Ausgabe Nr. 38
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung älterer Erwachsener
Wasserstraßen
Mosel,
Rhein-Marne-Kanal
von
Marlis Föhr
Erinnerungen
Das Thema Technik weckt bei
mir Erinnerungen an die Wasserstraßen Mosel und Rhein-Marne-Kanal. Die
Fahrten auf unserem Kiel mit der Motorjacht „Viola“ waren für unsere
Familie immer wieder ein Erlebnis.
Unser „Kapitän“ (mein Mann) und seine „Mannschaft“ (zwei Kinder)
meisterten die Herausforderungen mit Elan: Hoch- und Niedrigwasser,
defekte Schleusen, rücksichtslose Schiffsführer auf den „dicken“
Schiffen!
Am Rhein-Marne-Kanal stiegen die Kinder auf die Fahrräder und
machten die Schleusen für die Durchfahrt frei.
In den siebziger Jahren kaufte man dann bei den Schleusenwärtern
noch frisches Gemüse und pausierte dabei mit einem „Schwätzchen“
Heute funktionieren die Schleusen automatisch. Peniche
(französische Binnenschiffe/Frachtschiffe) behindern den Flussverkehr
nur noch selten. Der Rhein-Marne-Kanal ist ein touristisches „Highlight“
geworden.
Die Mosel
Mosellauf von der Quelle bis zur Mündung; Bildautor
möchte nicht genannt werden
Schon der Römer Tacitus (ca. 50 v.Chr.) erwähnte in seinen
Annalen die Mosel, damals noch Mosella genannt und rühmte ihre große
wirtschaftliche und militärische Bedeutung. Der Dichter Decimus Magnus
Ausonius(310-393 n.Chr.) widmete ihr ein Gedicht, das heute noch große
wissenschaftliche Bedeutung hat (siehe Link 4).
Die Mosel entspringt am Col de Bussang in den Vogesen, fließt durch
Frankreich, Luxemburg und das deutsche Bundesland Rheinland-Pfalz und
mündet nach 544 km bei Koblenz in den Rhein.
Die Mosel ist nach dem Rhein die zweitgrößte Schifffahrtsstraße in
Deutschland.
Schleusenanlagen
Enkirch-Schleuse, Bildquelle M. Lorch,
www.binnenschifffahrtswelt
1964 wurde die Mosel von Metz bis Koblenz als Großschifffahrtsstraße
mit vierzehn Schleusen freigegeben. Die Höhe der Staustufen ist
unterschiedlich und kann bis zu neun Meter betragen.
Ständig steigender Frachtverkehr und die Personenschifffahrt, die aus
Fahrplangründen Vorschleusungsrechte besitzt, brachte lange Staus und
entsprechende Wartezeiten vor den Schleusen. Zur Beseitigung der
Kapazitätsengpässe wurde über eine zweite Schleusenkammer je Schleuse
nachgedacht.
Zweite Moselschleuse
Um die Planungsvorhaben in die Wege zu leiten, waren umfangreiche
Voruntersuchungen nötig. Da die Staubelastung in der Nähe der großen
Fremdenverkehrsorte besonders hoch war, wurden zunächst die Planungen
für die Schleusen Fankel und Zeltingen vorangetrieben, weitere sollten
in den nächsten Jahren folgen. Die Nutzlänge für die neuen Schleusen
sollte 210 m (bisher 172 m) und die Nutzbreite 12.50 m (bisher 12.00 m)
betragen, um auch großen Containerschiffen Rechnung zu tragen.
Der Rhein-Marne-Kanal
Römerbrücke Trier; Quelle Wikipedia
Die Möglichkeit, auf dem Wasserwege über die Mosel nach
Straßburg zu gelangen, bietet der Rhein-Marne-Kanal. Den ersten Plan
dazu gab es bereits 1591 von Graf von Veldenz-Lutzelstein, einen
weiteren von Ing. M. Brisson (1771-1828).
Erbaut wurde der Kanal 1844 -1863. Die französischen Behörden
erklärten 1879 den 314 km langen Kanal zum Wasserweg der Kategorie I.
Die „Peniche“ setzte sich als Hauptschiffstyp durch. Man hatte aber
nicht an den Siegeszug der Eisenbahnen gedacht, der Kanal wurde bei
weitem nicht so frequentiert wie erwartet.
Die Tunnels
In einem 314 km langen Kanal durchquert der Rhein-Marne-Kanal mit
Hilfe von Schleusen, zwei Tunnels und anderer Technik die Vogesen und
ganz Lothringen . Die Durchstiche wurden 1850 und 1853 angelegt. Sie
ermöglichen Einbahnverkehr in wechselnder Richtung und können mit
eigener Motorkraft durchfahren werden. Der Niderviller Tunnel misst 480
m, der Arzviller 2310 m. Der Unterschied zwischen einem gut ausgebauten
Autotunnel und diesen Wassertunnels beschreibt sich wie folgt: Man fährt
mit einer Geschwindigkeit von drei km/std durch ein feuchtes „Loch“. Das
Wasser tropft von den Wänden und der Decke, und die Beleuchtung des
eigenen Schiffes bringt gerade soviel Sicht, dass man nicht ständig an
die Seitenbegrenzung stößt.
Das Schiffshebewerk
Arzviller-Trog; Bildquelle Hausbootberichte Chr. Blome
Nach dem zweiten Tunnel führt ein neues Kanalstück zum
Schiffshebewerk bei Arzviller/Saint Louis, das 1969 in Dienst gestellt
wurde und siebzehn Schleusen ersetzt bei einer Hubhöhe von 45 m. Die
Überlegungen zu einem Schrägaufzug gab es bereits 1920. Die Pläne
konnten erst nach dem II. Weltkrieg nach der Änderung des Luxemburger
Vertrags umgesetzt werden. Es wurde eine „Riesenbadewanne“ auf Schienen.
Beide Seiten des Trogs und die Kanalabschnitte werden durch Tore
verschlossen und nur zu Ein- bzw. Ausfahrt der Schiffe geöffnet. Die
Schiffe fahren in den 43 m langen mit Wasser gefüllten Tank hinein, der
dann auf einer um 41 Grad geneigten Fläche um 108 m gesenkt (oder
angehoben) wird.
Straßbourg
Mit dem Schiffshebewerk trifft man in wenigen Minuten wieder auf die
alte Strecke und erreicht nach 34 Schleusen Straßbourg. Die Stadt,
16.n.Chr. von den Römern als Festung gegründet, ist heute ein
internationaler Knotenpunkt. Die großen „Kähne“ legen am Quai des
Pecheurs an, kleinere können in die engen Kanäle von Le Petit France,
dem ehemaligen Gerberviertel, fahren. Der Weg zum Rhein führt über den
großen Industriehafen in eine Großschleuse, das Tor zum Rhein.
Links
http://wsv.de/Aktuelles/Projekte/Zweite_Moselschleuse/index.html
www.memotransfront.uni-saarland.de/htm/5x14.htm
frankreich-sued.de/wasser/rhein-marne-kanal/rhein-marne-kanal.htm
www.geocities.com/daretoshare2004/subdi1/Ausonius.htm
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