbringenden Rheinhandel
abschneiden. Der Schiffsverkehr sollte ab Rheinberg in Richtung Venlo
zur Maas und weiter nach Westen führen. Baubeginn war 1626 aber das Ende
kam schon 1634, als die Niederländer das Gebiet eroberten.
Napoleons Grand Canal du Nord
Auch der Bau oder vielmehr die Planung dieses Kanals hatte mit
kriegerischen Auseinandersetzungen zu tun. Wieder sollte der
Schiffsverkehr von den holländischen Häfen fern gehalten werden, diesmal
aber ging es gegen England. Stichwort Kontinentalsperre.
Der Kanal vom Rhein zur Maas, von Neuß bis Venlo und später weiter bis
Antwerpen sollte 72,7 km lang werden. Geplant war eine Kanalbreite von
16 Metern, die Tiefe sollte 2,60 Meter betragen. Rechts und links waren
6 Meter breite und 1,40 Meter hohe Dämme als Treidelpfad vorgesehen.
Die Vermessungsarbeiten waren 1808 erledigt, 1809 fand in Neuss am Rhein
die Grundsteinlegung statt, Ende des Jahres 1810 wurden die Arbeiten
eingestellt. Der kriegerische Erfolg war auch hier schneller: Frankreich
und die Niederlande wurden zu einem Reich vereinigt. Der Kanal wurde
aufgegeben, die Schleusen verfielen.
Schleuse bei Louisenburg; Bildquelle: Omi’s Törtchen (Wikipedia)
Preußens Nordkanal
Nach dem Wiener Kongress fiel die gesamte Rheinprovinz an Preußen, zum
Weiterbau des Kanals Richtung Westen kam es nicht. Wozu auch?
Der fertige Teil von der Mündung am Rhein bei Neuss bis Neersen – dort
hätte man die Niers queren müssen, was viel Aufwand bedeutet hätte -
wurde schiffbar gemacht. Ab 1823 hat das Unternehmen Stinnes Kohle vom
Ruhrgebiet an den Niederrhein verschifft. Ab 1840 gab es auch
Personenbeförderung. Aber offensichtlich war weder das eine noch das
andere lukrativ, im Oktober 1850 fuhr das letzte Schiff auf dem
Nordkanal. Eine neue Technik hatte Einzug gehalten in Deutschland.
Der Eiserne Rhein
Seit 1834 gab es Eisenbahnen in Deutschland und statt des Kanals von Ost
nach West wurde der Eiserne Rhein geplant und gebaut, eine
Eisenbahnverbindung vom Duisburger Hafen nach Antwerpen. Er war die
kürzeste Verbindung vom Ruhrgebiet nach Antwerpen und wurde 1879 in
Betrieb genommen. Aber auch dem Eisernen Rhein war kein Erfolg
beschieden, der erste und der zweite Weltkrieg legten ihn still, seit
1958 steht nur noch ein Gleis zur Verfügung.
Erwähnenswert ist aber, dass vor dem ersten Weltkrieg Auswanderer aus
dem Ruhrgebiet nach den USA diesen Zug benutzten, um zu ihren Schiffen
zu gelangen.
Für Technikinteressierte gibt es im letzten Abschnitt einen Link zur
Bildergalerie „Eiserner Rhein“.
Heutzutage
Was vom Nordkanal übrig blieb; eigenes Foto
Um den Kanallauf nicht zur Kloake verkommen zu lassen, hat die
Firma Rheinbraun, die südlich des Kanalgebietes Braunkohle abbaut, den
Jüchener Bach in den Kanal geleitet. Nun fließt das Wasser wieder, wenn
auch nur langsam.
Vor einigen Jahren kam es im Zuge der Euroga 2000, einer Art
europäischer Gartenschau, zu einer Wiederherstellung des verbliebenen
Kanalbetts. Von Neersen bis zum Stadtrand von Neuss läuft er –
keineswegs 16 Meter breit – schnurgerade von West nach Ost. Zur Freude
der Radfahrer wurde die so genannte Fietsallee (Radfahrweg) entlang des
Kanals gebaut, die viel genutzt wird. Auf Infotafeln ist Wissenswertes
über den Kanal zu erfahren und an vielen Stellen gibt es Hinweise auf
Reste der alten Trasse.
So wird manches, was als technisches Wunderwerk begann, zum begehbaren
oder vielmehr befahrbaren Freilichtmuseum, was übrigens auch für Teile
der Fossa Eugeniana – zum Beispiel bei Rheinberg – gilt.