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Ärzte retten Todgeweihten
                                                 von Anne Pöttgen
Mit  spektakulären Schlagzeilen wurde in den Medien über den Fall eines 64jährigen Patienten in Düsseldorf berichtet.

Der Patient war praktisch nicht mehr lebensfähig, sein Herz konnte nach einem Herzschock nicht mehr pumpen. Ärzte und Angehörige sahen nur noch einen letzten Ausweg: Eine Stammzellen-Transplantation.
Diese Therapie wurde in der Klinik für Kardiologie der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf seit dem Jahre 2001 bereits mehr als 30-mal durchgeführt. Allerdings nur bei Patienten, die nicht so schwer erkrankt waren wie der 64-Jährige.

Das Verfahren
Was geht nach einer solchen Transplantation vor sich? Die Knochenmarkszellen wandeln sich in Herzmuskelzellen um oder regen deren Wachstum an. Das durch den Infarkt geschädigte Herzmuskelgewebe regeneriert sich. Bei dem von Professor Bodo Eckehard Strauer entwickelten Verfahren wurden Stammzellen aus dem Rückenmark des Patienten entnommen und mit einem Ballonkatheter in die vernarbte Stelle der Infarktarterie gespritzt.  Es handelt sich dabei um so genannte adulte Stammzellen. Es sind, laut WDR, Quarks & Co, eine „Art von Ersatzzellen“, die normalerweise der Reparatur von Organen oder dem Ersatz verbrauchter Zellen dienten. Es seien noch nicht ganz ausgereifte Zellen, die sich ein Leben lang im Körper erneuerten

Der Brustkorb muss für die Stammzellen-Transplantation nicht geöffnet werden. Außerdem hat sie den Vorteil, dass die eigenen Stammzellen stets verfügbar und immunverträglich sind.
Warum Stammzellen aus dem Knochenmark? Der Grund: Bei Frakturen, Entzündungen und Verletzungen werden solche Zellen vom Körper aus dem Knochenmark ausgeschüttet, um die Wunden zu heilen.
ImageNach neun Tagen konnte der Patient wieder selbstständig atmen, die Pumpleistung des Herzens hatte sich um 28 Prozent erhöht. Nach weiteren 14 Tagen wurde er in eine Rehaklinik überwiesen.

Kritische Stimmen
Die gegnerische Fraktion der Grundlagenforscher, die auf die Vorzüge der embryonalen Stammzellen setzt, stellt die Behauptung auf, dass die adulten Stammzellen nicht zum Nachwachsen des beim Herzinfarkt zerstörten Gewebes beitragen. Jedenfalls scheint das bei den Experimenten mit Mäusen nicht so zu sein.
Professor Jürgen Hescheler, Köln, zum Beispiel erkennt zwar an, dass es in Düsseldorf positive Effekte gegeben habe, weil die  Knochenmarkszellen ein Sammelsurium an Botenstoffen absondern. Aber der Nachweis, dass tatsächlich Herzzellen nachgewachsen seien, sei nicht erbracht.
Hescheler spricht allerdings auch über die Risiken seines eigenen Therapeutikums, der Anwendung von Embryonalen Stammzellen. Das sind Stammzellen im Anfangstadium der Entwicklung .die beim Menschen etwa vom 4. bis 7. Tag nach der Befruchtung entwickelt sind (Quarks & Co). Diese Zellen können Tumoren bilden, für unregelmäßigen Herzschlag sorgen und abgestoßen werden. Die Probleme mit diesem Zelltypus sind noch zahlreicher als bei den adulten Stammzellen. Gerade deshalb warnen die Grundlagenforscher vor einer verfrühten Stammzellentherapie am Menschen.

Stammzellen
Was sind Stammzellen? „Eine Stammzelle ist eine Art Ursprungszelle, die sich unbegrenzt vermehren und alle Zelltypen des Körpers bilden kann (zum Beispiel Muskelzelle, Nervenzelle, Blutzelle). Diese Fähigkeit der Stammzellen bezeichnet man als Pluripotenz, das heißt vielfältige Entwicklungsmöglichkeit. Ein eigenständiger Organismus kann aus ihnen jedoch nicht mehr entstehen.  Nur Zellen von sehr frühen Embryonen sind totipotent, das heißt, dass sich aus jeder einzelnen Zelle dieses Embryos durch Teilung ein eigenständiges Lebewesen entwickelt kann.
Mit Hilfe von Nährlösungen lassen sich aus Stammzellen im Labor bestimmte Zelltypen züchten. Noch gibt es allerdings kein Verfahren, mit dem sich die Stammzellen wie gewünscht in ihrer Entwicklung dirigieren lassen“ (Aus Deutsche Forschungsgemeinschaft). Link dazu im letzten Abschnitt.

Adulte Stammzellen
Professor Strauer nutzt den Erfolg seiner Stammzellen-Transplantation zu einem Aufruf, die Forschung an adulten Stammzellen stärker zu fördern als bisher. Eine Forschung an embryonalen Stammzellen lehnt er für sich persönlich aus ethischen Gründen ab.

Links
http://www.dfg.de/aktuelles_presse/themen_dokumentationen/
stammzellen/was_sind_stammzellen.html

www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/news/50123/index.html

www.quarks.de/gentherapie/o6o2htm

 
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