Spektakuläre Erfolge bei der Stammzellenforschung

                                                 von Christa Grawert-Wagner
Mitte November 2007 wurden Wissenschaftler und Politiker durch eine sensationelle Meldung elektrisiert. Menschliche Hautzellen lassen sich mit nur vier Genen so umgestalten, dass sie sich wie embryonale Stammzellen verhalten, d.h. sie werden zu Alleskönnern und können jeden der mehr als 200 Zelltypen des Körpers bilden.

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Quelle: Eva Kaliwoda/www.pixelio.de

Geglückt waren die Forschungen dem Team um Shinya Yamanako von der Kyoto University, Japan. Zeitgleich  und  unabhängig voneinander veröffentlichte das  Forscherteam von James Thomson von der University of Winsconsin, USA,  identische  Ergebnisse. Der Traum von der Herstellung patienteneigenen und krankheitsspezifischen Zellen scheint ein Stückchen mehr Realität zu werden. Und dazu brauchen die Forscher weder Eizellen noch Embryonen.


Fragen ungeklärt

Vor allzu euphorischen Phantastereien wurde allerdings prompt gewarnt. Es sei ein Denkfehler, dass Forscher von sofort an auf die Forschung mit menschlichen embryonalen Stammzellen verzichten könnten, schreibt Professor Hans R. Schöler, Direktor des Max-Planck-Instituts für molekulare Biomedizin, Münster, in einem Beitrag für die Frankfurter Rundschau. Bevor solche Zellen für therapeutische Zwecke zur Verfügung stünden, müssten noch etliche wissenschaftliche Fragen geklärt werden.
So wurden die Gene mit Hilfe von Viren, mit Hüllen von Retroviren, ins Erbgut der Körperzellen eingebaut. Doch unklar ist, wie die Viren wieder aus den Zellen herauszubekommen sind. Denn die Gefahr besteht, dass diese eingeschleusten Viren beim Menschen Krebs entstehen lassen.

Eizelle unverzichtbar
Um herauszufinden, ob diese neuen Zellen genau das gleiche Potenzial haben wie die menschlichen embryonalen Stammzellen müssten beide Zellen miteinander verglichen werden. Das jedoch, bedauert neben anderen Wissenschaftlern auch Professor Schöler, sei in Deutschland nicht erlaubt. In Deutschland, so schreibt es das Gesetz vor, dürfen Forscher nur an menschlichen Stammzellen arbeiten, die vor dem 1. Januar 2002 existiert haben. Heute wisse man jedoch, dass „diese Zellen Schäden und Verunreinigungen (aufweisen), die Forschungsergebnisse verfälschen und wertlos machen können“. Schöler wirft den Hardlinern dieser Gesetzeslage vor, nicht zu erkennen, „dass dies nicht nur für die embryonale, sondern die ganze Stammzellforschung in Deutschland verheerende Folgen hat“

Neue Initiative
Inzwischen gibt es eine parlamentarische Initiative, den Stichtag auf den 1. Mai 2007 zu verschieben, um den Wissenschaftlern hierzulande wieder genügend Forschungsmaterial von neueren Stammzellen zur Verfügung zu stellen. Das Für und Wider für diese Gesetzesänderung geht durch alle Parteien. Wie die Frankfurter Rundschau schreibt, dürfte die Abstimmung zur neuen Gesetzeslage in der ersten Hälfte des neuen Jahres erfolgen. „Nur jene Länder – wie Japan, Amerika oder England - in denen Forscher mit neuen…. Stammzellen arbeiten dürfen, haben auch bei den alternativen Vorgehensweisen (bei denen keine Embryonen verbraucht werden müssen) die Nase vorn.“ Professor Schöler drängt. Denn das jetzige Gesetz blockiere auch die Forschung an den ethisch unproblematischen adulten Stammzellen.


Quellen:
Frankfurter Rundschau vom 22. November 2007,
Kölner Stadt-Anzeiger vom 22. November 2007

Foto: Eva Kaliwoda/www.pixelio.de

 
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